Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
schnappen.«
Ich blätterte in den gekühlten Papieren. Da war eine vorläufige Bodenanalyse, die fast nur aus Diagrammen und Zahlenkolonnen bestand. Nur ganz hinten war eine Zusammenfassung in normalem Englisch. »Hier steht, dass die Bodenpartikel, die mit der Leiche sichergestellt wurden, teilweise nicht mit dem Substrat übereinstimmen, in dem sie begraben war.«
Alf nickte. »Das bedeutet, sie wurden woanders umgebracht und dann dort verscharrt.«
Ich starrte ihn an. »Ja, sicher, aus den Fotos auf den Geburtstagskarten hätten wir das ja niemals schließen können.«
Seine Wangen liefen rot an. »Na ja … ich meine … ähm. Wollt ihr vielleicht Tee oder Kaffee oder so?«
Dr. McDonald ging zu der Wand mit den Kühlfächern und legte eine Hand auf eine der Edelstahltüren. »So lange haben sie in der kalten Erde gelegen, und jetzt können sie immer noch nicht zurück zu ihren Familien.«
Nur noch ein bisschen länger, bitte . Nur so lange, bis ich mir Steven Wallace gekauft habe. Nach fünf Jahren kam es doch wohl auf ein paar Tage mehr oder weniger nicht mehr an …
Ich räusperte mich, schob den Bericht zurück in die Mappe und gab sie Alf zurück. »Wenn wir eine Bodenprobe vom Tatort der Morde bekommen, können wir einen Abgleich machen. Dazu bräuchten wir nur einen entsprechenden Be schluss.« Ich zog mein Handy heraus. Das Netzsymbol blinkte mich an: kein Empfang.
Alf schob das Kühlfach wieder in die Wand. »Das liegt an dem ganzen Metall und den Rohren und den Kühlaggregaten, und dann sind wir auch noch im Kellergeschoss – da ist der Empfang ziemlich beschissen. Aber draußen vor der Tür gibt’s ’ne Stelle, da geht’s ganz gut.«
Nichts, immer noch nichts … dann fiel die Tür der Leichenhalle hinter mir zu, und ich hatte vier Balken.
DCI Weber ging nicht dran, Rhona auch nicht, also versuchte ich es stattdessen bei Sabir. »Ich brauche alles über einen gewissen Steven Wallace, Nummer sechsundachtzig McDermid Avenue, Oldcastle. Weiß, männlich, Anfang bis Mitte vierzig. Recherche im Zentralregister und komplette Personenüberprüfung.«
»Vergiss das Zentralregister. Hab ich dir nicht gesagt, das Internet ist die beste Quelle?« Tastengeklapper im Hintergrund. »Ich will ja nicht neugierig sein, aber wer ist denn dieser Steven Wallace eigentlich?«
»Kommt drauf an, was du über ihn findest, nicht wahr?«
»Okay … Ist das offiziell oder inoffiziell? «
»Wie gesagt, das kommt drauf an, was du findest.«
Die Tür hinter mir ging auf, und Dr. McDonald trat in den schummrigen Gang. »Wollen Sie –«
Ich hielt einen Finger hoch und deutete auf das Handy. »Ich brauche genug Belastendes, um ihm das volle Programm reindrücken zu können: sein Haus auf den Kopf stellen, ihn aufs Revier schleppen, DNS -Probe, Leibesvisitation und so weiter.«
»Überlass das ruhig mir. Aber das kostet dich ein Bierchen, klar?« Sabir legte auf.
Ich ließ das Telefon wieder in die Tasche gleiten. »Tut mir leid – war dienstlich.«
»Haben Sie vielleicht Lust, heute Abend mit mir zu essen? Ich meine, dass wir uns was kommen lassen oder so, Tante Jan fährt nach Glasgow zum Konzert von My Chemical Romance , und sie übernachtet dort bei Freunden, das heißt, ich bin allein, und vielleicht könnten wir über den Fall reden oder so. Oder wir könnten uns einen Film anschauen …« Sie biss sich auf die Unterlippe und trat einen Schritt zurück, den Blick auf einen Punkt über meiner Schulter geheftet.
Ich drehte mich um. Da kniete jemand im Halbdunkel – massige Schultern, grauer Overall, ausgelatschte Turnschuhe. Die Rattenfängerin. Sie hielt etwas an die Brust gedrückt und streichelte es. Eine der großen Plastikfallen lag leer vor ihr.
Dr. McDonald trat näher und zupfte mich am Ärmel. »Ist das eine Ratte? – Ich meine, streichelt sie tatsächlich eine tote Ratte?«
Die Rattenfängerin musste sie gehört haben, denn sie blickte auf und starrte uns an.
Mein Handy klingelte – das schrille Geräusch durchschnitt das Summen des Krankenhausbetriebs über uns.
Die Rattenfängerin rührte sich nicht.
Ich nahm den Anruf an. »Michelle, das ist jetzt gerade sehr ungüns–«
»Die Schule hat eben angerufen.«
Ein schweres Gewicht presste mir einen Seufzer aus der Lunge. »Was hat sie jetzt wieder angestellt?«
»Katie war in eine Schlägerei verwickelt – sie halten sie im Büro fest. Jemand muss hinfahren und mit der Direktorin reden.«
Schweigen.
»Und?«
Der Gouvernantenton war
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