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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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Person überlistet worden, die dagewesen war und versucht hatte, keine Spuren ihres heimlichen Besuches zu hinterlassen.
    In meinem Schlafzimmer waren Aufzeichnungen für eine Abhandlung über die neurochemischen Grundlagen der Placebo-Reaktion angefaßt und möglicherweise fotografiert worden. Man hatte meine Koffer geöffnet, aber ich hatte sie bereits ausgepackt. Der Eindringling hatte nichts gefunden, was ihm Aufschluß über die Art meiner gegenwärtigen Arbeit geben konnte.
    Schließlich entdeckte ich, worauf er es abgesehen hatte – auf das Tonband, das ich aus dem Monitorraum der Isolierzelle mitgenommen hatte. Ich hatte es in einer Schublade des Schreibtisches aufbewahrt, eines antiken Stücks, dessen primitives Schloß sich leicht öffnen ließ.
    Das Tonband war verschwunden!
    Obwohl es schon Mitternacht war, beschloß ich, Gobel anzurufen, den einzigen Polizeibeamten, den ich kannte.
    „Polizeipräsidium, Berliner Tor“, meldete sich eine amtliche Stimme. Ich fragte nach Franz Gobel, denn mirfiel auch sein Vorname ein.
    „Welche Abteilung?“ erkundigte sich die Stimme. Das wußte ich nicht.
    „Wer spricht dort, bitte?“
    Ich nannte Namen, Adresse, Beruf und erzählte der Stimme von dem heimlichen Eindringling.
    „Ich verbinde Sie mit dem Einbruchsdezernat“, entschied die Stimme, und wenige Sekunden danach erklang eine andere aus der Leitung. Die gleichen Fragen, das gleiche Zögern. Ich war überzeugt, daß die von Verrückten belästigte Polizei keinem anonymen Anrufer traute.
    „Sind Sie sicher, daß jemand in Ihr Haus eingedrungen ist?“
    „Natürlich. Warum sollte ich Sie sonst anrufen?“
    „Was ist gestohlen worden?“
    „Ein Tonband“, sagte ich und befürchtete, daß der Mann einhängen würde. „Herr Gobel hat bei mir Erkundigungen über die versuchte Flugzeugentführung aus Frankfurt eingezogen. Ich war einer der Passagiere.“
    Diese Bemerkung wirkte, und ich wurde unverzüglich mit einer anderen Abteilung verbunden.
    „Dr. Löffler“, meldete sich eine beschwichtigende Stimme. Wenn ein Deutscher einen Titel hat, nennt er ihn und erwartet, damit angeredet zu werden. Er konnte vielleicht ein Doktor der Kriminologie sein. „Dr. Bolt?“ Er mußte sich meine Akte sofort beschafft haben.
    „Am Apparat“, sagte ich. „Ich möchte gern Herrn Franz Gobel sprechen.“
    „In unserer Abteilung gibt es keinen Herrn Gobel“, sagte die Stimme geduldig.
    „Er hat mich erst vor zwei Tagen aufgesucht“, sagte ich. „Er ist bei der Polizei.“
    „Hat er das behauptet?“ fragte Löffler. „Hat er Ihnen seinen Dienstausweis gezeigt?“
    „Er hatte einen Ausweis – Kriminaldezernat der Hamburger Polizei.“
    Es trat eine vielsagende Pause ein, dann fragte Löffler: „Sind Sie innerhalb der nächsten Stunde zu Hause?“
    „Es ist schon nach Mitternacht“, sagte ich. „Ich glaube nicht, daß ich noch irgendwo hingehen werde.“ Löffler legte auf.
    Nochmals untersuchte ich mein kleines Haus. Wer hatte Interesse an dem Tonband? Wilhelm? Magnussen? Nemeth? Sie waren die einzigen, die etwas von der Existenz des Tonbands wußten. Was stand darauf? Was hatte ich in der Isolierzelle gesagt? Ich hatte nicht geschlafen!
    Aber wie konnte ich das mit Sicherheit wissen?
    Meine Aktentasche war verschoben worden. Ich wußte, daß mein Labor in Kalifornien unter unablässiger Überwachung gestanden hatte. Möglicherweise waren dieselben Leute mir nach Übersee gefolgt; in diesem Falle war meine Flucht nach Deutschland sinnlos.
    Zwanzig Minuten später klingelte es an der Haustür. Es war eine Wiederholung des Gobel’schen Besuches, nur daß es diesmal drei Männer waren.
    Obwohl ich einen Meter achtzig groß bin, blickte Löffler, ein hagerer Riese, auf mich herab. Ich ließ ihn und seine Mitarbeiter herein, und die Routinefragen wiederholten sich.
    „Sie vermissen ein Tonband?“ fragte er. „Hatte es großen Wert? Was war darauf?“
    „Für mich hatte es großen Wert, aber ich weiß wirklich nicht, was darauf aufgenommen war“, sagte ich und kam mir blöde vor. Löffler reagierte nicht.
    „Vielleicht haben Sie das Tonband irgendwo liegen lassen“, sagte Löffler geduldig, während einer seiner Männer zum Telefon ging, eine Nummer wählte und hineinflüsterte.
    „Nein, ich habe es in der Schublade des Schreibtischs aufbewahrt, die ich abschloß. Den Schlüssel versteckte ich hinter Büchern.“
    „Wieso wissen Sie, daß jemand in das Haus eingedrungen ist? Ist das Schloß gewaltsam

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