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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Kossoff war inzwischen zur Tür geeilt und stürzte hinaus. Hagen feuerte die letzten beiden Kugeln auf ihn ab, die allerdings nichts weiter bewirkten, als seine Flucht zu beschleunigen. Hagen rannte zur Tür, schlug sie zu und verriegelte sie. Danach nahm er dem Chinesen, der sich hustend und vor Schmerzen stöhnend auf dem Boden wand, die Automatik ab und ging ans Fenster. Es war festgeschraubt und ließ sich nicht aufschieben. Hagen drehte sich zu Rose um und fasste sie an den Schultern. »Wie geht's dir? Hat Kossoff dir was angetan?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Er hat mich nicht angerührt, und die anderen sind nicht an mich herangekommen. Sie hätten es zwar gerne gewollt, aber sie haben alle große Angst vor ihm. Ich glaube, er hatte die Absicht, mich heute Nacht so richtig auszuquetschen.« Sie sah blass aus, brachte dennoch ein Lächeln zustande.
      Hagen schob sie sanft zur Seite, packte einen Stuhl und schleuderte ihn ins Fenster. Er hämmerte mit den Stuhlbeinen so lange auf das Fenster ein, bis die Scheibe völlig zerstört war. Dann lehnte er sich zum Fenster hinaus und sah nach unten. Zwei Stockwerke tiefer lag der Kai. Wenn sie fliehen wollten, müssten sie schon Flügel haben! Als er merkte, dass Kossoff und seine Leute sich daranmachten, die Tür aufzubrechen, blickte er nach oben und erkannte, dass die Flucht über das Flachdach ihre einzige Chance war. Die Dachrinne über ihm wirkte wenig stabil, aber wenn er hochsprang, würde er sie mit den Händen greifen können. Er wandte sich zurück ins Zimmer, zog die Automatik aus der Tasche und gab sie Rose. »Wir könnten aufs Dach kommen, wenn die Rinne hält. Wenn sie nicht hält, gibt's nur zwei Möglichkeiten: Entweder du jagst dir eine Kugel in den Kopf oder springst mir nach.«
      Sie drückte ihm noch kurz die Hand. Er riss sich von ihr los und stieg hinaus aufs schmale Fensterbrett. Einen Augenblick hielt er inne und sammelte seine Kräfte. Endlich sprang er und fand tatsächlich Halt an der Dachrinne. Sie knirschte bedenklich, gab auch ein wenig nach, aber sie brach nicht. Einige Sekunden hing er so zwischen Himmel und Erde. Dann zog er sich langsam in die Höhe und kroch mühsam auf die Dachfläche. In Dankbarkeit gedachte er kurz dem Handwerker, der die Rinne so stabil angebracht hatte.
      Er legte sich bäuchlings an den Dachrand, streckte die Hand nach unten und schrie: »Rose, komm jetzt! Schnell!«
      Mit einem lauten Krachen gab unten im Zimmer die Tür nach, und gleich darauf hallten Schüsse. Rose feuerte das ganze Magazin der Automatik leer. Kommandos wurden gerufen, irgendjemand schrie vor Schmerz auf, und dann stand sie auch schon im Fenster und streckte den Arm nach oben. Hagen umfasste ihr Handgelenk. Sie war leicht wie eine Feder. Bevor er es richtig begriff, lag sie bereits neben ihm auf dem Dach. Sie schob ihm die Pistole zu. »Gut, dass du sie mir gegeben hast. Ich glaube, ich habe alle Kugeln abgeschossen.«
      Er schmunzelte. »Gut gemacht, Mädchen. Hoffe nur, dass jede Einzelne voll getroffen hat.« Er erhob sich und half ihr auf. »Der Rest wird gleich hier oben sein. Wir müssen los.«
      Sie waren erst einige Meter über das Dach gelaufen, als jemand ihnen »Stehen bleiben!« nachrief. Hagen drehte sich um und sah Kossoff und drei Männer aus einer Dachluke klettern. Er packte das Mädchen an der Hand und zog es hinter sich her. Die Lagerhäuser standen hier dicht beieinander und waren durch überdachte Stege verbunden. Schließlich gelangten sie allerdings auf ein Vordach, von dem aus es nicht mehr weiterging: Eine Straße trennte sie vom nächsten Gebäude. Hagen lief auf die andere Seite des Daches und sah von dort hinunter in das Hafenbecken. Er wusste nun, wo sie sich befanden. Sie standen auf dem Dach eines Getreidespeichers, von dem aus die Schiffe direkt beladen wurden. Die Verfolger kamen immer näher. In diesem Moment riss die Wolkendecke auf, und der Mond wurde sichtbar. Sein Licht ließ den silbernen Knauf von Kossoffs Stock aufblitzen, mit dem er seine Männer vorwärts trieb. Hagen lächelte das Mädchen verlegen an. »Es wäre ein Sprung aus zwanzig Meter Höhe, aber das Wasser ist tief genug. Traust du dich?«
      »Was bleibt uns anderes übrig?«, erwiderte sie nur.
      Hagen zog seine Jacke aus und steckte die Pistole in die Hosentasche. Dann nahm er das Mädchen an der Hand und lief mit ihm zum Rand des Daches. Kossoff rief ihnen etwas nach.
      Sie sprangen.
      Die Luft

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