Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
ist ihm klar geworden, dass er nicht aufhören muss, er kann immer weitermachen, immer besser werden bei dem, was er tut, das ist genau der Grund, weshalb er experimentiert …«
»Nein, es ist zu signifikant – er hat auf dieses große Finale hingearbeitet. Wenn er Megan Taylor tötet, wird das eine kathartische Erfahrung sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das Muster hat sich geändert: Es gibt keinen Knebel, die Karte ist heute gekommen anstatt erst nächstes Jahr, es ist viel … unmittelbarer.«
Ich stellte das Buch ins Regal zurück. »Ich muss wissen, ob er aufhören wird. Ist es so? Wird das Dreckschwein einfach in der Versenkung verschwinden?«
»Ja.«
»Nein.«
»Er hat auf diesen Moment hin–«
»Henry, so etwas gibst du nicht einfach auf, wenn du einmal auf den Geschmack gekommen bist. Du hast es drauf, du bist gut darin, und sie werden dich nie erwischen, es ist an der Zeit, ehrgeiziger zu werden, Visionen zu verwirklichen, dich an dem zu weiden, was du geschaffen hast …« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Warum sollte er das alles aufgeben?«
»Henry?«
Am anderen Ende war es still. Dann hörte man das metallische Knirschen, mit dem der Deckel von einer versiegelten Whiskyflasche abgeschraubt wurde . »Es geht um Macht … Es geht immer um Macht.« Ein gluckerndes Geräusch. »Wenn du recht hast, wird er die Medienberichterstattung verfolgen, die Pressekonferenzen, die öffentlichen Trauerbekundungen. ›Seht meine Werke, Mächt’ge, und erbebt.‹«
Dr. McDonald starrte auf ihre roten Converse Hi-Tops hi nunter. »Er wird es hautnah miterleben wollen … wie wär’s, wenn wir ihm dabei helfen, ich meine, wir könnten eine Mahnwache mit Kerzen organisieren oder so was in der Art?«
»Ja. Ash, ihr müsst so eine bombastische Aktion anleiern, wo alle Teddybären und Blumen und Fußballschals ablegen. Irgendwas Großes und Beeindruckendes. Jede Menge öffentliches Asche-aufs-Haupt-Streuen. Und dann richtet ein paar Kameras auf die Menge – unser Knabe wird der Versuchung nicht widerstehen können.«
Sie nickte. »Er wird mittendrin stehen und sich an der allgemeinen Trauer weiden, in dem Bewusstsein, dass das alles seinetwegen ist, dass er allein es bewirkt hat, er hat die Macht über Leben und Tod …«
Ich nahm die Geburtstagskarte vom Nachttisch. »Ich seh mal, was sich machen lässt.«
»Wir haben eine Riesenparty organisiert, mit allem Drum und Dran: Hummer-Stretchlimousine in Knallpink, ein DJ , Götterspeise und Eis, Räucherlachs und Sushi.« Bruce Taylor nestelte an seiner Krawatte herum – sie war schwarz, wie für eine Beerdigung; es passte zu seinem bleichen Gesicht und den blutunterlaufenen Augen. »Ist … Sind Sie sicher, dass das so in Ordnung ist? Ich sehe mit der Krawatte nicht irgendwie bedrohlich aus? Vielleicht sollte ich keine Krawatte tragen …«
Seine Frau saß auf der Kante eines großen roten Sofas, still wie ein Grab. Als wäre sie durch eine Wachsfigur er setzt worden – die Augen blickten ins Leere, mit einer kleinen Falte zwischen ihren säuberlich gezupften Augenbrauen. Der Mund war verkniffen.
»Andrea, findest du, ich sollte mich umziehen?«
Sie schaute ihn nicht einmal an.
Er zupfte noch ein wenig an seiner Krawatte herum. »Vielleicht sollte ich mich umziehen …«
Dr. McDonald legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ziehen Sie das an, worin Sie sich am wohlsten fühlen. Wenn die ganzen Kameras auf Sie gerichtet sind und das Blitzlichtgewitter losgeht und alle Sie mit Fragen bestürmen, wollen Sie sich doch keine Gedanken um Ihre Krawatte machen. Wenn Ihnen die Krawatte nicht gefällt, dann pfeifen Sie doch auf die Krawatte.«
Ein zaghaftes Lächeln zuckte über sein Gesicht. Und verschwand wieder. »Sie ist noch am Leben.«
Dickie nickte. »Sie ist noch am Leben. Wir werden Megans Foto veröffentlichen, einen Zeugenaufruf senden, ihn bitten, sie freizulassen …« Der DCS streifte mich mit einem Blick. Räusperte sich. »Und wir werden die Leute über die morgige Mahnwache informieren.«
DCS Dickie sog an seiner Zigarette, bis seine Wangen ganz hohl waren und die Spitze in dem dunklen Garten orange glühte. »Sind Sie sicher?«
Dr. McDonald schüttelte den Kopf. »Hundertprozentig können wir es nicht sagen, dazu wissen wir zu wenig über ihn, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es ihn zu so einer Trauerkundgebung hinziehen wird.«
»Und wie genau soll uns das helfen, ihn zu fassen?«
Ich schlang meine schmerzenden Hände um den
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