Das Duell der Hexen
Bei zweien von ihnen klappte es, da sie nach links weghuschten, die beiden anderen jedoch hatten Schwierigkeiten.
Toxer und Eddy landeten am Boden, überschlugen sich dort und rollten weiter, wobei sie ein Knäuel aus Körpern, Armen und Beinen bildeten. Ihre Kumpane hatten es nicht so gut. Zudem standen sie in meiner Nähe, und auf mich war der Trecker gezielt.
Ich hatte die Nerven besessen und bis zum letzten Augenblick gewartet. Mein berechnender Blick war dabei schräg in die Höhe gerichtet. Dabei erkannte ich, daß sich der Trecker leicht drehte und auch schräg nach unten zielte.
Der würde mich voll erwischen.
Seine Scheinwerfer kamen mir wie zwei blasse, böse Glotzaugen vor. Der schmutzige grüne Kühlergrill wirkte auf mich kompakt und war ein fürchterliches Mordwerkzeug. Die Rocker brüllten. Ich gönnte ihnen einen kurzen Blick. Der linke wollte zu seiner Seite hin weg, der andere zur rechten.
Da sie sich nicht einigen konnten, schwebten sie plötzlich in Lebensgefahr, auch ich, denn ich wollte trotz allem die beiden noch retten. Mit den Füßen zuerst sprang ich sie an, wuchtete sie wenigstens zu Boden und sah den Trecker jetzt so groß, daß ich fürchterliche Angst bekam.
Konnte er mich verfolgen?
Vielleicht, deshalb wartete ich bis zum letzten Augenblick, bevor ich mich nach rechts katapultierte und im Schlamm der Gosse landete, anschließend wieder auf die Füße kam und zu einem gewaltigen Hechtsprung ansetzte, wobei ich in meinem Rücken noch den Luftzug spürte. Vor mir erschien eine Tür.
Verdammt stabil sah sie mir aus. Ich fegte dagegen, hörte das dumpfe Krachen und den fast peitschenden Knall hinter mir. An der Tür rutschte ich zu Boden, drehte mich mühsam herum und konnte die Bescherung nicht nur hören, auch sehen. Ein furchtbarer Schrei gellte über die Straße. Nicht mich hatte es erwischt, sondern einen der Rocker. Der jedoch hatte nicht geschrien, weil er es nicht konnte. Der junge Mann lag unter dem Trecker begraben.
Sein an ihn geketteter Kumpan hatte es besser gehabt. Er war nicht tödlich erwischt worden und lag direkt neben dem Trecker, unter dem noch der Arm und die Hand des Toten mit der Kunststoffmanschette hervorschauten.
Der Rocker drehte den Kopf. Auf seinem Gesicht lag eine feuchte Schicht aus Staub und Tränen. »Sinclair!« heulte er. »Verdammt, hol mich hier weg!«
»Ja, ja, Junge…« Ich nickte und ging zu ihm. Den Schlüssel holte ich hervor.
Auch Suko und Spiker kamen herbei. Sie sahen das schreckliche Bild und schüttelten die Köpfe. Ich hatte mich hingekniet, löste die Fesseln, hörte das Weinen des Rockers und half ihm auf die Füße. Wir mußten ihn stützen, so stark zitterte er, als er endlich stand.
»Eure Freundin, die Hexe, ist dafür verantwortlich«, sagte ich voller Bitterkeit in der Stimme.
Er reagierte überhaupt nicht, holte einige Male tief Luft, lief zur Hauswand, drückte sich dagegen und begann hemmungslos zu schluchzen. Vielleicht war es das Beste für ihn.
Suko kam näher.
Erst jetzt löste sich bei mir der Schock. Ich spürte das Zittern meiner Knie. Suko stützte mich ab, da er glaubte, ich würde jeden Augenblick umfallen.
»Keine Panik, Junge«, sagte er. »Wir schaffen es schon.«
»Hoffentlich.« Ich schaute zum Himmel. Ein weiterer Gegenstand jagte nicht auf uns zu. Waren wir damit der Gefahr entkommen?
Spiker schlich herbei. Er deutete auf den liegenden Trecker. »Was war das?« flüsterte er. »Das ist doch der reine Wahnsinn. Ich begreife das nicht.«
»Es war die Hexe«, sagte Suko leise.
»Welche?«
»Die auf dem Panther«, erklärte mein Partner. »Sie trägt die Schuld. Tut mir leid…«
Ich hatte Sukos Erklärung vernommen. »Irrtum«, sprach ich dagegen.
»Es muß die andere gewesen sein.«
»Wieso?«
Ich erklärte es ihm. Mein Partner hörte zu und wurde blaß. »Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet.« Er schaute auf den Trecker. »Wenn diese Person in der Lage ist, durch gedankliche Kraft Gegenstände zu bewegen, kann sie auch andere Dinge beeinflussen — oder nicht?«
»Das kann sie.«
»Und was?«
»Such es dir aus.«
Bisher waren wir allein gewesen. Die beiden anderen Rocker standen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und trauten sich nicht, die Fahrbahn zu überqueren.
Dafür kamen die anderen. Es waren die Bewohner, die auch an dem Gasthaus gestanden hatten. Sie gingen mit zögernden Schritten und wirkten so, als wollten sie jedesmal zurückweichen, anstatt einen Fuß
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