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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hoch.
      »Wenn du gescheit bist, dann machst du keinen Mucks«, rief Hagen ihm zu.
      Lee schloss die Tür. Hagen starrte in die hasserfüllten Augen des früheren Portiers und bemerkte mit einer gewissen Genugtuung, dass die eine Gesichtshälfte angeschwollen und blutunterlaufen war. Er lief an ihm vorbei zum Fenster und zog die Jalousie herunter. »Ich will mich mit dir nicht lange herumärgern«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Ich will wissen, wo sie das Mädchen hingebracht haben.« Eine prompte Antwort fordernd drehte er sich zu dem Chinesen um, doch der spuckte ihm nur ins Gesicht.
      Hagen schloss für Sekunden die Augen. Ich darf ihn nicht umbringen, ging es ihm durch den Sinn. Ich brauche ihn lebend, damit er reden kann. Er muss reden. Hagen wandte sich an Lee und wischte sich den Speichel ab. »Lee, das ist der Kerl, der deine Herrin geschlagen hat.« Lees Augen flackerten auf. »Bring ihn zum Reden, Lee. Mach mit ihm, was du willst, aber bring ihn zum Reden.«
      Hagen drehte sich zum Fenster um und starrte durch die Schlitze der Jalousie hinaus auf die Straße. Er versuchte das, was hinter seinem Rücken vorging, zu ignorieren, doch es gelang ihm nicht. Eigentlich wollte er sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen und wartete beinahe gespannt auf den nächsten Schmerzensschrei. Das Mädchen schnatterte plötzlich so schnell auf Chinesisch los, dass er nichts verstand. Der Portier stöhnte daraufhin dreimal »Nein!«, wobei seine Stimme jedes Mal schriller klang. Mit einem Mal schrie er laut vor Schmerz auf. Hagen fuhr herum. – Gleichzeitig hörte er Geräusche irgendwo im Haus. Er schob Lee beiseite und sagte dem Portier: »Jetzt mach schnell. Sag uns, wo das Mädchen ist, und er lässt dich in Ruhe.«
      Speichel tropfte aus den Mundwinkeln des Mannes, Tränen quollen aus seinen geschwollenen Augen. Hagen schüttelte ihn ungeduldig, als die Geräusche im Stockwerk lauter wurden. »Lagerhaus von Henry Wong am Kai«, presste der Portier endlich hervor. »Südseite vom Hafen.«
      »Und Kossoff? Ist Kossoff auch dort?«
      »Ja, Kossoff auch dort«, stammelte der Portier noch, bevor sein Kopf zur Seite fiel und er das Bewusstsein verlor.
      In diesem Augenblick schrie das Mädchen laut und durchdringend auf, nur Sekundenbruchteile später donnerte jemand gegen die Tür. Hagen lief zum Fenster und riss es auf. Er dankte dem Schicksal dafür, dass das Zimmer des Portiers im Erdgeschoss lag. Kurze Zeit später saßen er und Lee im Auto und rasten davon.
      Hagen rief Lee zu, er solle zu Claras Villa zurückfahren. Sein Plan nahm langsam Formen an. Ihm war klar geworden, dass er nicht so ohne weiteres mit der Pistole in der Hand in das Lagerhaus marschieren konnte. Kossoff würde ihn ganz einfach unter Druck setzen können, indem er drohte, Rose etwas anzutun. Nein, er würde viel raffinierter vorgehen müssen. Er war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass alles, was er zu unternehmen gedachte, einerseits mit Risiken verbunden war, andererseits aber so schnell wie möglich zu geschehen hatte. Wenn es nicht bereits zu spät war. Er erinnerte sich mit Schaudern daran, wie Kossoff über Frauen geredet hatte.
      An der Villa angekommen, suchte Hagen unverzüglich Claras Privatgemächer auf. Sie hatte dort auf ihn gewartet, paffte ein Zigarillo, konnte jedoch ihre Anspannung nur unvollständig verbergen. »Was ist passiert?«, fragte sie ungeduldig. »Weißt du, wo sie ist?«
      Er nickte kurz, nahm das Telefonbuch, blätterte darin, fand die Nummer von Henry Wongs Lagerhaus und wählte sie. Clara wollte etwas sagen, doch er bedeutete ihr zu schweigen, denn am anderen Ende wurde der Hörer prompt abgenommen, ohne dass sich jemand meldete. Er lauschte eine Weile dem heftigen Atmen und brachte dann mit knappen Worten sein Anliegen vor: »Hier ist Mark Hagen. Sag Kossoff, dass ich ihn sprechen will. Ich glaub, dass er gern erfahren will, was ich ihm vorzuschlagen habe.«
      »Einen Moment bitte.« Hagen fühlte sich etwas wohler in seiner Haut. Bis jetzt schien alles wie beabsichtigt zu verlaufen.
      Der Hörer wurde wieder aufgenommen, und Kossoff meldete sich in der ihm eigenen Art. »Guten Morgen, Kapitän. Welch eine nette Überraschung.«
      »Lassen wir die Förmlichkeiten und kommen wir gleich zur Sache«, erwiderte Hagen. »Du hast mich reingelegt, Kossoff. Du hast das Mädchen geschnappt. Ich bin deshalb bereit, mit dir ins Geschäft zu kommen.«
      »Aber brauche ich

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