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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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Geheimnisse, die Sie umgeben und die mich wahnsinnig machen. Warum hält dieser Marinesoldat vor Ihrer Tür Wache? Warum die Schießerei auf der Jacht? Ich dachte, Sie seien Wissenschaftler, aber jetzt kommen Sie mir wie ein internationaler Spion vor.“
    „Was ich auch bin“, sagte ich. „Sie durchschauen das Spiel reichlich spät.“
    „Blödsinn!“ sagte er und wurde zum erstenmal unflätig. „Mir ist es scheißegal, was Sie sind. Ich würde nur gerne zusehen, wie Sie dieses Land in Handschellen verlassen, flankiert von zwei Bewachern!“
    „Sie können ja einer von ihnen sein“, forderte ich ihn auf.
    „Darauf komme ich zurück!“ Er lächelte mir zu, tätschelte meine Hand und ging hinaus.

29
     
    Tagelang sah ich keinen anderen Menschen als den Arzt des Generalkonsulats, einen sachlichen, bebrillten Deutschen, der es immer eilig hatte, wieder aus meinem Zimmer zu gelangen. Man schien mich absichtlich zu meiden.
    „Ihr Gesundheitszustand wird immer besser“, sagte der Arzt nach einer gründlichen Untersuchung. „Man hat Sie ausgezeichnet zusammengeflickt, Dr. Bolt. Noch ein paar Wochen Vorsicht und diese Schußwunde wird Sie überhaupt nicht mehr behindern. Sie können wieder reisen.“
    Wohin reisen? Er sagte es nicht.
    Meine Beziehung zu Astrid war recht eng geworden. Da mir nicht nach Arbeit zumute war – ich versuchte willentlich, neue Ideen aus meinem Sinn zu verdrängen – fand ich sie amüsant und anziehend, was ich ihr auch sagte.
    „Ich wollte, das hätten Sie mir gesagt, ehe Sie niedergeschossen wurden.“ Sie lachte verwirrt. „Jetzt müssen wir uns gedulden.“ In ihrer Stimme klang der Flirt mit, der manchmal ihre nüchterne Tüchtigkeit als Krankenschwester durchbrach.
    „Ich kannte einmal ein Mädchen, das einen Invaliden heiratete. Er starb. Sie heiratete nochmals. Raten Sie wen?“
    „Einen Invaliden!“ – antwortete sie, das Gesicht dicht vor meinem. Sie küßte mich sittsam auf die Wange. „Ich habe es nötig, gebraucht zu werden“, gestand sie. „Aber bei euch Schuften komme ich nur zum Zuge, wenn ihr krank seid. Darf ich wieder mit Ihnen zusammenarbeiten, wenn Sie sich Ihren Reagenzgläsern erneut zuwenden? Wissen Sie, ich bin eigentlich recht verläßlich, und obwohl ich die Neigung habe, Menschen, die ich gerne habe, zu hintergehen – ich nehme an, aus einer gewissen Angst, meine Unabhängigkeit zu verlieren – werde ich mich bemühen, in Ihrem Fall eine Ausnahme zu machen.“
    „Wohin wollen wir von hier aus fahren?“ fragte ich.
    Ihr Gesicht erstarrte, und sie runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, daß Sie eine große Auswahl haben“, sagte sie. „Erinnern Sie sich noch, daß Bauer sagte, Sie wären der wichtigste Mensch auf Erden? Das engt Ihre Möglichkeiten ein. Ich glaube nicht, daß man Sie tun läßt, was Sie wollen.“
    „Ich weiß“, sagte ich. „Sie können mich zwar an einen Arbeitstisch fesseln, aber sie können mich nicht zur Arbeit zwingen. Es ist nicht das erste Mal in meinem Leben, daß Leute mich gewaltsam dazu bringen möchten, das zu tun, was sie wollen.“
    „Wir könnten uns davonschleichen und fliehen. Wenn Sie nur einen Paß hätten!“
    „Ich habe einen Paß!“
    „Nein, das haben Sie nicht!“
    „Er steckt in meiner Jackentasche. Ich habe ihn immer bei mir.“
    „Da steckte er zwar, aber das tut er nicht mehr“, sagte Astrid. „Irgend jemand hat Ihre Sachen durchsucht, als ich nicht im Zimmer war. Ich ließ Ihr Gepäck aus dem Hotel Continental hierher bringen. Es ist gründlich durchsucht worden.“
    „Von wem?“ fragte ich, von jäher Wut gepackt. „Von Löffler?“
    „Das glaube ich nicht. Jedenfalls ist Ihr Paß verschwunden!“
    „Die amerikanische Regierung muß mir einen neuen ausstellen!“ sagte ich.
    „Vielleicht – unter gewissen Bedingungen!“ erwiderte Astrid. „Aber wir können auch ohne Paß jederzeit nach Schweden fahren.“
    „Das wußte ich nicht“, sagte ich.
    „Doch, wenn man die Fähre nach Malmö nimmt, kümmert sich niemand darum.“
    Jemand klopfte an die Tür. Bauer trat ein.
    „Würden Sie bitte mit in mein Büro kommen?“ fragte er.
    „Jetzt werden Sie alles erfahren“, flüsterte Astrid. „Ich warte hier auf Sie. Kommen Sie bald wieder.“
    Ich fühlte, daß ihre Hand zitterte, als sie mir in die Jacke half.
    Bauer führte mich durch die vertrauten Korridore. Er ging langsam, als wäre er der Patient und ich der Pfleger.
    „Ich komme mir wie in einem Gefängnis vor!“ sagte

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