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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart MacBride
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gewesen waren. Jetzt ragten nur noch die gezackten Stümpfe aus dem Zahnfleisch.
    Man sollte meinen, dass das mehr wehtun würde.
    »Ash?«
    Mussten wohl die Drogen sein.
    »Oh, Ash, was ist mit Ihnen passiert ?«
    Den Kopf zu heben war so, als müsste ich einen schweren Anker aus dem Schlamm ziehen. Sie in den Fokus zu bekommen war noch schwerer. »Dr. McDonald?«
    Ja, sie war es. Sie stand neben dem Wagen, in einen großen, dicken Parka gehüllt, beide Arme um den Leib geschlungen. Keine Brille, aber jede Menge schwarze Augenschminke, der Lippenstift so dunkel, dass er fast schwarz war, glatte schwarze Haare, genau wie Katie … Sie sah umwerfend aus.
    Sie stürzte auf mich zu und fiel mir um den Hals, vergrub ihr Gesicht an meiner Brust.
    Ich ließ alles fallen und drückte sie an mich.
    Mein kleines Mädchen.
    »Ash? Ash, da ist wieder ein Schild zum Krankenhaus …« Der Morgen war düster wie eine Beerdigung. Ein schwerer grauer Deckel lastete auf den drei Spuren der Autobahn, während zarte weiße Flöckchen auf der Windschutzscheibe des Renault den Opfertod starben und noch einen Moment lang liegen blieben, ehe sie schmolzen oder der Wischer ihre Leichen beiseiteräumte.
    »Ash?«
    Ich blinzelte, kniff die Augen zusammen. Die Autobahnschilder waren an Betongestellen montiert, die sich über die Fahrbahn spannten, und sie ermahnten Dr. McDonald in orangefarbenen Leuchtbuchstaben: » FAHREN SIE RÜCKSICHTSVOLL «, » IMMER IN DEN SPIEGEL SCHAUEN « und » RASEN TÖTET !«
    Besonders, wenn man es mit Heroin mischt.
    »Ash, ich sagte, da ist noch ein –«
    »Keine Krankenhäuser.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe, und da war wieder die kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen. »Sie müssen sich verarzten lassen, die –«
    »Es ist eine Schusswunde, die Ärzte sind gesetzlich verpflichtet, so etwas zu melden. Und wenn sie das tun, ist es sofort aus: Die Polizei kommt, ich kann nicht weg, und Katie stirbt.« Ich lehnte den Kopf an die kühle Scheibe. »Und außerdem – Sie sind doch ein Doktor.«
    »Nein, bin ich nicht . Ich meine, ich habe einen Doktortitel, aber ich bin nicht so ein Doktor, ich verstehe nichts von Schusswunden, die kenne ich nur von Leichen …« Sie streckte die Hand aus und tätschelte mein Bein. »Bitte, seien Sie nicht –«
    »Oldcastle. Wir müssen nach Oldcastle.« Ich trank noch einen Schluck Wasser.
    »Durst …« Ich rieb meine brennenden Augen. Blinzelte hinaus in den Schnee. Es schneite jetzt heftiger, zwar noch nicht genug, um auf der tintenschwarzen Fahrbahn liegen zu bleiben, aber auf dem besten Weg dorthin. Der Verkehr schlich vor uns dahin, in eine Spur gezwungen von einer Batterie orangefarbener Kegel mit gelben Blinklichtern.
    »Sie sind wach.« Dr. McDonald griff hinter ihren Sitz und holte eine Flasche Mineralwasser hervor. »Wie fühlen Sie sich?«
    Ich schraubte den Deckel ab und trank. Leerte die halbe Flasche, setzte sie ab und schnappte nach Luft. »Wo sind wir?«
    »Kurz vor Stirling. Der Verkehr ist eine Katastrophe.«
    »Stirling …« Ein Lächeln zerrte an meinen Zügen. »Rebecca hat das Wallace-Denkmal geliebt. Jedes Mal, wenn wir in den Süden gefahren sind, mussten wir auf das verdammte Ding steigen … Ganz bis nach oben, damit sie alles sehen konnte.«
    »Ash, ich mache mir Sorgen um –«
    »Katie hat es gehasst.« Ich trank die Flasche aus. Runzelte die Stirn. »Wie haben Sie mich gefunden? Ich hab mich umgedreht, und da waren Sie …«
    »Sie müssen Ihren Fuß anschauen lassen.«
    »Auf dem Parkplatz, bei der Raststätte, da waren Sie …«
    »Wir haben doch am Samstagabend im Auto Fish and Chips gegessen. Sie haben mir Ihr Handy geliehen, weil ich sagte, mein Akku sei leer … Ich wusste, dass etwas passieren würde, ich habe mir Sorgen um Sie gemacht, also habe ich eine App auf Ihr Handy geladen, mit der ich Sie überall orten konnte.« Sie zog die Schultern hoch, beugte sich vor zum Lenkrad. »Nicht böse sein.«
    »Dr. McDonald –«
    » Alice. Warum kannst du nicht Alice zu mir sagen? Bitte. «
    Ich nickte. Alice. Nicht Dr. McDonald. »Alice, danke, dass du mich holen gekommen bist. Danke, dass du mich nicht zwingst, ins Krankenhaus zu gehen. Und danke, dass du mir hilfst, Katie zu finden.«
    Sie drehte sich um und strahlte mich an. »Wir werden sie finden, nicht wahr?«
    Zehn Uhr. Uns blieben sieben Stunden.
    »Müssen anhalten …« Etwas fraß an meinem Fuß, nagte sich mit spitzen Metallzähnen durch Fleisch und Sehnen und Knochen. »Anhalten

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