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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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ich.
    „In gewisser Weise trifft das auch zu“, sagte er. „Ich hätte Sie wohl öfters besucht, Dr. Bolt, aber es wurde mir untersagt.“
    „Von wem?“
    „Von Ihrer Regierung. Von meiner Regierung. Jetzt interessieren sich Regierungen für Sie, nicht nur multinationale Korporationen!“ Er schaute sich um, ob jemand ihm folgte. „Wie unrecht hatte ich, Dr. Bolt! Wie unrecht! Mich verfolgen die Geister, die ich rief … ich bin mein Leben lang aufrichtig gewesen und habe versucht, in allen Dingen gradlinig zu handeln. Ich war stolz darauf, Leute zu bekämpfen, die mich zu Handlungen zwingen wollten, die ich mißbilligte. Als ich mich mit Laqueur und Burns einließ, geriet ich auf Abwege.“
    „Das sind starke Worte, Herr Professor“, sagte ich, denn ich spürte die Verzweiflung des alten Mannes. „Sie hatten erhabene Ideen; zu erhabene, als daß sie sich je würden verwirklichen lassen.“
    „Es war meine Unaufrichtigkeit Ihnen gegenüber, die sich nun rächt. Können Sie mir verzeihen?“
    Er blieb einen Augenblick in dem leeren Korridor vor dem Aufzug stehen, der uns zu seinem Büro bringen sollte.
    „Ich habe nichts gegen Sie, Herr Professor. Sie waren ein Parzival auf der Suche nach dem Heiligen Gral.“
    Ein mattes Lächeln kräuselte seine Lippen, er drückte mir die Hand.
    Der Aufzug hielt. Wir waren an seinem Büro angelangt. Er öffnete die Türe. Mehrere Männer befanden sich im Zimmer. Einer davon war Gobel.
     

30
     
    Zwei weitere Männer kannte ich ebenfalls. Der eine war McClore, der neue wissenschaftliche Berater desPräsidenten; ich hatte mit ihm an der Westküste zusammengearbeitet, als er Rektor der Technischen Hochschule von Kalifornien war. Der andere war ein britischer Wissenschaftler, der vor kurzem geadelt worden war. Als wir uns kennenlernten, war er noch schlicht Francis Langton, ein recht begabter Biochemiker an der Universität Oxford. Jetzt war er Sir Francis. Ich habe nie verstanden, warum sich ein Mann erhaben fühlt, wenn er mit seinem Vornamen angeredet wird.
    Die restlichen drei kannte ich nicht. Einer benahm sich militärisch, als trüge er Uniform und Orden; der andere, mit kurzgeschorenem rotem Haar, war jedoch unverkennbar ein Zivilist. Sogar seine Augen waren von roten Wimpern gesäumt. Seine Haut war weiß wie die eines Albinos. Außerdem war ein hagerer Mann mit tiefgefurchtem Gesicht da, der einen enganliegenden blauen Anzug trug. Er hatte das rote Band der Ehrenlegion im Knopfloch, war also offenbar einFranzose.
    „Dr. Bolt!“ Der Rothaarige trat auf mich zu und streckte mir eine blasse, sommersprossige Hand entgegen. „Ich bin Richard Sinclair.“
    Das sagte mir überhaupt nichts, außer daß ich aus seinem Akzent schloß, daß er aus Neuengland stammte.
    „Hallo, Bolt!“ rief McClore mir über einen niedrigen Tisch zu. „Sie kennen ja Sir Francis. Das sind Admiral Hammond und Andre Chevalier.“
    Langton winkte mir zu. Das letzte Mal hatte ich mit ihm im Prime Rib auf La Cienega in Los Angeles zu Abend gegessen. Ich hatte ihn dorthin geführt, weil er sich nach englischem Roastbeef mit ‚zweierlei Gemüse’ sehnte.
    Gobel saß hinter McClore, als wollte er dessen Rücken decken. Zu seinen Füßen stand ein schwarzer Kasten. Ich nickte ihm zu, aber er reagierte nicht darauf. Seine Anwesenheit ließ mich nichts Gutes ahnen. Für wen arbeitete er? Für jeden?
    Bauer rückte einen Sessel an den Tisch. Ich setzte mich und sah die Männer an, die mich wie Geschworene musterten, deren Urteil schon vor der Gerichtsverhandlung festliegt.
    Vor McClore, der als Rektor von Cal Tech für seine Direktheit bekannt gewesen war, lag ein umfangreiches Dossier.
    Hammonds Gesicht zeigte meist einen Ausdruck der Bestürzung. Es war ein einstudierter Trick, um wehrlos und ungefährlich zu wirken. Außer McClore hielten sich alle vorsichtig im Hintergrund.
    „Sind Sie aus Washington herübergekommen, nur um mich zu besuchen?“ fragte ich McClore.
    „Ich bin abgeflogen, als ich hörte, daß Sie außer Lebensgefahr sind. Aber ich fahre sowieso viel herum.“ Er entblößte sein Gebiß, das zu schön war, um echt zu sein. „Das Weiße Haus hält mich in Trab. Sie wissen natürlich, warum wir hier sind.“
    „Natürlich“, sagte ich. Ich hatte kein 232 nötig, um seine Gedanken zu kennen. „Aber lassen Sie mich erst einmal eine Frage stellen. Ich habe bisher angenommen, daß Gobel von Burns und Laqueur bezahlt wird.“
    „Gobel?“ Er warf dem Mann hinter sich einen

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