Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
kommen.
      Clara bot ihm ein Zigarillo an. Er zündete es an und sog den Rauch tief ein. Ihm kam es vor, als würden dadurch neue Lebensgeister in ihm geweckt. Von Minute zu Minute wurde er ruhiger. Er sah Clara durch den blauen Tabakqualm an. »Wie ist das mit deiner Backe passiert?«
      »Ich bin geschlagen worden«, polterte sie los. »Ich, Clara Boydell, bin von so einem dreckigen Schlitzauge geschlagen worden.« Ihr Gesicht verfärbte sich puterrot vor Zorn.
      »Reg dich nicht so auf, Clara. Wenn mir der Mistkerl über den Weg laufen sollte, werd ich ihm schöne Grüße von dir bestellen. Aber erzähl mir jetzt ganz genau, was passiert ist.«
      »Da gibt's nicht viel zu erzählen. So um Mitternacht haben ein paar Chinesen – vier, glaub ich – nach Mädchen gefragt. Sie waren höflich und gut angezogen. Sie waren schon über eine Stunde da gewesen und anscheinend gut bei Kasse. Das Dienstmädchen hat sie in den ersten Stock geführt, und dort hat einer es niedergeschlagen. Sie sind den Gang entlanggelaufen und haben in jedes Zimmer geschaut. Du kannst dir vorstellen, wie peinlich das für einige hoch gestellte Persönlichkeiten war. Ich selber war mit dem neuen Militärattache von der französischen Botschaft im Obergeschoss – wirklich ein ganzer Kerl…«, fügte sie versonnen hinzu.
      »Weiter, Clara«, drängte Hagen.
      »Schon gut, mein Schatz. Also, ich bin runter und seh, wie die Kerle Rose den Gang entlangschleifen. Ich frag sie, was das soll, und einer von ihnen hat mich geschlagen. Sie sind durch den Hinterausgang verschwunden. Der Gärtner sagt, dass eine schwarze Limousine dort gewartet hat.«
      »Ist dir an den Kerlen etwas Besonderes aufgefallen? War vielleicht ein Mongole dabei?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Nein, bestimmt nicht. Aber den, der mich geschlagen hat, würd ich sofort wieder erkennen. Eine hässliche, kleine Ratte. Irgendwer hatte ihn in die Mangel genommen. Die eine Gesichtshälfte war grün und blau.«
      Hagen schöpfte Hoffnung, er hatte nun zumindest einen Anhaltspunkt. »Besten Dank, meine Teuerste. Ich glaub, ich kenn diese Ratte. Würdest du mir Lee und den Wagen für ein paar Stunden überlassen?«
      »Ja, gern. Du kannst alles haben, was du brauchst, um dieses nette Geschöpf heil zurückzubringen.«
      Hagen vergeudete keine Zeit und stürzte los, ohne sich zu verabschieden. Sekunden später saß er im von Lee gesteuerten Auto, lud seine Automatik, steckte sie in die Innentasche seiner Jacke und ließ sich dann in die Polsterung zurückfallen. Er wusste, dass er schnell handeln musste; jede Sekunde zählte, wenn er Rose unbeschadet zurückhaben wollte. Das Auto hielt vor der Pension; Hagen stieg aus und rannte hinein. Die junge Chinesin sah verwundert von ihrer Lektüre hoch. »Alles in Ordnung, Käpten Hagen?«
      Hagen stützte sich mit den Armen auf dem Schaltertisch auf. »Nichts ist in Ordnung. Ich brauch unbedingt eine Auskunft. Es geht um Leben und Tod. Der Stinker, der vor dir hier gearbeitet hat, wo wohnt der?«
      Sie beugte sich nach vorn, suchte unter dem Tisch und fand schließlich das Gewünschte. »Hier. Er sagen, Geld schicken an diese Adresse.«
      Hagen riss ihr den Zettel aus der Hand. »Danke, Kleines!«, rief er ihr zu und rannte wieder hinaus zum Wagen.
      Bereits nach fünf Minuten erreichten sie die angegebene Straße. Hagen wies Lee an, in einiger Entfernung von dem betreffenden Haus zu parken, denn er wollte den Gesuchten nicht vorzeitig aufscheuchen. Zu Fuß legten sie den Rest des Weges zurück. Der Portier bewohnte ein Zimmer im Erdgeschoss eines recht gepflegt und sauber aussehenden Wohnblocks. Leise schlichen sie sich an die Zimmertür. Lee bückte sich und lauschte am Schlüsselloch. Nach kurzer Zeit richtete er sich wieder auf und nickte. Hagen klopfte an die Tür. Unmittelbar danach war das Quietschen von Bettfedern zu hören und die auf Chinesisch gestellte Frage: »Wer ist da?«
      »Mach schon die Tür auf, du Idiot. Ich habe eine Nachricht vom Chef«, erwiderte Hagen schroff und hoffte dabei, dass sein Akzent ihn nicht als Ausländer verriet.
      Ein Fluch und das erneute Quietschen der Bettfedern waren die Antwort. Sekunden später wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet. Hagen warf sich mit seinem ganzen Gewicht so kräftig dagegen, dass der Mann quer durch den Raum und zurück aufs Bett geschleudert wurde. Ein Mädchen schrie auf und zog verschreckt das Bettlaken bis zu den Schultern

Weitere Kostenlose Bücher