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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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geöffnet worden?“
    „Das weiß ich nicht. Es kommt mir nicht so vor, denn ich öffnete es mit meinem Schlüssel.“
    Der Mann, der telefonierte, beugte sich zu Löffler und redete leise mit ihm.
    „Bei uns gibt es keinen Gobel“, sagte Löffler und sah besorgt aus. „Und wir haben niemanden hergeschickt, um Ihnen Fragen über den Flugzeugzwischenfall zu stellen. Und wir haben auch kein Kriminaldezernat.“
    Einen Augenblick stockte mir der Atem. Wie ausgedehnt war dieses Netz der Verschwörung, das mich umgarnte? Ein falscher Polizeibeamter, angeblich von der Hamburger Polizei! Er hatte einen Ausweis – war der gefälscht?
    „Das ist unglaublich“, sagte ich, und mein Gesicht mußte meine Bestürzung widergespiegelt haben.
    Löffler wartete. Es gehörte zu seiner Aufgabe, keinem Menschen zu trauen. Wie ein reiner Wissenschaftler bejahte und verneinte er nichts und faßte keinen Entschluß, etwas zu glauben oder nicht zu glauben. Er war nur ein Beobachter. Ich bezweifelte, daß er zu mir gekommen wäre, wenn ich nicht in diesem Flugzeug gesessen hätte.
    Sein Kollege beugte sich nochmals über ihn und flüsterte.
    „Auch bei keiner anderen Polizeistelle ist ein Mann namens Gobel in Diensten. Wir haben den Namen durch den Computer in Bonn laufen lassen. Kein Gobel, Dr. Bolt, nicht in Hamburg.“ Er lächelte matt. „Es gibt zwar einen General Gobel, aber der ist bei der NATO und wohnt in Starnberg. Er dürfte kaum unser Mann sein.“
    Inzwischen mußte er wohl denken, daß ich einer dieser Leute war, die an Verfolgungswahn litten und die Polizei dauernd belästigten.
    Ich hatte plötzlich den Eindruck, daß alles um mich herum unwirklich war, daß sogar Dr. Löffler ein fingierter Name war und daß ich überhaupt nicht mit der Polizei sprach, sondern mit Leuten, die mir einreden wollten, daß es Gobel nicht gab! Ich war in ein mysteriöses Komplott verstrickt, ein Opfer verschlungener Machenschaften! Ich stand auf, um diesen irrationalen Verdacht abzuschütteln.
    „Dürfte ich vielleicht das Polizeipräsidium anrufen?“ fragte ich. Die drei Männer musterten mich scharf.
    „Bitte sehr“, sagte Löffler, und ein schwaches Grinsen huschte über sein Gesicht.
    Ich ließ die drei Detektive nicht aus den Augen und stellte die Verbindung zum Polizeipräsidium am Berliner Tor her. Dort erfuhr ich, daß es einen Beamten namens Löffler gebe, doch er sei nicht in seinem Büro. Ich bat den Mann am anderen Ende der Leitung, ihn mir zu beschreiben, was er auch tat. Ich legte auf.
    „Ich wollte, es wäre genauso leicht, Ihren Gobel aufzuspüren“, sagte Löffler grimmig.
    „Das ist Ihre Sache“, erwiderte ich, immer noch nicht sicher, ob er mir glaubte.
    „Sollte er sich wieder zeigen, so lassen Sie uns das bitte wissen. Ich brenne darauf, mich mit ihm zu unterhalten.“ Löffler zog ein Zigarillo heraus und fragte mich wortlos mit den Augen, ob er rauchen dürfe. Er zündete es bedächtig, fast pedantisch an.
    „Hat Gobel Sie nach dem Flugzeug ausgefragt?“
    „Er fragte nach dem Luftpiraten und erzählte mir, daß der Mann sich weigere zu reden.“
    „Das wußte er? Das ist interessant – er hat recht! Der Gefangene redet nicht. Er spielt den Taubstummen, aber er ist keiner!“
    „Gobel sagte das Gleiche.“
    „Dann muß er wissen, was im Polizeipräsidium vorgeht“, folgerte Löffler. „Das ist ein Hinweis. Was für Fragen hat er Ihnen sonst noch gestellt?“
    „Er erkundigte sich nach meiner Arbeit, nach dem Problem, an dem ich gerade arbeitete.“
    „Haben Sie es ihm gesagt?“ Löffler schaute mir fest ins Gesicht. Seine Augen hatten rote Ränder, wahrscheinlich war Schlafmangel der Grund dafür.
    „Natürlich nicht.“
    „Könnte diese Antwort von Wert für ihn gewesen sein – oder für irgendeinen anderen?“ fragte er mit kalter Logik.
    „Woher soll ich das wissen?“ sagte ich und unterdrückte den Ärger, der auf meiner Überzeugung beruhte, von lauter Spitzeln umgeben zu sein.
    „Wenn wir wüßten, warum Sie so sorgfältig überwacht werden, könnten wir für Sie von großem Nutzen sein“, sagte Löffler, inzwischen überzeugt davon, daß es sich hierbei tatsächlich um eine geheimnisvolle Angelegenheit handelte und ich Gobel nicht erfunden hatte. „Ich bin auch zu dem Schluß gekommen, daß Ihre Arbeit streng geheim ist. Die Flugzeugentführung könnte damit zusammenhängen.“
    „Sie reden wie Gobel“, sagte ich. „Auch er streckte die Fühler in dieser Richtung aus, aber ich

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