Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
wärmenden Becher und badete mein Gesicht im aufsteigenden Dampf. »Wir filmen alle Anwesenden. Dann zeigen wir den Eltern der Opfer die Filmaufnahmen, und wenn sie jemanden wiedererkennen, besorgen wir uns einen Haftbefehl und schleppen denjenigen zur Vernehmung aufs Revier.«
»Hmmmpf.« Dickie tippte auf seine Zigarette, und ein Regen aus grauen Flöckchen stiebte in die Dunkelheit davon. »So jemanden wie Steven Wallace zum Beispiel?«
Ah … Ich nahm einen Schluck Tee. »Sabir hat eine große Klappe.«
»Das hätte ich nicht von Ihnen gedacht, Ash. Solche Aktionen hinter meinem Rücken – ich dachte, das wäre unter Ihrer Würde.«
Dr. McDonald leckte sich die Lippen. »Also, eigentlich war es meine Idee – ich wollte, dass er unauffällig vorgeht, ich meine, wir wollen doch Wallace nicht verschrecken, wenn er ein potenzieller Verdächtiger ist …«
Als ob ich vor dem großen bösen Detective Chief Superintendent geschützt werden müsste. »Das war nicht sie, ich war’s«, sagte ich und ließ es klingen wie: Und was bitte wollen Sie dagegen machen?
Die Zigarette zischte, als Dickie noch eine Lunge voll Rauch einsog und vor sich hin stierte. »Was denn, spielen wir jetzt ›Ich bin Spartacus!‹? Es ist mir vollkommen scheißegal, wer es war, Sie klären so etwas vorher mit mir ab. Das gilt für Sie beide.«
»Hat Sabir gesagt, ob er etwas gefunden hat, als er mich verpfiffen hat?«
»Mein Team nimmt sich Megans Freunde vor. Sabir geht im Einkaufszentrum die Aufnahmen der Überwachungskameras durch. Fragen Sie ihn doch selbst.«
Die Kameras begannen zu blitzen, sobald ich aus der Haustür der Taylors trat. Irgendwann, nachdem wir hineingegangen waren, hatte jemand ein Absperrband gespannt, damit die Presse und die Gaffer auf dem Gehsteig blieben und nicht in den Vorgarten und in die Einfahrt latschten.
Der uniformierte Constable, der die Haustür bewachte, blähte die Nüstern. »Die Burschen sind vor zehn Minuten hier angekommen, Chef. Müssen echt hellseherische Fähigkeiten haben.«
Ein Übertragungswagen, fast ein Dutzend Fotografen, eine Handvoll Zeitungsjournalisten … Mist: Da stand Jennifer in der Mitte des Rudels. In ihren Kamelhaarmantel gehüllt, die kastanienbraunen Haare unter einer Pelzmütze verborgen, sprach sie in ein Diktiergerät. Ihr rattengesichtiger Fotograf wuselte um sie herum. Er sah, wie ich ihn anstarrte, ließ seine Kamera sinken und wandte den Blick ab. Keine Lust, noch mal eins in die Fresse zu kriegen.
Ein Streifenwagen hielt vor dem Haus, mit zwei Rädern auf dem Gehsteig, sodass er die Einfahrt der Taylors blockierte.
Die Tür ging auf, und Shifty Dave stieg aus. Die Blitzlichter der Kameras spiegelten sich in seiner Glatze. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. »Was machst du denn hier? Ich dachte, du hättest längst Feierabend.«
Ich wies mit dem Kopf auf Dr. McDonald. »Erwachsene Aufsichtsperson.« Sie ging hinter meiner Schulter in Deckung und warf verstohlene Blicke auf Shifty Dave in seinem billigen Anzug.
Er schniefte. »Ist Dickie noch da?«
Blitz, blitz, blitz.
»Im Haus …«
Jennifer schob sich durch die dicht gedrängte Pressemeute bis zum Rand der Einfahrt vor. Dachte sicher, sie könnte mich festnageln, mir ein Gespräch aufzwingen, mich so lange provozieren, bis ich irgendeine Dummheit von mir gab, die sie dann morgen auf die Titelseite der News and Post klatschen könnte. Und damit lag sie wahrscheinlich richtig.
»Dave, kannst du mir einen Gefallen tun?«
Er zog den Hals ein und vervielfältigte damit sein Kinn. »Ich hab den Gestank vom letzten Mal immer noch nicht aus meinem Kofferraum rausgekriegt.«
»Jennifer und ihr Affe – ich will nicht mit denen reden.«
»Tja, das Leben ist hart.«
»Es könnte sein, dass mir was rausrutscht. Wie – na ja – sagen wir, gewisse intime Details über das Liebesleben meiner geschätzten Kollegen?«
Seine Augen verengten sich. »Du hast es mir versprochen, verdammt noch mal!«
»Dann stell dich nicht so an.«
» Du stellst dich an …« Er kaute einen Moment lang auf etwas herum, dann seufzte er. »Okay. Aber du bist ja selbst schuld, weil du so blöd warst, sie zu vögeln.« Shifty Dave drehte sich um, ging die Einfahrt hinunter und blieb direkt vor Jennifer stehen. Er war groß und breit genug, um ihr komplett die Sicht zu nehmen.
Ich ergriff Dr. McDonalds Hand, zog sie zum Rand der gepflasterten Fläche und half ihr, über die kniehohe Buchsbaumhecke in den Nachbargarten zu klettern,
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