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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Mitte erhellt wurde. Vier Männer saßen um den Tisch und spielten Karten. Zwei von ihnen sahen wie Russen aus, der dritte war ein Chinese, und der vierte, der keine Jacke anhatte, konnte von wer weiß woher sein. Die vier sahen recht brutal aus. Kossoff blieb stehen und beobachtete sie eine Weile. Als sie jedoch auch dann noch nicht Notiz von ihm genommen hatten, stieß er mit dem Fuß den Tisch um. Einen Augenblick lang waren die vier sprachlos, doch schließlich fluchte der im Hemd auf Portugiesisch. Kossoff schlug ihm den Stock über den Kopf. »Es wäre nicht klug von dir, Cortez, dich noch einmal so zu benehmen«, tadelte er. Der Portugiese starrte ihn einen Moment lang an, quälte sich dann ein Lächeln ab und schlurfte an Hagen vorbei zu dem Haken an der Wand, an dem seine Jacke hing.
      Hagen zeigte sich beeindruckt. Kossoff hatte Mut. Er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wer der Boss war, nicht einmal bei diesem Gesocks. Hagen hob eine Packung Zigaretten auf, die vom Tisch auf den Boden gefallen war, und steckte sich eine Zigarette an.
      Kossoff lächelte ihm zu. »Nun, Kapitän, wollen wir der Dame einen Besuch abstatten? – Cortez und Li, ihr zwei kommt mit. Die Übrigen räumen den Saustall hier auf.« Er zog einen Schlüssel aus der Tasche, sperrte eine Tür auf und verschwand in einem dunklen Raum. Hagen folgte ihm. Cortez und der angesprochene Chinese bildeten die Nachhut.
      Nachdem Kossoff das Licht eingeschaltet hatte, mussten sie sich erst an die Helligkeit gewöhnen. Das Mädchen lag auf einem Feldbett an der hinteren Wand, richtete sich langsam auf und blickte die Besucher fragend an. Sie hatten Rose kurze Hosen und einen Kittel angezogen, die übliche Tracht einfacher Chinesinnen. Als sie die Hand hob, um sich das Haar aus der Stirn zu streichen, rutschte der weite Ärmel zurück, und
    auf ihrem Arm wurden rote Striemen sichtbar.
      Es dauerte einige Zeit, bis sie Hagen erkannte. Freude leuchtete in ihren Augen auf. Sie lief zu ihm und fiel ihm um den Hals.
      »Welch rührende Szene«, spöttelte Kossoff. »Es tut mir schrecklich Leid, die Wiedersehensfreude dämpfen zu müssen, aber wir haben erst noch etwas zu erledigen.«
      Hagen befreite sich vorsichtig aus ihrer Umarmung und trat hinter sie, sodass er über ihre Schulter Kossoff beobachten konnte. Der Russe setzte sich, zündete sich eine Zigarette an und steckte sie in einen Halter aus Bernstein. Bedächtig blies er den Rauch hinauf an die Decke, von der der Putz bröckelte. »Miss Graham, Sie scheinen von Kapitän Hagens Anwesenheit nicht überrascht zu sein. Kommt sie Ihnen nicht ein wenig komisch vor?«, begann er. Rose wollte etwas entgegnen, doch er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Bitte unterbrechen Sie mich nicht. Die Zeit ist kostbar, und ich möchte Ihnen die genauen Einzelheiten darüber ersparen, wie unser gemeinsamer Freund hierher gekommen ist. Für Sie genügt zu wissen: Wenn Sie sich weiterhin so hartnäckig weigern, mir die gewünschte Information zu geben, wird Kapitän Hagen derjenige sein, der darunter zu leiden hat.« Er deutete auf Cortez, der an der Tür lehnte und sich mit einem Stilett die Fingernägel putzte. »Stellen Sie sich nur einmal vor, was dieser Herr mit dem kleinen Messer dem schneidigen Kapitän alles antun könnte. Insbesondere dann, wenn wir ihn auf das Bett fesseln würden.«
      Rose hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und stieß einen Schrei des Entsetzens aus. »Nein, das dürfen Sie nicht tun! Sie können doch nicht –«
      Hagen hielt den Zeitpunkt des Handelns für gekommen. Er riss sie zu sich herum und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. »Sag ihm, was er wissen will, verdammt noch mal!«, schrie er in gespielter Panik.
      Er hörte Kossoffs keckerndes Lachen. Im nächsten Moment zog ihn eine Hand von dem Mädchen weg und stieß ihn quer durch den Raum. Er tat, als habe er das Gleichgewicht verloren und ließ sich auf das Bett fallen. Cortez stürzte auf ihn zu, das Messer in der Hand, ein hämisches Grinsen im Gesicht. Hagen riss sich den Panamahut vom Kopf, griff die Waffe heraus, richtete sie auf einen Punkt unterhalb von Cortez' Brusttasche und drückte zweimal ab. Wie von einer Axt gefällt fiel der Portugiese zu Boden.
      Während Hagen sich wieder hochrappelte, griff der Chinese in seine Jackentasche und zog eine Automatik heraus. Bevor er jedoch auf Hagen zielen konnte, hatte der ihm bereits zwei Kugeln in den Bauch gejagt.

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