Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
verdammten Heroins ließ schon nach. Mein Herz ging immer noch wie ein Presslufthammer, ganz egal, wie fest ich die Zähne zusammenbiss. Scheiß-Amphet amine. Und der hohe Blutdruck war auch nicht gerade ideal, wenn man ein Loch im Fuß hatte. Aber wenigstens funktionierte ich noch …
Die Scheibenwischer schwangen im Nieselregen ächzend und quietschend hin und her; sie klangen wie wütende Krähen, die nur darauf warteten, mir die Augen auszuhacken.
Musste bald einen Tankstopp einlegen. Und ein paar von den Naproxen, Diclofenac und Tramadol einwerfen, die ich aus dem Haus gerettet hatte. Um die Schmerzen so weit einzudämmen, dass ich weiterfahren konnte.
Laut der Uhr am Armaturenbrett war es kurz nach halb elf. Noch anderthalb Stunden bis Mitternacht. Und von da an noch siebzehn Stunden bis fünf Uhr am Montagnachmittag. Anderthalb plus siebzehn war … Ich bohrte mir den Handballen ins Auge. Wieso mussten diese Scheinwerfer so wahnsinnig grell sein? Achtzehneinhalb.
Achtzehneinhalb Stunden, bis der Gratulator anfing, Stücke von meinem kleinen Mädchen abzuschneiden.
Ich bewegte meinen linken Fuß ein wenig hin und her und fuhr weiter mit konstanten hundertzehn Stundenkilometern die M6 in Richtung Norden. Auf dem Hinweg mochte ich damit durchgekommen sein, dass ich meinen Dienstausweis vorzeigte, aber das war, bevor ich Pupillen wie große schwarze Knöpfe und ein Loch im Fuß gehabt hatte.
Preston zog links von mir vorbei, nichts als ein Lichtermeer in der Dunkelheit und ein Name auf einem regenglänzenden Schild.
Achtzehneinhalb Stunden.
Mein Handy plärrte in meiner Tasche. Ich fischte es heraus: » HENRY «. Ich drückte die Taste.
»Es … Es funktioniert nich’ mehr …« Er lallte so, dass die Wörter ineinander verschmolzen.
»Ihr habt Rebecca gefunden.«
»Ich hab … Ich hab versucht nachzudenken … Aber es is so … schwierig … Es tut mir so leid, Ash … so leid.« Unglaublich: Ich hatte schon erlebt, wie er eine ganze Flasche Bell ’ s auf einen Sitz wegputzte und immer noch einen vollkommen nüchternen Eindruck machte. »Ich will … will sie retten, aber es … Ich krieg’s nicht … Ich weiß nich’, was er will …«
»Henry, wie viel hast du getrunken?«
»Ich schaff … schaff’ das nich’ mehr … Hätt’ auf Shetland bleiben sollen. Ash, warum … warum hast du mich geholt?« Ein leises Schluchzen. »Sie is’ tot … Es is’ nicht … Ich schaff’s nicht.«
»Herrgott noch mal, Henry …« Ich packte das Lenkrad fester. »Du bist nicht der Einzige, der einen beschissenen Tag hatte, okay? Benimm dich mal wie ein erwachsener Mann.«
Etwas donnerte auf der Überholspur an mir vorbei und brachte meinen schrottigen kleinen Renault ins Trudeln.
»Ich hätte … hätte ihn erwischen müssen … vor Jahren schon. Es ist alles meine Schuld. Ist … nein.« Schlürfen, Schlucken, dann ein zischender Atemzug. »Ich wollte nicht … Es tut mir leid, Ash, es tut mir leid. Ist alles meine Schuld …«
»Stell die verdammte Flasche weg, du nutzloser alter Suffkopf: Ich brauch deine Hilfe! Katie ist noch irgendwo da draußen. Es ist immer noch Zeit. Wir müssen ihn finden .«
»Dummer, nusssssloser alter Mann … Wäre … wäre besser schon vor Jahren gestorben.«
»Henry!«
»Alle, die ich kenn … sind tot.«
Ein dumpfer Schlag, dann gedämpftes Schluchzen.
Danke, Henry. Wirklich verdammt hilfreich.
Montag, 21. November
45
Kalt …
Ich hustete, fröstelte. Schlug die Augen auf. Es war immer noch dunkel. »Urgh …« Alles tat weh, von der Schädelbasis bis zu den Zehenspitzen. Ich lag auf dem Beifahrersitz, die Lehne bis zum Anschlag zurückgeklappt, meine Jacke als Behelfsdecke über mich gebreitet. Mein Atem hing vor mir im Halbdunkel wie Nebelschwaden.
Die Autofenster waren alle beschlagen.
Ich rieb mit einer Hand über das kühle Glas, sah das Kondenswasser herabrinnen wie Tränen.
Draußen war der Himmel blauschwarz, weit und breit kein Stern zu sehen. Direkt neben mir parkte ein Monstrum von Sattelschlepper, mit der Schnauze in Richtung der verrammelten Raststätte. Ein Schild hing am Bauzaun: » WEGEN RENOVIERUNG GESCHLOSSEN. ABER KEINE SORGE, WIR SIND BALD WIEDER FÜR SIE DA!! !«
Eine Bewegung und schon bohrten sich glühende Nadeln durch mein rechtes Bein. Ich biss die Zähne zusammen. Versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Aber es funktionierte nicht.
Ah, Mann …
Dann fing irgendjemand an, mit einem Hammer auf meinen Fuß einzudreschen – wump,
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