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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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bisher niemals rauchen sehen.
    „Das ist Herr Gobel“, sagte ich, denn ich dachte, daß sie ihn vielleicht unter einem anderen Namen kannte. Ohne 232 war ich auf Vermutungen angewiesen.
    „Gobel“, wiederholte er und nickte ihr zu. Er war der bessere Schauspieler; er übertrieb seine Rolle nicht. Löfflers Mann mußte in der Nähe sein und uns beobachten. Es konnte dieser Typ am Nebentisch sein, der diesen martialischen Schnauzbart hatte, den er bei jedem Löffel hochhob, damit er nicht in seine Suppe geriet.
    „Das ist der Augenblick der Wahrheit“, sagte ich zu Gobel, der sich setzte. „Trinken Sie etwas mit uns und erzählen Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben.“ Ich winkte dem Kellner.
    „Vielen Dank“, sagte Gobel, bestellte ein Bier, lehnte sich zurück und holte tief Luft. Ich hatte das Gefühl, einer Theatervorstellung beizuwohnen – Gobel spielte seine Rolle und Astrid lauschte ihm aufmerksam, als sei jedes seiner Worte eine Neuheit für sie. Ich umklammerte noch immer den Zerstäuber, aber bisher hatte sich keine Gelegenheit geboten, ihn zu benutzen.
    „Meine Geheimniskrämerei muß Sie verwirren“, begann Gobel offen. „Dr. Löffler hat mit Ihnen gesprochen und Ihnen, dessen bin ich sicher, seinen Schutz angeboten – aber glauben Sie mir, Sie befinden sich in Gefahr.“
    „Das freut mich“, sagte ich. „Aber warum sollte ich mich in Gefahr befinden?“
    „Weil Löffler es Ihnen gesagt hat. Dort drüben, zwei Tische weiter, sitzt einer seiner Leute. Er wird uns freilich nicht stören. Er kennt mich nicht, also können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“
    „Was steckt hinter dieser ganzen Geheimnistuerei?“ fragte ich.
    „Sie!“ sagte Gobel mit Nachdruck. Es war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. „Sie stellen ein besonderes Problem dar“, fuhr er fort. „Man kann allem Anschein nach nicht auf normalem Wege an Sie herankommen. Sie verkriechen sich in der Höhle, die Sie sich selbst gegraben haben und weisen jeden Einfluß von außen zurück. Bereits mehrmals haben wir Sie nach Europa eingeladen, Ihnen ein Billett 1. Klasse sowie großzügige Spesen angeboten. Manchmal haben Sie gar nicht darauf geantwortet. Da wir uns aus verschiedenen Gründen nicht in den USA mit Ihnen unterhalten konnten, mußten wir Sie auf Umwegen hierher bringen.“
    „Versuchen Sie mir nur nicht einzureden, daß ich auf Grund Ihrer Machenschaften nach Hamburg gekommen bin!“ sagte ich. Das Gespräch mit diesem Mann war so, als träte man in einen Sumpf. Meine Füße fanden keinen festen Boden.
    „Doch – durch Dr. Heinemann“, gestand Gobel. „Es ist allerdings keine sonderlich zuverlässige Methode. Wir können Sie nicht davon abhalten zurückzukehren, wenn Sie das wollen. Ich hoffe, daß Sie uns Gelegenheit geben, Ihnen zu sagen, was wir von Ihnen wollen.“
    „Demnach waren Heinemanns Briefe ein Trick, um mich aus den Staaten wegzulocken?“ fragte ich, immer noch ungläubig. „Und er wußte das!“
    „Um Himmelswillen, nein“, sagte Gobel verächtlich. „Man läßt sich doch nicht so in die Karten schauen. Er interessiert sich wirklich für Ihre Arbeit und ist einer Ihrer größten Verehrer. – Nein, Heinemann wollte unbedingt nach Kalifornien – und wir machten uns sein Interesse zunutze, um Sie hierher zu bekommen.“
    Ich warf Astrid einen Blick zu. War sie an dieser Verschwörung beteiligt? Wenn ja, so verbarg sie ihre Gefühle gut. Ich nahm den Zerstäuber auf den Schoß, wagte es aber immer noch nicht, etwas 232 zu inhalieren, was mir ermöglicht hätte, Lüge und Wahrheit auseinanderzuhalten.
    „Wer sind diese mysteriösen wir ?“ fragte ich.
    „Oh – keine mysteriöse Macht“, sagte Gobel. „Es hat nichts mit Spionage, Verbrechen oder Ungesetzlichkeit zu tun. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, das ist nicht meine Aufgabe – ich kann nicht über meine Kompetenzen hinausgehen. Ich hoffe, daß Sie nichts dagegen haben, sich mit der Gruppe zu treffen, die mich gebeten hat, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.“
    „Überhaupt nichts“, sagte ich, fasziniert von den Verwicklungen und Machenschaften, die Gobel mir enthüllte. „Aber sagen Sie mir, warum Sie sich in Heinemanns Haus mir gegenüber als Polizist ausgegeben haben.“
    „Um sicherzugehen, daß wir auf der richtigen Spur sind“, sagte Gobel. „Wir vermuteten, daß Sie an etwas für uns ungemein Wichtigem arbeiteten. Sie haben sich selbst verraten.“
    „Sie haben sich doch nur nach der Flugzeugentführung

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