Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
durch das Holz in den Putz, genau an der Stelle, wo mein Kopf gewesen wäre, wenn ich ihn nicht weggezogen hätte.
Schnell und stark.
Wieder ein Schlag, und meine Taschenbuchsammlung flog durch die Luft, segelte mit flatternden Papierflügeln zu Boden.
Ich tauchte nach links weg, packte eine Handvoll Kleider von dem Haufen Schmutzwäsche in der Ecke und schleuderte sie nach Mr Pain. Socken und Unterhosen, ein T-Shirt – nicht gerade tödliche Waffen, aber wenn sie das Riesenviech auch nur für ein paar Sekunden ablenkten …
Das T-Shirt verhakte sich an den Stacheln der Keule, und der Stoff knisterte wie Feuer, als das Ding auf den Bettrahmen niederkrachte.
Ich schnellte empor wie ein Sprinter, warf mich mit voller Wucht gegen Mr Pains Bauch und warf ihn rückwärts gegen den Kleiderschrank. Das Rohr würde ihm auf diese Entfernung gar nichts nützen. Ha, jetzt war er plötzlich nicht mehr so schlau, wie? Wenn ich mit einer Armlänge Abstand vor dem Kerl herumtänzelte, würde er mir den Schädel einschlagen, aber wenn ich auf Tuchfühlung ging, sah die Sache schon ganz anders aus.
Da zählte Erfahrung mehr als so ein schweres Metalltrumm.
Ich packte Mr Pain an der Kehle und stieß ihn noch einmal mit Wucht gegen die Spanplatte. Er stank nach Knoblauch und rohen Zwiebeln – ein Atem wie eine Latrine. Linke Faust – ein Aufwärtshaken in die Fleischrippen, mit aller Kraft aus der Schulter heraus, ohne auf die schreienden Schmerzen in meinen geschwollenen Knöcheln zu achten. Einmal, zweimal, dreimal. Befriedigt registrierte ich das matschige Gefühl, als seine Rippen knackten und sich durchbogen. Mit ein bisschen Glück würde sich eines der spitzen Enden dem Mistkerl in die Lunge bohren.
Ein Knie knallte gegen meinen Oberschenkel – wahrscheinlich hatte er nach den Eiern gezielt, aber das hier war nicht gerade mein allererster Faustkampf.
Mr Pain warf den Kopf ruckartig nach hinten und dann nach vorne. Mist. Ich presste blitzschnell das Kinn an die Brust, da hallte mein Schädel auch schon von einem dumpfen Schlag wider, und es dröhnte schrill in meinen Ohren. Der Teppichboden schien unter meinen Füßen wegzurutschen, hob und senkte sich wie das Deck eines Schiffs.
Ich ließ seinen Hals los, wich wankend ein paar Schritte zurück.
Blut blubberte aus Mr Pains zu Brei geschlagener Nase, kleine hellrote Tröpfchen flogen von seinen geschwollenen Lippen. »Arschloch!« Die Keule blitzte auf, als er zum nächsten Schlag ausholte.
Woraus war der Typ gemacht , verdammt noch mal?
Das war mir doch zu blöd. Ich drehte mich um und rannte los, sprang über den Rollkoffer hinweg und zur Schlafzimmertür hinaus, zog sie hinter mir zu und hielt den Knauf fest gepackt.
Ins Bad. Die Abdeckung von der Wanne abreißen, die Pistole schnappen … Und was dann? Sie war nicht geladen, die Patronen waren in einer separaten Schachtel. War sie überhaupt zusammengebaut, oder hatte ich sie zum Reinigen auseinandergenommen? Mist – ich hatte . Sie war in ein halbes Dutzend Einzelteile zerlegt, jedes in seinen eigenen Gefrierbeutel verpackt, damit auch alles schön frisch blieb.
Scheiße.
Okay. Denk nach, denk nach, denk nach –
RUMMS . Das zackige Ende des Rohrs durchschlug das Türblatt, Fetzen der Faserplatte und der Pappkarton-Isolierung flogen durch die Gegend. Diese billig gebauten städtischen Bruchbuden …
Ich packte das Rohr unterhalb der Schrauben-und-Muttern-Stacheln und zog ruckartig.
Etwas Großes und Hässliches knallte gegen die andere Seite der Tür. Dann gaben die Angeln nach, wurden aus dem Rahmen gerissen, während zugleich die ganze Tür in der Mitte durchbrach und Mr Pain heraustaumelte. Die Augen weit aufgerissen, das Kinn vor Blut triefend, ruderte er wild mit den Händen.
Er lief voll in mich hinein und stieß mich rückwärts gegen das Geländer. Das Holz bog sich, knackte und brach mit einem Knall.
Wir stürzten mit lautem Getöse ins Treppenhaus, eine Sekunde im freien Fall, und dann – RUMMS . Es war wie ein Tritt zwischen die Schulterblätter von einem wild gewordenen Pferd. Alle Luft wurde aus meiner Lunge gepresst und entwich mit einem Stöhnen. Dann polterte ich die Treppe hinunter, Arme und Beine mit denen des stinkenden Hünen verknotet. Grunzen, Ächzen und Fluchen.
KNIRSCH .
Der Fußboden knallte hart gegen meinen Brustkorb. Als ob ich nicht so schon kaum noch Luft kriegte …
Verdammt, tat das weh.
Steh auf. Steh auf, bevor er wieder anfängt, dieses beschissene Rohr zu
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