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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Leise schloss er die Tür und ging zurück in sein Zimmer. Dort übermannte ihn beinahe schlagartig eine bleierne Müdigkeit. Er zog sein Jackett aus und ließ sich auf das Bett fallen. Innerhalb kürzester Zeit war er eingeschlafen.
      Als er aufwachte – es musste bereits auf den Abend zugehen, denn Schatten verdunkelten sein Zimmer –, sah er sie auf der Bettkante sitzen. Sie lächelte ihn liebevoll an, als sie bemerkte, dass er die Augen geöffnet hatte. »Hallo, Rose, wie fühlst du dich?«
      Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Prima. Einfach prima. Mir kommt alles nur wie ein böser Traum vor.«
      Er gähnte und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Fühl mich wie gerädert.«
      »Ich bin gekommen, um dir Bescheid zu sagen, dass es um sechs Uhr Abendessen gibt und Clara auf pünktliches und vollzähliges Erscheinen Wert legt. Du hast noch genau zwanzig Minuten Zeit.«
      Er wälzte sich aus dem Bett, öffnete den Koffer und nahm seinen Rasierapparat heraus. »Ich hüpf schnell unter die Dusche und rasier mich. Wird nicht lange dauern.«
      Als er geduscht und sich angezogen hatte und voller Elan ins Zimmer zurückkam, saß sie auf dem Bett und betrachtete ein Foto in einem ledernen Passepartout. Er fluchte leise über seine Nachlässigkeit, den Koffer nicht wieder geschlossen zu haben. Sie blickte hoch und bat ihn lächelnd um Verzeihung. »Entschuldige. Ich sah es oben auf den anderen Sachen liegen. Ich musste es mir einfach ansehen.«
      Hagen winkte ab. »Keine Ursache.« Er selbst hatte sich das Foto seit Jahren nicht mehr angesehen. Der darauf abgebildete junge Mann war für ihn ein Fremder. Ein junger, schneidiger Marineoffizier, den es schon lange nicht mehr gab.
      »Du hast damals anders ausgesehen«, stellte sie fest. »Um die Augen herum und um den Mund. Heute wirkst du irgendwie verbittert.«
      Er nickte. »Aber nur ein bisschen. Das bringt das Leben so mit sich.« Er sah noch einmal auf das Foto, während er sich die Krawatte umband. »Ja ja, die gute, alte Zeit.«
      »Erzähl mir davon«, bat sie leise.
      Im ersten Moment war er versucht, ihr unwirsch zu erwidern, sie solle sich um ihren eigenen Kram kümmern, doch dann fühlte er den Wunsch, ihr alles zu erklären, damit sie ihn vielleicht verstehen konnte. Er ging zum Fenster und sah hinaus, bemüht, seine Gedanken zu ordnen. »Es ist so eine Geschichte, wo man nicht weiß, wann sie eigentlich anfängt. Vielleicht schon mit meiner Geburt – ich weiß es nicht. Jedenfalls hat mich mein Vater nach dem College nach Europa geschickt, damit ich dort weiterstudiere. Als der Krieg ausbrach, war ich in Oxford. Hab mich freiwillig zur britischen Kriegsmarine gemeldet. Mein alter Herr ist an die Decke gegangen. Nach Pearl Harbor bin ich zur US Navy gewechselt. Bis zum Kriegsende hatte ich es bis zum Korvettenkapitän gebracht. Das Dumme war, dass es mir bei der Navy gefiel, mein Vater das aber nicht begreifen konnte. Ich sollte die Familientradition fortsetzen und als Börsenmakler bei ihm einsteigen. Ich hab mich geweigert, und er hat mir keine Schecks mehr geschickt.«
      »War das so entscheidend?«
      Er wandte sich zu ihr um. »Ich fürchte, ja. Ich hatte teure Hobbys, insbesondere die Frauen. Der Sold hat hinten und vorne nicht gereicht. Ich war Zahlmeister, hab mir deshalb einmal etwas aus der Kasse besorgt, das ich mit dem nächsten Sold zurückzahlen wollte. Prompt kamen die Rechnungsprüfer.« Er lachte gequält. »Es ist schon komisch, dass in solchen Fällen die Rechnungsprüfer sofort auftauchen.« Er war es plötzlich leid, sich ihr so zu offenbaren, und kam deshalb rasch zum Schluss. »Man hat mir nahe gelegt, den Dienst zu quittieren. Aber alle haben natürlich erfahren, was los ist. Die Navy ist ja eine einzige große und glückliche Familie. Mein Alter Herr hat mir tausend Dollar geschickt, damit ich mich nie mehr blicken lasse.«
      »Und so bist du schließlich nach Macao gekommen.«
      Er nickte. »Über Afrika, Indien, einige Umwege. Ich bin jetzt seit vier Jahren hier.« Er schaute nachdenklich zum Fenster hinaus. »Es ist schon seltsam, was so ein kleiner Fehltritt alles bewirken kann.« Plötzlich drehte er sich zu ihr um und erklärte mit aufgesetzter Fröhlichkeit: »Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.« Er zog sich sein Jackett an. »Komm. Gehen wir essen.« Er ging voran zur Tür und hielt sie ihr auf. Sie verharrte einen Augenblick und musterte ihn, bevor sie ihm

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