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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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folgte.
      Beim Abendessen kam keine rechte Stimmung auf. Clara war ziemlich einsilbig, und Rose hing ihren Gedanken nach. Hagen wünschte sich, er hätte ihr nichts von sich erzählt. Es kam ihm vor, als habe er durch die Schilderung seines Lebenslaufes das Bild zerstört, das sie sich von ihm gemacht hatte.
      Nach dem Essen ging er in Claras Büro, um mit Charlie Beale zu telefonieren. Als er nach einem kurzen Gespräch den Hörer wieder auflegte, war er rundum zufrieden. Alles war offensichtlich ohne Schwierigkeiten über die Bühne gegangen. Das Schiff war bereits unterwegs zu dem kleinen Privathafen in der Nähe von Charlies Strandhaus. Gerade als er wieder gehen wollte, kam Clara herein. »Hab nur kurz mal dein Telefon benutzt.«
      »Du willst also immer noch diesen verrückten Plan durchführen?«
      »Ja. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Ich hab meinen Kutter wieder und alles, was ich sonst noch brauche.«
      »Was wird aus der Kleinen?«
      Die Frage machte ihn wütend. »Zum Donnerwetter noch mal, warum musst du immer darauf herumhacken, Clara? Ich hab dir schon mal gesagt, dass für sie gut gesorgt werden wird. Ist das nicht genug?«
    »Wirklich? Glaubst du wirklich, dass das genügt?«
      Er lief an ihr vorbei und riss die Tür auf. »Ich will davon nichts mehr hören. Mach dir keine Sorgen – du bist uns bald los. Morgen sind wir weg.«
      Hagen ging in sein Zimmer, legte sich im Dunkeln auf sein Bett und rauchte hektisch eine nach der anderen. Er ärgerte sich über Clara und die ganze Welt, aber am meisten ärgerte er sich über sich selbst. Nach einer Weile wurde die Tür leise geöffnet, und Rose schlüpfte ins Zimmer. Sie kam zum Bett und setzte sich auf die Kante. Er roch den Duft ihres Haars. »Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sie sich und nahm seine Hand.
      Er zog seine Hand nicht zurück. »Ja, alles okay.«
      Nach einer kleinen Pause fragte sie: »Was hast du heute erreicht?«
      Er erzählte ihr von seiner Unterredung mit Charlie, verschwieg ihr jedoch, dass dieser für seine Hilfe einen Teil des Goldes beanspruchte. »Charlie schuldet mir den einen oder anderen Gefallen. Natürlich müssen wir ihm seine Unkosten erstatten, wenn wir das Gold verkauft haben. Bezahlen müssen wir auch die zwei Männer, die ich als Helfer angeheuert hab – und das nicht zu knapp.«
      Sie nahm seine Ausführungen widerspruchslos zur Kenntnis. »Und du? Welche Bezahlung erwartest du?«, fragte sie nur.
      Die Sekunden rannen zäh dahin. Sie wartete auf eine Antwort, und er wusste nicht, welche er ihr geben sollte. Schließlich zog er sachte seine Hand zurück. »Du solltest jetzt ins Bett gehen. Schlaf so lange wie nur möglich. Du wirst bald nicht mehr viel Gelegenheit dazu haben, glaub mir.«
      Er bemerkte, wie sie sich langsam erhob, zur Tür ging und dort stehen blieb. »Ich möchte dir noch sagen, dass ich dich verstehe«, flüsterte sie in die Dunkelheit. »Dass ich dich wirklich verstehe.« Damit verließ sie sein Zimmer.
      Er blieb auf seinem Bett liegen, beobachtete das Aufglühen der Zigarette, wenn er an ihr zog, und drückte sie schließlich aus.
      Nach einer Weile empfand er die völlige Dunkelheit als bedrückend, und plötzlich kroch eine eisige Kälte durch seinen Körper – Angst.
      Er wälzte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht im Kissen.

6. Kapitel

    Sie verließen die Villa am nächsten Tag kurz vor zwölf. Das Problem, ungesehen zum Strandhaus zu gelangen, war gelöst, als Hagen ein Wäschereiauto bemerkte, das am Lieferanteneingang parkte. Ein Gespräch mit dem Fahrer und ein großzügiges Trinkgeld ermöglichten es, dass Hagen und das Mädchen mit ihrem Gepäck zwischen den Bündeln dreckiger Wäsche hocken durften und chauffiert wurden.
      Sie hatten sich nicht mehr von Clara verabschieden können, da die Hausbesitzerin unauffindbar blieb. Hagen wunderte sich nicht darüber. Sie hatte ihn gestern Abend recht abweisend behandelt. Eine Zeit lang hatte er sogar befürchtet, sie würde Rose seine wahren Absichten enthüllen. Er seufzte erleichtert auf, als das Wäscheauto das Grundstück durch ein Seitentor verließ und auf die Straße bog. »So, nun geht's endlich richtig los.«
      Rose nickte. »Aber sind diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen wirklich notwendig?«
      Er überlegte erst einen Augenblick, bevor er ihr antwortete. »Ja, ich denk schon. Und wenn sie nur den Zweck erfüllen sollten, Kossoff etwas zu raten aufzugeben.

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