Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
wump, wump, im Takt mit dem Pulsschlag in meinen Ohren.
Tramadol und Diclofenac. Ich drückte drei von jeder Sorte aus der Blisterpackung und schluckte sie trocken runter.
Los, wirken! Ihr sollt wirken!
Der Atem entwich zischend aus meinem Mund, begleitet von einem kleinen Spuckeregen.
Scheiße …
Ich versetzte meinem Bein einen Boxhieb.
» WIRKEN !«
Ich knallte mit dem Kopf gegen die Sitzlehne.
Immer noch nicht besser …
O Gott.
Holte noch einmal tief Luft.
Die Pillen wirkten nicht …
Ich fummelte Eugenes Junkie-Einsteigerpaket aus der Jackentasche und öffnete mit zitternden Fingern den Verschluss der Plastiktüte. Es sah aus wie ein Spritzentausch-Set, wie es von Apotheken kostenlos abgegeben wurde, um zu verhindern, dass Fixer sich oder andere infizierten. Die einzigen Gegenstände, die nicht so aussahen, als ob sie aus der Drogerie stammten, waren die drei Alubriefchen, das billige Plastikfeuerzeug und der Zettel mit den Instruktionen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wie ruiniere ich mein Leben unwiderruflich?
Ich befolgte sie in allen Einzelheiten.
Nur eine halbe Dosis diesmal. Das war doch sicher unbedenklich oder nicht? Genug, um die Schmerzen zu lindern, ohne dass ich zum sabbernden Wrack wurde.
Nichts. Nichts … Und da war sie – die gleiche wohlige Wärme wie gestern Abend durchströmte mich und rang den stechenden, pochenden Schmerz nieder. Ich sackte tief in den Autositz, als ob meine Gelenke aus Gummi wären. Mein Gehirn war ganz schwammig. Ich hörte das ferne Läuten von Kirchenglocken. Einfach nur dahinschmelzen …
Vielleicht hatte Dawsons Mutter ja die Wahrheit gesagt? Vielleicht war es ja nicht Rattengift und Natronlauge, was da gerade durch meine Adern strömte und mich von innen her tötete. Sondern nur das Heroin.
Auf, du fauler Sack. Der Gratulator hat Katie.
Ich sah blinzelnd auf meine Armbanduhr und musste die Augen zusammenkneifen, um sie scharf zu sehen. Kurz vor halb sieben am Morgen.
Auf …
Ich warf zwei von Dawsons kleinen weißen Pillen ein, dann lehnte ich mich zurück und wartete darauf, dass sie ihre magische Wirkung entfalteten. Heroin und Amphetamine zum Frühstück. Die wichtigste Mahlzeit des Tages.
Im Auto roch es irgendwie streng, so, wie wenn im Kühlschrank etwas schlecht geworden ist. Nicht ranzig, aber so was in der Richtung –
O Gott … Mein Magen brodelte und blubberte. Drehte sich.
Ich kletterte hastig hinaus in den Morgen, fiel auf die Knie und übergab mich.
Eine säuerlich riechende Dampfwolke stieg von der Pfütze meines Erbrochenen auf. Ich spuckte, wischte mir mit dem Ärmel den Speichelfaden vom Kinn.
Mein Fuß fühlte sich schon wesentlich besser an. Das Pochen hatte aufgehört.
Ich humpelte über den Parkplatz, vorbei an dem dunklen Lastwagen, aus dem kein Laut drang, bis zu der Tankstelle am anderen Ende. Der Vorhof mit den Zapfsäulen war grell erleuchtet wie ein Casino in Las Vegas, und es gab auch einen kleinen Laden, wo man für sein Benzin bezahlen konnte.
Ich humpelte hinein, kaufte sechs Flaschen Wasser, zwei Fertigpasteten und eine Packung extra starke Pfefferminzbonbons. Der Typ an der Kasse schaute mich an, als ob ich ihn beißen wollte.
Ich bezahlte bar. Drehte mich um. Und blieb stehen. Runzelte die Stirn. Auf dem grauen Terrazzoboden waren dunkelrote Schlieren, als ob jemand ein frisch überfahrenes Tier darübergeschleift hätte. Beim Reinkommen hatte ich die gar nicht bemerkt. War ganz darauf konzentriert gewesen, mir etwas zu trinken zu besorgen.
Frecher Kerl – mich anzustarren, als wäre ich irgendein Perversling, dabei war er doch derjenige mit dem verdreckten Fußboden.
Draußen auf dem ausgebleichten Asphalt waren noch mehr Schlieren.
Ein Saustall war das hier.
Ich humpelte zum Auto zurück.
Das Wasser war eiskalt. Ich leerte gierig eine ganze Flasche, knüllte das Plastik zusammen und warf es in einen Mülleimer auf dem Vorhof. Dann riss ich die Packung mit der Schinken-Käse-Pastete auf. Hunger hatte ich eigentlich keinen, aber Heroin und Amphetamine auf leeren Magen waren wahrscheinlich keine so gute Idee. Ich leerte die zweite Flasche und machte mich an die Käse-Zwiebel-Pastete. Goldgelbe Blätterteigbrösel rieselten mir aufs Hemd.
Ich wischte sie weg. Runzelte wieder die Stirn. Mein Hemd war ganz mit rötlich braunen Flecken übersät. Da stimmte doch was nicht … Oh, verdammter Mist: Eds Faust in meinem Gesicht. Meine Zunge fand die Lücke an der Seite, wo diese zwei lockeren Zähne
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