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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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gegeben, Mr. Burns“, sagte der Kapitän. „Die Warnfahnen sind gehißt; ich weiß nicht, ob man uns gestattet, den Hafen zu verlassen.“
    „Wir segeln unter schwedischer Flagge. Sie können uns nicht aufhalten. Also los!“
    Er schaltete die Sprechanlage aus.
    „Was hat Sie zu dem Entschluß gebracht, nicht mit uns zusammenzuarbeiten?“ Er wandte sich mir grimmig zu. „Ist es eine Frage des Geldes?“
    „Nein, eine Frage der Konsequenzen, die ich nicht abschätzen kann“, sagte ich. „Die Russen haben versucht, Gedankenübertragungen durch Hypnose herzustellen, aber sie brachen die Forschungen wegen der damit verbundenen potentiellen Gefahren ab. Sie erkannten, daß sich Ideen übermitteln ließen, die verräterisch sein können.“
    „Ausgezeichnet!“ rief Laqueur. „Ich bin froh, daß Sie zu dem Schluß gekommen sind. Wir haben solche Skrupel nicht. Gewisse Ideen müssen verbreitet werden, um der Welt neue Richtlinien zu geben.“
    Ich hörte das Stakkato der Preßluftmaschinen, die Wasser in das Schwimmdock pumpten und es auf das Flußniveau senkten.
    „Wer ist Löffler?“ fragte Kubatschew plötzlich. Ich war auf diese Frage nicht vorbereitet und sofort tauchte in meinem Verstand das Bild des Polizeibeamten auf. „Oh, das ist der Mann von der Polizei, mit dem Sie in Verbindung stehen!“
    Laqueurs asketische Gesichtszüge änderten sich mit einem Schlag. Seine Wangen schienen einzufallen, sein Mund wurde schmal wie eine Schnittwunde. Ihm wurde plötzlich klar, daß Kubatschew Gedanken lesen konnte – seine Gedanken, Burns’ und meine! Kubatschew, der Laqueur triumphierend anblickte, erbleichte, als er merkte, daß er mit der Enthüllung seines Geheimnisses einen kapitalen Fehler gemacht hatte.
    „Na schön“, sagte er, „ich kann Gedanken lesen. Obwohl ich die chemischen Bestandteile des 232 noch nicht alle beisammen habe, weiß ich jedoch genau, wonach ich suchen muß. Wir haben Bolt nicht mehr nötig. Wir schaffen ihn uns besser vom Hals. Wenn Nemeth ihn getroffen hätte, wäre uns viel Kopfzerbrechen erspart geblieben. Jetzt müssen wir es selbst erledigen!“
    Die Märthe erbebte, als sie aufs Wasser prallte. Ich hörte das Rasseln von Ketten und Rufe an Deck. Dichte Nebelschwaden jagten am Fenster vorbei und zerrissen das Bild des Hafens in verschwommene Fragmente.
    „Sie konnten, seit Sie in dieser Kabine sind, die ganze Zeit unsere Gedanken lesen“, sagte Laqueur trocken. „Sie haben uns betrogen, Kubatschew!“
    Burns sank in einen Sessel neben dem Schreibtisch, und seine Augen schienen unter den buschigen Augenbrauen zu verschwinden. Langsam öffnete er eine Schreibtischschublade. Sein Gesicht war kreidebleich, und er sah alt aus.
    Laqueur musterte rasch die Eingeborenenwaffen an der Wand. In seinem Geist stand Mord.
    „Wenn Sie ohne mich auskommen können“, sagte ich, „dann können Sie auch ohne die anderen auskommen. Nein, nicht ohne Kubatschew. Er kennt das Geheimnis.“
    Ich wußte, daß ich mein Todesurteil herausgefordert hatte. Ich las in Kubatschews Geist. Er war bereit gewesen, mit mir zusammenzuarbeiten, um sich die Arbeit zu erleichtern.
    Aber jetzt saß auch er in der Falle. Burns und Laqueur würden ihm nie mehr trauen.
    Ein jäher Einfall zeigte mir eine letzte Chance, ihm entgegenzuwirken und alle seine Absichten zu vereiteln.
    „Nein!“ schrie Kubatschew mir zu. „Das ist Wahnsinn! Tun Sie es nicht!“
    Er duckte sich, um sich auf mich zu stürzen.
    Ich hielt den kleinen Zerstäuber in der geschlossenen Hand. Wenn ich den Rest des 232 in der Kabine versprühte, würde es auf Burns und Laqueur wirken und Kubatschew den Vorteil ihnen gegenüber rauben. Zugleich, dachte ich, würde mir diese letzte Handlung, bei der das 232 restlos verbraucht werden würde, mir auch die Antwort auf eine Frage geben, die ich nicht zu lösen vermocht hatte.
    Wie würde eine Gruppe von Leuten reagieren, wenn sie die Gedanken der anderen lesen konnte? Nicht nur ein Mensch, wie Kubatschew oder ich, sondern eine Gruppe, von der jeder Einzelne Zugang zum Verstand der anderen hatte.
    Ich hob die Hand in die Höhe, richtete die Düse des Zerstäubers auf Burns und Laqueur und sprühte den Rest des 232 in die Kabine, als Kubatschew sich auf mich stürzte. Ich stieß gegen den Tisch, der krachend umfiel. Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper.
    „Sie Idiot!“ brüllte Kubatschew hysterisch.
    Eine Sekunde lang hing die Sprühwolke in der Luft, dann löste sie sich auf.
    Ich

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