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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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über dich machen. Es ist nur so offensichtlich, wie sehr du dieses Schiff magst.«
      »Ich weiß, ich führ mich auf wie die perfekte Hausfrau.« Er ging wieder hinaus auf Deck. »Komm mit. Schaun wir nach O'Hara.«
      Sie kletterte hinter ihm eine kurze Stahlleiter hinunter in den engen, stickigen Maschinenraum. Es war so heiß, dass Hagen sofort der Schweiß in Strömen übers Gesicht lief. Er drehte sich deshalb zu ihr um und deutete nach oben. Rose, schon halb ohnmächtig, kletterte wieder an Deck.
      Der Lärm war ohrenbetäubend. Hagen entdeckte O'Hara in einer Ecke, wie er mit einem schweren Hammer einen Zylinder bearbeitete. Er tippte ihm auf die Schulter. O'Hara drehte sich zu ihm um und beendete seine Hämmerei. Die Schläge verklangen. »Da bist du ja endlich.« Er trug nur ölverschmierte Shorts.
      »Wie sieht's aus?«, erkundigte sich Hagen.
      »Sehr gut, mein Junge. Noch ein paar Handgriffe hier und da, und der Kahn macht alles mit. Die Tanks sind voll bis obenhin. Charlie hat dafür gesorgt.«
      Hagen klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Gut gemacht. Hab doch gewusst, dass ich mich auf dich verlassen kann. Jetzt komm mit nach oben und sag dem Mädchen guten Tag.«
      Rose saß auf einer Taurolle und fächelte sich mit Hagens Panama Luft zu. Er machte sie mit O'Hara bekannt. Der Blick des Alten drückte Anerkennung aus. »Es ist das erste Mal, dass der da« – er deutete auf Hagen – »einen guten Geschmack bewiesen hat«, erklärte er, und sie sah lächelnd zu Hagen hoch.
      Die beiden setzten sich zu ihr. Rose und Hagen rauchten eine Zigarette, O'Hara seine stinkende Pfeife. Sie sprachen nicht über die bevorstehende Fahrt und ihre Probleme, sondern über die Vergangenheit. O'Hara gab Erinnerungen an seine Kindheit in Irland zum Besten, vor allem Erlebnisse beim Angeln und bei der Jagd, und Hagen erzählte vom Segeln an der Ostküste der USA und dem alljährlich wiederkehrenden Höhepunkt eines Jungenlebens, dem ›weißen‹ Weihnachtsfest. Sie unterhielten sich so ungezwungen, wie es nur unter guten Freunden möglich ist. Natürlich gab es zwischendurch auch kleinere Pausen, die dann in der drückenden Mittagshitze über der spiegelglatten See als besonders still empfunden wurden.
      Als wieder einmal eine solche Pause entstand, fiel Hagen ein, dass er O'Hara noch nicht alles erzählt hatte. Es war reiner Zufall, dass die bevorstehende Fahrt und die Aufteilung des Goldschatzes bisher noch nicht erwähnt worden war. Er dehnte sich umständlich und stand auf. »Ich glaube, wir zwei sollten uns wieder um den Motor kümmern.«
      O'Hara sah ihn erstaunt an. »Wenn du meinst …«
      Hagen empfahl Rose, an Deck zu bleiben. Sie nickte nur müde und legte sich in den schmalen Schatten, den das Schanzkleid warf. Die beiden Männer kletterten nach unten. Die Hitze im Maschinenraum war so groß, dass Hagen alle Willens- und Körperkräfte zusammennehmen musste, um nicht wieder umzukehren. Er zog sein Hemd aus, zwängte sich neben den Motor und begann damit, den Zylinderkopf festzuschrauben. O'Hara half ihm dabei. Während sie an der Maschine arbeiteten, erklärte Hagen dem Iren die Einzelheiten seines Plans. Als sie damit fertig waren, gingen sie zur Leiter, blieben an ihrem Fuß einen Augenblick stehen, um nach Luft zu schnappen. »Etwas gefällt mir an der ganzen Geschichte nicht«, keuchte ein nachdenklicher O'Hara.
      Hagen glaubte, innerlich zu explodieren. Waren denn alle gegen ihn? »Hör doch auf mit deiner Gefühlsduselei. Ich werd die Kleine nicht übers Ohr hauen, ich versprech's dir. Sie bekommt den gleichen Anteil wie alle andern. Genug, dass sie auf Jahre ausgesorgt hat. Wenn der Zeitpunkt kommt, werd ich ihr alles erklären. Und sie wird mich verstehen.«
      »Hoffen wir, dass sie's wirklich versteht«, seufzte O'Hara. »Aber ich muss noch mal sagen, dass mir nicht wohl dabei ist.«
      Sie kletterten die Leiter hinauf. Als Hagen wieder an Deck
    stand, stieß Rose einen spitzen Schrei aus. »Schau dir nur deine Hose an!« Er sah an sich hinunter und entdeckte einen großen Ölfleck an seinem Knie. »Warum kannst du dir denn keine Arbeitskleidung anziehen?«
      Er schmunzelte nur und ging in die Kabine. Dort zog er sich schnell seine alten, ausgebleichten Jeans, ein Sweatshirt und Segeltuchschuhe an, vervollständigte seine Garderobe mit einer zerknautschten Mütze, einem Andenken an seine Zeit in der Kriegsmarine. Als er wieder nach oben an Deck kam,

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