Das Duell der Hexen
hatte. Traf dies zu, kam dafür eigentlich nur diese ihm noch unbekannte Jirica in Frage.
Er war ihr Haustier, sie beherrschte ihn, sie hatte ihn gezähmt. Weshalb sollte sie nicht auch dann mit ihm geflohen sein?
Die Stirn des Türken umwölkte sich. Yakup stellte sich die Frage, ob er nicht einen Fehler gemacht hatte. Vielleicht hätte er nicht so lange warten und gleich zuschlagen sollen. Wie dem auch war, was er versäumt hatte, konnte er nicht mehr zurückholen. So fand er sich damit ab, daß ihm die Anführerin der weißen Hexen zunächst einmal entkommen war.
Er wollte sich schon abwenden, als er das Fauchen hörte. Ein Geräusch, das ihm bekannt war, denn der Panther hatte ihn bei seiner Begegnung so angefaucht.
War er in der Nähe?
Im Raum jedenfalls hielt er sich nicht auf, also mußte er noch draußen sein.
Zwar war die Luke schmal, seinen Kopf konnte Yakup aber hindurchstecken. Das tat er, schaute in die Tiefe und sah auch inmitten des Gartens einen feurigen Schein.
Es war der Panther.
Und er spie Feuer!
Ein unheimliches Bild, wie er aus dem Stand plötzlich in die Höhe sprang, als wollte er die fernen Sterne erreichen. Sie waren nicht sein Ziel, dafür jagte er auf das Fenster zu, wo Yakup stand, und die zuckende Feuerwolke hüllte ihn ein. Sie flatterte auch wie rötliche, lange Schatten an beiden Seiten des Körpers entlang, so daß Yakup erkennen konnte, wer auf dem Rücken des Tieres saß.
Es war eine Frau. Das mußte Jirica sein!
Durch das falsche Licht des Feuers konnte Yakup die Farbe der Haare nicht genau erkennen, er sah nur, daß sie dunkel waren, im Gegensatz zu dem hellen Gesicht.
Sie hockte auf dem schwarzen Fellrücken, als wäre sie dort festgeleimt worden. Selbst ihre Hände benötigte sie nicht, um sich festzuhalten. Sie stieß die Arme sogar in die Luft, und Yakup glaubte, ein gellendes Lachen zu hören.
Ein Panther, der fliegt!
Wo gab es so etwas schon? In einem Märchen, in einer Sage, aber der Teufelsspuk machte auch so etwas in der Realität möglich, wie Yakup zu sehen bekam.
Wie es aussah, würde ihm Jirica entkommen. Das paßte Yakup Yalcinkaya überhaupt nicht. Er wußte, wie gefährlich die Anführerin der weißen Hexen war und ahnte auch etwas von der Macht, mit der sie ausgestattet war und die ihr nur der Teufel eingegeben haben konnte. Yakup mußte sie stoppen!
Nur über die Lösung des Problems hatte er nicht nachgedacht, da ihn dieses unheimliche Bild stärker gefangen nahm, als er eigentlich zugeben wollte.
Der feuerspeiende Panther mit der Hexe auf dem Rücken hatte ungefähr die Höhe des Fensters erreicht. Sein kometenhafter Flug wurde jäh gestoppt, und das gefährliche Tier drehte seinen pechschwarzen Schädel so zur Seite, daß es genau auf die Öffnung starren konnte, in deren Schatten sich das Gesicht des jungen Türken abmalte. Yakup sah den Blick auf sich gerichtet. Er schaute in die beiden sichelförmigen Augen, in denen trotz dieser kalten Ausdruckslosigkeit ein gefährliches Feuer brannte, das in der tiefsten Hölle geschürt sein konnte.
So etwas hatte selbst Yakup noch nicht gesehen, und ihm war schon allerlei Ungewöhnliches begegnet.
Und er sah auch das Gesicht der Hexe!
Grausam verzogen, ebenfalls eine ungewöhnliche Kälte ausstrahlend. Trotz des Feuerscheins erkannte er die Ebenmäßigkeit und auch gleichzeitig das fremdländische Aussehen, so daß Yakup vom Gesichtsschnitt der anderen an die Züge einer mittelamerikanischen Indianerfrau erinnert wurde. Das konnte sein, denn gerade im südlichen Mexiko, auf der Halbinsel Yukatan, gab es noch Stämme, die allein mit der Magie lebten und sich im tiefen Urwald versteckt hielten. Von dort konnte Jirica auch gekommen sein, um ihren gefährlichen Zauber zu verbreiten.
Selbst Yakup erschauderte unter dem Blick, aber er hatte sein Vorhaben nicht vergessen.
Wieder erinnerte er sich an seine Wurfsterne. Damit hatte er schon einmal die Aktion einer Gegnerin gestoppt. Auch hier würde er einen Versuch wagen.
Der Beutel mit den selbstgefertigten Sternen hing noch offen an seinem Gürtel, und zwei Finger seiner rechten Hand tauchten durch den schmalen Spalt.
Dann hatte er den Stern.
Der Panther und die Hexe standen noch immer in der Luft. Nicht weit vom Fenster weg. Eine sehr günstige Wurfentfernung für einen Meister wie Yakup.
Wie schon zuvor legte er den Stern auf seine Handfläche und krümmte sie ein wenig zum Oval.
Die Hexe auf dem Rücken des Panthers hatte erkannt, daß es sich
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