Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
weiß sie es fünfzehn Minuten später. Wir fahren nach Gloucester.«
Ich sank tiefer in meinen Sitz. »Keine Krankenhäuser …«
»Sie sollten sich ausruhen. Versuchen Sie ein bisschen zu schlafen.«
Vergiss es. »Wie hast du mich gefunden?«
Er blickte starr geradeaus. »Was ist mit Ihrem Fuß passiert?«
»Ein Akt der Buße.« Ich formte mit den Fingern eine Pistole und zielte auf ihn. »Peng.«
»Mum schmeißt sie immer auf dem Weg zur Arbeit raus. Ich dachte … Na ja, falls Sie noch am Leben wären …« Straßenlaternen funkelten in der Ferne. Wir überholten einen klapprigen Transit. »Hat der Gratulator wirklich Ihre Tochter entführt?«
»Für einen kleinen Jungen fährst du ziemlich gut.«
»Ich bin dreizehn. Ich bin kein Kind mehr.«
»Okay.«
Er umklammerte das Lenkrad fester, drückte zu, als ob er es würgen wollte. Jetzt brauchte er nur noch Arthritis, eine tote Tochter und ein Loch im Fuß.
Die Plastikabdeckung der Lenksäule war aufgeplatzt wie eine große graue Pistazie. Drähte hingen heraus, die kupferglänzenden Enden waren ineinander verdreht. »Du hast mein Auto kurzgeschlossen …«
Dawson holte tief Luft. Dann sprudelte es in einem Schwall aus ihm heraus, wie aus einer geschüttelten Coladose. »Der Gratulator hat Brenda nicht umgebracht.«
Ich seufzte. Ließ meinen Kopf gegen das kühle Glas des Seitenfensters fallen. »Es war deine Mutter, stimmt’s? Sie war gegen eure Beziehung.«
»Mum dachte, sie wäre nur aufs Geld aus, aber da lag sie falsch. «
»Also hat sie Brenda umgebracht.«
Schweigen. »Nein. Weil ich ihr zuvorgekommen bin.«
Die Straße war still und dunkel, als Dawson in eine Einfahrt einbog und mein Auto auf einem gekiesten Hof hinter einem gesichtslosen Gebäude abstellte: drei Stockwerke hoch, Licht in den Fenstern.
Ich blinzelte. Meine Arme waren wie Blei, die Beine auch. Hatte wahrscheinlich eine ganze Menge Blut verloren.
Halb half er mir aus dem Wagen, halb zerrte er mich. »Können Sie gehen?«
»Ist nicht … Ja.« Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
Er hob meinen Arm und schlang ihn um seine Schultern. »Ist nicht mehr weit.«
Die Hintertür war mit einem Zylinderschloss gesichert. Er schloss auf, und wir humpelten einen schmalen Gang entlang zu einer Treppe, die nach unten führte. Verdammt, wieso musste es eine Treppe sein?
Schritt, klonk … Schritt, klonk … Ich versuchte mein Gewicht auf den Absatz zu legen.
Am unteren Absatz war eine blaue Tür mit einem Briefschlitz. Dawson zog wieder seine Schlüssel aus der Tasche, hantierte am Schloss herum, und dann waren wir in einer kleinen Souterrainwohnung, die von pappig warmen Backgerüchen erfüllt war.
Er schloss die Tür und verriegelte sie wieder – drei schwere Riegel und eine Metallstange, die an einer großen Stahlplatte an der Tür befestigt und in einer Öse in den Bodendielen verankert war.
Wir hatten zu Hause schon Cannabisplantagen gehabt, die nicht so gut gesichert waren.
Dawson zog seine Jacke aus und hängte sie an einen Haken. »Bren? Bren, ich bin’s.«
Eine Stimme vom anderen Ende des Flurs. »Wie war das Training?«
Er führte mich in eine kleine Küche, die in fröhlichem Gelb gestrichen war. Ein junges Mädchen stand an einem Elektroherd und rührte in einem Kochtopf. »Es gibt Fischstäbchen und Apple Crumble, wenn du …« Sie drehte sich um – lange blonde Haare mit einem rasiermesserscharfen Pony, wie ihre Mutter.
Das Lächeln verschwand aus Brenda Chadwicks Gesicht. Sie ließ ihren Holzlöffel fallen und legte beide Hände auf die Wölbung ihres Bauchs. »Wer ist das?«
Dawson hob die Hände. »Es ist okay, ich kann es erklären.«
»Das hoffe ich!«
Vor mir auf dem Tisch standen ein Becher heißer Tee mit Milch und ein Teller mit Fischstäbchen, Kartoffelbrei und Spaghettiringen. Mein Essen wurde langsam kalt, während Dawson und Brenda ihres hinunterschlangen.
Brenda putzte ihre letzten Spaghetti weg, dann lehnte sie sich zurück und strich sich über ihren Babybauch. »Und da konnten wir natürlich nicht bleiben. Wenn Dawsons Mutter dahinterkäme, dass ich schwanger bin, würde sie unser Baby umbringen. Und mich auch.«
»Ihr hättet weglaufen können.«
Dawson schüttelte den Kopf und legte ihr den Arm um die Schultern. »Sie kennen Mum nicht. Sie hätte uns gefunden, egal wohin wir gegangen wären.«
Sehr clever. Ich schob meinen Teller weg. »Aber nicht, wenn sie glaubte, Brenda sei schon tot.«
»Deswegen habe ich erzählt, ich hätte
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