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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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ausschließen“, erwiderte ich.
    „Wahrscheinlich haben Sie recht“, räumte Löffler ein. „Wir konnten nichts aus dem Luftpiraten herausbekommen. Kein Wort, keinen Namen, keine Nationalität – nichts! Er hatte keine Papiere bei sich und war als Joe Smith auf der Passagierliste eingetragen, aber er sieht nicht wie ein Joe Smith aus. Ich glaube nicht, daß er Amerikaner oder Engländer ist. Wir haben Mikrofone installiert in seiner Zelle, in der Hoffnung, daß er im Schlaf ein paar Wörter murmeln würde, aber er schläft wie ein Ratz. Ein solches Einbahngespräch – das Reden mit einem Menschen, der nicht antwortet – kann einen zur Verzweiflung bringen. Gewisse Methoden der Überredung sind tabu für die Polizei, obwohl ein Verbrecher bei der Ausführung seiner Verbrechen keine derartigen Skrupel hat.“
    Er starrte die karierte Tischdecke an und seine Gedanken schweiften ab. Er hätte mich dem Luftpiraten sofort gegenüberstellen sollen, sobald er mich kennengelernt hatte. Das wäreein logischer Schritt gewesen. Aber Löffler hatte die Gegenüberstellung absichtlich hinausgezögert in der Hoffnung, selbst dem stummen Gefangenen Informationen zu entlocken, die es ihm ermöglicht hätten, meine Aussage über den Mann zu überprüfen. Löffler spielte eine Partie Schach, sogut er konnte, aber bisher war es ihm nicht gelungen, den Luftpiraten oder mich matt zu setzen. Die Partie war zu unübersichtlich für ihn geworden und er grübelte, wann er einen Fehler gemacht hatte. Er hielt sich für einen überaus tüchtigen ‚Verhörer’, der wußte, wie man Daumenschrauben anzusetzen hat. Doch diejenigen, die er indiesem Fall ausprobierte, hatten sich als verrostet erwiesen.
    „Es wäre ein Glückstreffer, wenn er mit Ihnen spräche“, schloß er laut und sprach damit den Gedanken aus, den ich bereits kannte.
    „Also gut, ich mache mit“, sagte ich.
    232 wirkte wie ein Rauschgift, indem es meine Selbstsicherheit bis zum Punkt der Selbsttäuschung steigerte. Ich mißtraute meinen Gefühlen und Folgerungen genauso, wie Löffler plötzlich an seinen zweifelte. Die psychologischen Auswirkungen von 232 auf den Verstand mußten sorgfältig untersucht werden. Vielleicht erzeugte es ein trügerisches Gefühl der Unfehlbarkeit, das zu gefährlichen Mißverständnissen und ebenso gefährlichen Konsequenzen führen konnte.
    Der Krankenwagen traf ein, und das Haus füllte sich mit den Spezialisten der Mordkommission. Ich warf meine Siebensachen in die Koffer und beschloß, nie mehr in die Övelgönne 72 zurückzukehren.
     

23
     
    Löffler fuhr mich in einem Polizeiwagen zum Hotel Continental, das dem Hauptbahnhof gegenüber in der Innenstadt lag. Das Hotel in der Kirchenallee war zweitklassig, aber, nach Löfflers Meinung, sicher und leicht zu überwachen. Zwei Aufzüge stellten die Verbindung vom Empfangspult zu den oberen Stockwerken her. Es gab nur einen Fahrstuhlführer und niemand konnte die Hotelzimmer betreten, ohne an dem Empfangspult vorbeizukommen, an dem Löffler einen seiner Männer postiert hatte. Ein zu stark geschminktes Mädchen schien auch auf seiner Lohnliste zu stehen und notierte die einlaufenden und auslaufenden Telefongespräche. Das Zimmer war eng und klein, hatte aber eine Duschkabine, die erst vor kurzem installiert worden war, ein Bett und Aussicht auf den Hauptbahnhof mit seinen unterirdischen Eingängen und Bahnsteigen. Es war ein Hotel für Handelsreisende mit ruhigen Korridoren und Zimmermädchen, die wegen des Arbeitskräftemangels in Deutschland nur serbokroatisch und italienisch sprachen. Löffler hatte Angst, mich in einem der besseren Hotels am Jungfernstieg unterzubringen, da er sie wegen des Verkehrs nicht überwachen konnte.
    Löffler sagte mir, ich könne das Telefon benutzen, solle aber keinem Menschen meine Adresse oder Telefonnummer sagen. Ich solle statt dessen seine Adresse im Polizeipräsidium angeben, damit er die Anrufe überprüfen und an mich weiterleiten könne. Er ging, und ich sank in einen Halbschlaf, der mir erlaubte nachzudenken und gleichzeitig meinen Körper zu entspannen.
    Nemeth mußte meine Ermordung schon eine ganze Weile im Sinn gehabt haben – möglicherweise seit seinem Erlebnis in der Isolierzelle. Er mußte mich für gefährlicher gehalten haben als Kubatschew, sonst wäre dieser sein Opfer gewesen. Vielleicht war sein Entschluß, die Forschungen nach 232 durch solche drastischen Mittel zu beenden und die einzigen zwei Menschen, die künstlich ESP zu

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