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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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abzudrücken.“
    Immer noch verblüfft schaute Löffler sich im Zimmer um und dann mich an.
    „Gehen wir nach oben“, sagte ich. „Ich möchte mich waschen und umziehen.“
    Einer von Löfflers Männern bestellte telefonisch einen Krankenwagen.
    „Wir müssen Aufnahmen machen und das Haus versiegeln“, erklärte Löffler, während wir hinauf in das L-förmige Zimmer stiegen. Ich ging ins Badezimmer, zog mich aus, warf meine Sachen auf einen Haufen und drehte die Dusche an, die an einem Haken über der Badewanne hing. Löffler öffnete dienstbeflissen einen Schrank und nahm einen Anzug heraus.
    „Den schwarzen?“ rief er über das Geräusch des Wassers hinweg. „Wo liegen die Hemden?“ Er spielte den Butler, als wollte er wettmachen, daß er bei seiner Aufgabe, mich zu schützen, versagt hatte.
    „In der oberen Schublade!“ rief ich zurück und nahm ein Handtuch. „Ich sollte wohl besser in ein Hotel ziehen.“
    „Eine gute Idee!“ pflichtete er mir bei, als ich ins Schlafzimmer kam. „Das Haus wird in ein bis zwei Tagen anfangen zu stinken. Man kriegt diesen Geruch nie wieder ganz heraus. Professor Heinemann wird seine Schwierigkeiten damit haben.“
    Löffler setzte sich aufs Bett und ließ seine Hände zwischen den Knien baumeln. „Wer war der Mann, der auf Sie geschossen hat?“
    Es war eine Fangfrage. Er wußte, wer er war, stellte mich aber auf die Probe, als wäre ich ein Angeklagter. Das Bild des Mörders stand deutlich in seinem Geist und erschütterte mich, als träfe mich die Kugel doch noch. Nemeth! Der Tote war Nemeth! Demnach sollte ich das erste Opfer sein und nicht Kubatschew!
    „Ich hatte keine Zeit, sein Gesicht zu sehen“, sagte ich und unterdrückte den Schock, der mir immer noch in den Knochen saß. „Außerdem trug er, glaube ich, eine dunkle Brille.“
    „Ein Mann folgte Ihnen, als Sie die Klinik verließen.“ Löffler beschloß, mir doch einige Auskünfte zu geben. „Er hätte Sie erschießen können, als Sie mit dem Mädchen die Stufen hinuntergingen, aber er hatte wohl Angst, Sie im Dunkeln zu verfehlen, deshalb wartete er.“
    „Aber wer war denn der Mann?“ fragte ich.
    „Das wissen wir noch nicht“, sagte Löffler. Er wollte es mir nicht sagen; er wollte erst meine Beziehungen zu Nemeth herausbekommen.
    „Warum sollte irgend jemand einen Mordanschlag auf mich machen?“ fragte ich.
    Er blickte mich argwöhnisch an, überzeugt davon, daß ich mit ihm spielte. Bisher hatte ich ihm ziemliche Scherereien verursacht, von der geheimnisvollen Flugzeugentführung angefangen bis zum Mordversuch. Er war sicher, daß ich ihm absichtlich Informationen vorenthielt. Als Polizeibeamter betrachtete er jeden als verdächtig, bis das Gegenteil bewiesen war.
    „Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden schon alles herausbekommen!“ sagte er mit drohendem Unterton. Plötzlich sah er mich als einen der Verschwörer.
    „Dessen bin ich sicher“, sagte ich.
    „Vielleicht hat er etwas mit dieser versuchten Flugzeugentführung zu tun“, sagte Löffler, um mir Informationen zu entlocken.
    „Wie kommen Sie darauf?“ fragte ich, denn ich wußte, daß er darauf keine Antwort hatte. Hatte Nemeth wirklich etwas mit der versuchten Flugzeugentführung zu tun? Ich verstand seine verzweifelten Anstrengungen, meine Forschungen zu unterbinden. Als nächster hätte Kubatschew auf der Liste gestanden.
    „Wenn wir Sie dem Luftpiraten gegenüberstellen“, meinte Löffler, „können Sie ihn vielleicht zum Sprechen bringen, denn Sie waren mit ihm im Flugzeug und möglicherweise wollte er Sie entführen.“
    „Das ist eine Mutmaßung“, sagte ich.
    „Gewiß. Aber vielleicht ist er ein früherer Patient von Ihnen, jemand, der einen krankhaften Groll gegen sie hegt. Ich kenne einen solchen Fall – ein ehemaliger Insasse einer Nervenheilanstalt, der seinen Arzt für seinen Gemütszustand verantwortlich machte. Psychiater wie Sie werden gelegentlich von Paranoikern bedroht, oder etwa nicht?“
    „Ich weiß nicht, ob dieser Mann ein Patient von mir war und ich bin kein Berufspsychiater, obwohl ich psychiatrische Forschungen betreibe. Gewiß, der Mann, der mich umzubringen versuchte, könnte ein ehemaliger Patient gewesen sein“, sagte ich, um Löffler irrezuführen und ihn glauben zu lassen, daß ich meinen verhinderten Mörder nicht kannte.
    „Dann wären zwei Verrückte hinter Ihnen her?“ sagte Löffler. Es war mir nicht gelungen, ihn zu überlisten.
    „Der eine würde den anderen nicht

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