Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
einem toten Bullen, einer Mordserie an Prostituierten …?« Sie zwinkerte. »Und gute Besserung für Ihren Fuß.«
Der Range Rover schnurrte davon, vom Rastplatz auf die Straße. Die Rücklichter glommen wie Augen einer bösartigen Katze. Wurden immer kleiner und kleiner, bis sie schließlich verschwanden.
Ich war allein.
Ganz allein in der Dunkelheit.
Irgendwie musste ich zurück nach Bath. Das Auto finden. Nach Hause fahren …
Mein rechter Fuß schlurfte über den Asphalt. Es kribbelte unter dem Verband aus silberfarbenem Isolierband, der mit einem Handtuch umhüllt war, das wiederum mit Isolierband umwickelt war, das in einem extra festen Müllsack steckte. Ein Schritt, ein Schlurfen … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf, stolper. Der Boden schnellte hoch, um mich aufzufangen. RUMMS .
Mist.
Ich lag auf der Straße, in der Dunkelheit und der Kälte, rang nach Luft und fluchte.
Katie …
Ich schluchzte.
Ein dünnes, eiskaltes Nieseln benetzte mein Gesicht.
» SCHWEINE !«
Tief in meiner Tasche klingelte mein Handy. Beim dritten Versuch gelang es mir endlich, es rauszuziehen. » DR. MCGAGA « leuchtete auf dem Display auf und verschwand dann wieder. Der Anruf war auf die Mailbox gegangen.
Meine Beine wollten mir nicht gehorchen.
Ich fingerte eine Weile auf den Tasten herum, und endlich drang ihre aufgezeichnete Stimme aus dem Lautsprecher. »Ash? Hallo, hier ist Alice, Alice McDonald. Okay, also, Henry hatte mit allem recht – die Spurensicherung hat an allen Stellen gegraben, die er auf der Karte markiert hat, und sie haben die anderen Leichen gefunden. Alle.« Eine Pause. Irgendwo in der Ferne kreischte ein Fuchs. »Wir haben die Überreste von insgesamt elf Mädchen – es hat also tatsächlich vor fünf Jahren noch ein Opfer gegeben. Ich wollte … Ich dachte mir, Sie würden das wissen wollen. Rufen Sie mich zurück, wenn Sie die Nachricht abhören … Bitte.«
»Ende der Nachricht. Um diese Nachricht zu löschen, drücken Sie bitte die Drei.«
Sie hatten Rebecca gefunden.
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und schluchzte. All die Jahre und jetzt war mein kleines Mädchen endgültig tot. Der Regen durchnässte meine Haare, meine Kleider, kalt und feucht auf meiner tauben Haut.
Katie und Rebecca …
Nein.
Steh auf: Du hast noch bis morgen Nachmittag fünf Uhr.
Steh auf.
» AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAGH !«
Auf. JETZT .
Ich hievte mich auf die Knie, dann auf meine wackligen Füße. Schritt, schlurf … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
Den Kerl finden und umbringen … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf … Meine schmerzenden Finger um seinen Hals schlingen und zudrücken … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf … Ihn im Keller an einen Stuhl fesseln … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf … Muster in seine Haut ritzen – zuhören, wie er schreit … Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
Scheinwerfer flimmerten in der Dunkelheit, kamen näher.
Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
Das Auto wurde langsamer, rollte aus, direkt vor mir.
Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
Die Fahrertür ging auf, und drinnen ging ein Licht an. »Brauchen Sie Hilfe?«
Ich blinzelte, rieb mir die Augen.
Es war ein Junge: schlaksig, blonde Haare, große Zahnlücke. Dawson Whitaker, Terris Sohn.
Ich kniff die Augen zusammen, bis ich auch das Auto scharf sehen konnte. Ein schrottiger Renault mit verbeulten Türen. Mein Auto. »Das ist mein Auto.«
»Es tut mir leid.« Er öffnete die Beifahrertür, eilte herbei und fasste mich am Ellbogen.
Schritt, schlurf … Schritt, schlurf …
»Passen Sie auf Ihren Kopf auf.«
Ich ließ mich auf den Sitz fallen. »Ich will nach Hause …«
Dawson leckte sich die Lippen, trat eine Weile unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Dann stieg er wieder ein.
»Ich konnte nichts dafür.« Der Junge schaltete zurück und wechselte auf die Überholspur, um an einem Wohnmobil vorbeizuziehen. »Ich wusste, dass etwas im Busch war – Mum lässt mich nie ohne Beschützer zum Rugbytraining gehen, nicht nach dem, was mit Dad passiert ist … Aber normalerweise ist es nur Eugene oder Ed oder Derek, nie alle drei zusammen …«
Aus der Dunkelheit tauchte ein Schild auf: South Wales M4; Bristol (West), South West, Midlands (M5); Bristol M32.
Dawson fuhr an der Ausfahrt vorbei. »Ich kann Sie nicht nach Bristol bringen – Mum macht alle ihre Geschäfte dort, wenn wir da in der Notaufnahme aufkreuzen,
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