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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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arbeite an nichts Geheimem. Ich untersuche den RAB-Schlaf.“
    „Den RAB-Schlaf?“ Er wußte nicht, wovon ich sprach, und seine Verwirrung entschädigte mich für meinen Ärger.
    „Rasche Augenbewegung. Sie ist Teil des Schlafmusters, das jeder nachts durchmacht.“
    „Ach so“, sagte er, enttäuscht darüber, daß seine Theorie über internationale Spionage zusammengestürzt war. „Hätte das für Gobel von Interesse sein können?“
    Ich wollte ihn loswerden. Er konnte mir nicht helfen. „Ich glaube nicht.“
    Löffler hob seine lange Gestalt aus dem Sessel, tat einen tiefen Zug und blies den Rauch durch das kleine Zimmer.
    „Bleibt immer noch das Geheimnis des verschwundenen Tonbands“, sagte er und entschied, daß ich Informationen zurückhielt.
    „Ganz richtig“, sagte ich. „Nur ein paar Leute wußten davon. Und sie sind alle Wissenschaftler, die an der Ottendorfer Klinik arbeiten.“
    „Wir werden sie überprüfen“, sagte Löffler, „und wir stellen Ihnen, wenn Sie wollen, einen Mann zur Verfügung, falls dieser Gobel auftaucht oder irgend jemand nochmals bei Ihnen einzubrechen versucht. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
    „Wie sollte ich? Sie würden es trotzdem tun“, sagte ich und wußte, daß es mit meiner Ungebundenheit aus war.
    „Das stimmt, wir würden es sowieso tun“, erwiderte Löffler und grinste mich mit schlechtverhüllter Mißbilligung an. „Aber wollen Sie mir nicht verraten, was für eine Information auf dem Tonband war?“
    „Ich wollte, ich wüßte es“, antwortete ich.
    Löffler zuckte die Achseln, womit er seine Meinung von meiner Intelligenz ausdrücken wollte. Er ging mit der Überzeugung, daß er dem Anruf eines Verrückten nachgegangen war.
     

13
     
    Das Büro, das Dr. Bauer mir zuwies, war das Heinemanns gewesen, klinisch steril, mit einem Stahlschreibtisch, einer Plastikcouch, einer leeren Kartothek und zwei Metallstühlen. Die wenigen Bilder an den grasgrünen Wänden waren mit großer Fertigkeit und Phantasie gemalt worden. Eine Dorfszene zeigte Leute, die man in überschwenglichen Bewegungen festgehalten hatte, als wären sie zu Tode erstarrt. Es war ein Ölgemälde im Stile von Seurats Poitillismus. Der heftige Symbolismus des Hintergrundes verriet, daß es einer der Klinikinsassen gemalt hatte. Ein anderes Bild zeigte eine Gruppe verstörter alter Frauen, die in hoffnungsloser Verzweiflung durch einen Stacheldraht stierten. Ein Bild mit Gliedmaßen und ausgemergelten Körpern erinnerte mich an eine Alptraumzeichnung von Wilfredo Lam. Die Bilder vermittelten das Entsetzen der Besessenen.
    „Alle von derselben Patientin“, unterbrach Magnussen mit leiser Stimme meine Betrachtung. „Einer Frau Anfang vierzig. Außerordentlich begabt, finden Sie nicht?“
    „Manche Maler sind verrückt, was in ihrem Werk zum Ausdruck kommt“, sagte ich. „Van Gogh, Bosch, einige Surrealisten. Geisteskranke Visionäre.“
    „Sie ist Heinemanns Lieblingspatientin. Er sagt ihr, was für Bilder er haben möchte, und sie malt sie leidenschaftlich gern für ihn. Sie sollten sie bloß bei der Arbeit sehen, wenn sie Depressionen hat! Könnte sie ihr Entsetzen nicht auf der Leinwand abreagieren, säße sie in einer Gummizelle.“
    Ich hatte keines ihrer Bilder in Heinemanns Haus gesehen. Vielleicht störte ihn der Anblick ihrer morbiden Phantasie in seinen eigenen vier Wänden denn doch.
    „Auch ich sammle ihre Bilder.“ Ein listiges Lächeln huschte über Magnussens Gesicht. „Ich habe ein ganzes Zimmer voll. Es gefällt ihr hier“, fügte er hastig hinzu, um die Tatsache zu bagatellisieren, daß er sie ausnutzte. „Ich glaube nicht, daß sie hier je herauskommt. Sie kennt ihren Zustand. Wenn wir nur eine chemische Verbindung finden könnten, die ihr inneres Entsetzen aufheben könnte …“
    Ich musterte ihn scharf. Er wußte nichts von dem verschwundenen Tonband – dazu sprach er zu offen, unbehelligt von einem heimlichen Schuldgefühl.
    „Dann würden Sie eine sehr gute Malerin verlieren“, sagte ich. „Ich kannte einen Psychoanalytiker, der mir erzählte, daß ein Patient von ihm jede Woche einen Roman schrieb. Übrigens lauter schlechte. Drei Jahre lag er auf der Couch, und während dieser Zeit hörte er auf zu schreiben. Danach schrieb er, von seinen Komplexen befreit, einen neuen Roman.“
    „Einen guten?“ fragte Magnussen, und seine dunklen Augen schauten mich so an, als wäre ich mit Informationen vollgestopft wie ein Computer.
    „Einen noch

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