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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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erkundigt“, sagte ich.
    „Ja. Wir wissen noch immer nicht, wer dahintersteckte.“
    Dann fügte er hinzu: „Sie vielleicht?“ Es war ein Schuß ins Blaue hinein, ich zuckte die Achseln.
    „Ich weiß nicht einmal, ob die ganze Sache überhaupt mir galt. Es könnte sein.“
    „Ich glaube schon“, sagte Gobel entschieden. „Wenn nicht, so möchten wir es trotzdem gern erfahren.“
    „Das Haus ist zweifellos für meine Ankunft präpariert worden“, sagte ich. „Sie müssen das Mikrophon in die Wand eingebaut haben. Ziemlich stümperhaft, nicht wahr?“
    „Eigentlich nicht. Wir erwarteten, daß Sie es entdecken würden. Dahinter befindet sich ein Echtes. Ich dachte, daß Sie kaum weitersuchen würden, wenn Sie dieses altmodische Ding entdecken würden. Und ich behielt Recht, deshalb haben wir eine hochempfindliche Abhöranlage dahinter eingebaut.“
    „Sehr clever“, gab ich zu. „Ein alter Hut“, erwiderte Gobel. „Die Russen wenden diesen Trick immer an.“ Er trank einen Schluck aus dem Glas, das der Kellner gebracht hatte.
    „Mir schwirrt der Kopf.“ Astrid hatte sich endlich entschlossen, den Mund aufzumachen. „Wovon reden Sie eigentlich?“
    Ich erkannte an ihrer Miene, daß sie tatsächlich verwirrt war. War sie, wie Heinemann, auch nur ein Instrument in diesem geheimnisvollen Spiel ohne feste Regeln?
    „Weshalb haben Sie sich die ganze Mühe gemacht, Dr. Bolt nach Hamburg zu locken?“ fragte sie. Es war eine logische Frage.
    Gobel wandte sich ihr zu. „Unsere Gruppe hat ihn hier nötig“, erklärte er. „Dr. Bolt ließ sich nicht mit Geld ködern. Geld scheint ihn nicht im geringsten zu interessieren, aber wir setzten auf seinen Idealismus und Liberalismus. Die meisten Intellektuellen sind sehr liberal, obwohl die Bezeichnung einen anrüchigen Klang bekommen hat. Er wird bald Gelegenheit haben, einige von ihnen zu treffen.“
    „Sehr mysteriös“, sagte ich und beobachtete die beiden. Sie kannten sich; ich wußte zwar nicht wie gut, aber ich wußte genau, daß sie mir eine Komödie vorspielten.
    „Ganz und gar nicht, wenn Sie einmal ihre Absichten kennengelernt haben. Sind Sie müde?“
    „Nein“, antwortete ich, „nur neugierig.“
    „Wollen wir zahlen?“ fragte Gobel und schnippte mit den Fingern, um die Aufmerksamkeit des Kellners auf sich zu lenken.
    Astrid wandte sich mir zu; aus ihrem Gesicht war alle Farbe gewichen.
    „Passen Sie bloß auf“, sagte sie, und ich hatte den flüchtigen Eindruck, daß sie ihre Loyalität auf mich übertragen hatte.
    Weiß Gott, auf welcher Seite sie bisher gestanden hatte.
     

19
     
    Schließlich saß ich in Gobels kleinem Fiat 850, dem Auto, das Astrid gefolgt war, als sie mich vom Flughafen abgeholt hatte. Ich erinnerte mich: damals war sie angeblich einem Mann entflohen, der hinter ihr her gewesen war, aber jetzt nahm ich an, daß es ihr nur darum gegangen war, mich sicher zu Heinemanns Haus zu bringen.
    Astrid hatte uns vor dem Restaurant verlassen und war mit ihrem Volvo davongerast, als starte sie bei einem Rennen.
    Mein Geist war wach. Gestärkt von dem 232, das ich noch verstohlen einzuatmen vermocht hatte, war ich begierig darauf, den mysteriösen Leuten entgegenzutreten, die mich nach Hamburg gelotst hatten.
    „Wohin fahren wir?“ fragte ich Gobel. Er hatte den Weg im Sinn und konzentrierte sich darauf. Dann wandten sich seine Gedanken den Leuten zu, die wir treffen sollten. In unterbewußten Visionen sah ich ein weißes Haus in einem großen, alten Park, einige Gesichter, darunter ein Vertrautes: Bauer!
    Dieses Gesicht blieb in Gobels Vorstellung, als er sagte: „Zu Professor Bauers Wohnung an der ‚Schönen Aussicht’.“
    „Ist er die Gruppe ?“ fragte ich, denn ich wollte die Identität der übrigen Gesichter kennenlernen.
    „Einer davon“, sagte Gobel. Die geheimnisvollen Ereignisse ängstigten mich nicht. Ich war nie körperlicher Gefahr ausgesetzt gewesen und fürchte mich nicht so leicht. Außerdem enthielt Gobels Geist kein Anzeichen einer Drohung.
    „Die Kennedy-Brücke“, sagte Gobel, der die Konversation fortsetzte, um mich von unserem Ziel abzulenken. „Ihr ehemaliger Präsident war bei uns sehr beliebt. Da drüben ist Ihr Generalkonsulat.“ Einige Gesichter huschten durch Gobels Sinne. Ich sah einen hohen Raum, den Kopf eines rotgesichtigen Mannes. Die Impression verschwand, wich der Straße vor uns.
    „Das Konsulatsgebäude war das ehemalige Hauptquartier des Gauleiters im 2. Weltkrieg. Sie glauben

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