Das Duell der Hexen
überrascht. Ich befürchtete, einem Bluff aufgesessen zu sein, was sich Sekunden später nicht bestätigte, denn Yakup berichtete mir, wie es ihm gelungen war, Jane Collins zu befreien. Und daß der Hexenstein in einem Moor versunken war.
Ich fiel von einer Überraschung in die andere, wobei ich am Ende des Gesprächs zufrieden war, daß Jane Collins sich entschlossen hatte, bei Yakup zu bleiben. Sie schlief im Augenblick. Ich wollte sie auch nicht wecken lassen und bat Yakup, ihr Grüße von mir auszurichten. Es war alles gesagt worden, so daß ich auflegen konnte. Suko nahm die Mithörmuschel vom Ohr und legte sie ebenfalls nieder. Danach hob er die Schultern und schaute mich an. »Bist du jetzt schlauer, John?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
Schwer drückte er den Atem über die Lippen. »Ich weiß wirklich nicht, was das noch alles werden soll«, erklärte er. »Irgendwo blicke ich nicht mehr durch.«
»Ich auch nicht richtig«, gab ich zu. »Tatsache jedoch ist, daß wir es mit zwei Hexen zu tun haben. Erst einmal diese seltsame Monica und dann eine Dame, die auf einem Panther reitet und sich Jirica nennt.«
»Von beiden haben wir zuvor nichts gehört.«
»Richtig.«
»Vielleicht sind es die beiden neuen Asse des Teufels«, vermutete der Inspektor.
»Das kann sein. Ich habe mich sowieso gewundert, daß er noch keine Ordnung in den Kreis der Hexen hineingebracht hat. Mittlerweile aber sehe ich Land.«
»Jirica«, murmelte Suko. »Welch ein Name! Kannst du damit etwas anfangen?«
»Nicht unbedingt.«
»Er ist dir also fremd.«
»Und hört sich auch so an«, sagte ich. »Jirica…« Ich dachte über den Namen nach. »Eigentlich würde ich sagen, daß wir in Richtung Mittel- oder Südamerika suchen sollen.«
»Das meine ich auch.«
Ich runzelte die Stirn. »Bisher sind wir von dieser Magie so gut wie verschont geblieben. Auch der Panther deutete darauf hin. Er ist ein Tier, das in diesen Breiten lebt. Asmodis muß tatsächlich in Panik sein, wenn er quer durch die Welt forscht und sich auch auf der anderen Seite der Erde seine Verbündeten sucht.«
»Die er in Blackmoor konzentrieren wird.«
»Damit rechnest du fest?« fragte ich ihn.
»Ja.«
»Ich ebenfalls«, gab ich zu. »Sogar sehr fest. Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als diesem netten kleinen Sumpf und den so freundlichen Leuten von Blackmoor abermals einen Besuch abzustatten.«
Suko hob die Schultern. »Ich habe es ja damals geahnt. Du hättest eben den Stein nicht in den Sumpf werfen sollen.«
Heftig winkte ich ab. »Ja, ja, bist du allwissend?«
»Leider nicht…«
***
Wenn ein Grusel-Regisseur einen Film drehen wollte und eine passende Gegend dafür suchte, brauchte er mit seinem Team nur nach Mittelengland zu fahren, in die Nähe der Stadt Blackmoor, denn dort fand er alles, was sein Herz begehrte.
Ein großes Moor, eine alte Burgruine, einen kleinen Ort, dessen Bewohner sich unter dem unheimlichen Fluch einer alten Vergangenheit duckten und dementsprechend verschlossen waren, und er fand auch den für England so typischen Nebel, der sich fast das gesamte Jahr über in den Feuchtgebieten bildete.
So auch an diesem kühlen Morgen.
Vom schwarzen Moor selbst war zu dieser Stunde noch nicht viel zu sehen. Die Nebel der Nacht hatten sich noch längst nicht gelichtet und lagen wie eine dicke Schicht aus Tüchern über der Fläche. Sie verdeckten alles, und selbst die abgestorbenen Bäume, deren Äste an erstarrte dunkle Schlangen erinnerten, waren nicht zu sehen. Der Nebel verbarg auch die Tücke des unheimlichen Moores. Es gab nur wenige Menschen, die die Wege quer durch den Sumpf kannten. Meist nicht mehr als handtuchbreite Pfade, wo jeder Schritt, den man vom Weg abkam, zum Verhängnis werden konnte.
Für einen Fremden strömte diese Gegend allein durch ihre Existenz eine gewisse Angst aus, deshalb blieb der kleine Ort Blackmoor auch in einer gewissen Vergessenheit, und Besucher waren so selten wie nebellose Tage. Das Moor schwieg und »redete« dennoch.
Es lag nicht still. Hin und wieder ertönte ein Glucksen oder Ächzen. Manchmal platschte auch etwas, dann wieder ertönte ein Knacken oder ein heftiges Flattern, wenn ein eben aus seinem Nachtschlaf erwachter Vogel in die graue Suppe hineinstieß.
Es war schon unheimlich. Ein einsamer Spaziergänger brauchte sich erst keine Gestalten auszumalen, er sah sie auch so, wenn ein leichter Windstoß über die von grauen Schleiern bedeckte Fläche fuhr und die Nebelschwaden
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