Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
wir einfach nicht miteinander.
Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Ich sage ja nur, dass es mir seltsam vorkommt. Hier ist einiges komisch.«
Jetzt kochte Dante vor Wut. »Ich werde mir nicht anhören, wie du so über Etan sprichst!«
»Dan, es tut mir leid, ich wollte ja nicht …«
»Du schnallst es nicht, oder? Dieser Typ ist einfach der tollste … Er versteht mich. Er weiß, dass das niemand sonst tut, aber er versteht mich.«
» Ich verstehe dich«, wandte ich leise und gekränkt ein.
»Du hast keine Ahnung, wie schwer es ist, in meiner Haut zu stecken.«
»Dan, du weißt doch, dass ich immer für dich da bin.«
»Ach, echt?«
»Ist das dein Ernst? Was soll das alles auf einmal? Was ist hier los?«
»Er versteht meine Situation. Für mich läuft es hier wirklich gut, und damit kommst du einfach nicht klar.«
»Das ist es überhaupt nicht, ich schwöre es.« Verrat ihm, was du gehört hast , dachte ich. Erzähl ihm von dem Buch. Aber ich war viel zu mitgenommen, um überhaupt eine passende Antwort zu finden. »Ich freue mich für dich, das ist doch wohl klar.«
»Er hat mich davor gewarnt«, erwiderte Dante leise und schüttelte den Kopf.
Jetzt fiel bei mir der Groschen. »Hör mal, so langsam mache ich mir Sorgen. Redet Etan dir vielleicht lauter Sachen ein, die gar nicht stimmen? Sprich mit mir! Kannst du ihm wirklich vertrauen, Dan?«
»Ich wusste, dass du so was sagen würdest, er hat mich vorgewarnt. Du bist bloß eifersüchtig, weil ich meine Zeit mit ihm verbringe. Und weil ich verliebt bin.«
Dieses Argument enthielt vielleicht sogar ein Körnchen Wahrheit.
»Natürlich fehlst du mir, aber du weißt auch, dass ich mich für dich freue.«
»Ich habe keine Ahnung, was da in deinem Zimmer passiert ist, und es ist mir auch egal. Geh aber bitte nicht auf meine Freunde los, nur weil du selbst keine hast.«
Das tat weh. Ich hatte das Gefühl, dass man mir gerade ein Messer mitten ins Herz gerammt hatte. Wenn der beste Freund einem so etwas entgegenschleudert, sich dann umdreht und ohne ein weiteres Wort verschwindet, dann fühlt man sich wirklich allein.
»Dan!«, rief ich ihm hinterher, aber meine Stimme brach unter dem Gewicht der Verzweiflung und erklang viel zu leise. Ich rannte zur Tür, doch zu spät. Dante stolzierte durch die Lobby davon und schob sich zwischen den Gästen durch, die auf der Suche nach Frühstück und den aufregenden Abenteuern des Tages aus ihren schicken Zimmern kamen. Die Sonne fiel durch das Oberlicht herein. »Dan!«, rief ich wieder. Er sah sich nicht einmal um. Stattdessen bog er zum Kücheneingang des Capone scharf ab, und ich ließ ihn gehen. Mir blieb nichts anderes übrig, oder? Mit blutendem Herzen trottete ich zurück in die Parlor-Küche, völlig leer, schwach und verloren. Allein.
19
Gib mir doch bitte deine Seele
I ch versuchte es noch einmal bei Aurelias Büro. Dieses Mal bat sie mich beim ersten Klopfen herein.
»Guten Morgen, Aurelia«, grüßte ich sie auf dem Weg zu dem Stuhl, auf dem noch vor wenigen Stunden der Fürst gesessen hatte. Die Kamera behielt ich auf dem Schoß.
»Hier hast du die heutige Liste mit den Empfängern unseres kleinen Präsents.« Meine Chefin reichte mir ein Blatt Papier. Ihre Hand zitterte, und sie wandte für einen Moment den Blick ab. Normalerweise schaute sie doch so stechend drein wie eine Lupe, die an einem Sonnentag eine Ameise versengte.
»Danke.« Ich griff nach der Liste und stellte fest, dass darauf nur ein paar Namen standen und nicht so eine lange Reihe wie am Vortag.
»Wenn du möchtest, kannst du Lance diese Aufgabe übertragen.«
»Danke.«
Während sie die Papiere auf ihrem Schreibtisch durchsah, betrachtete ich die Wand hinter ihr. Auf dem Flachbildschirm leuchtete das animierte LH -Logo. Die Höhe des Monitors ließ mich vermuten, dass sich meine Gucklöcher mittig direkt darüber befanden – dort meinte ich einen Schatten auszumachen, eine Vertiefung im Design des Rahmens, der den Bildschirm umgab. Wenn das die Stelle war, dann konnte dort wohl kaum jemand ein Augenpaar entdecken, so klein wie sie war. Aurelia fand offensichtlich nicht, wonach sie suchte, und gab es auf.
»Ich habe später noch eine Aufgabe für dich, aber ich muss dazu noch das Material zusammentragen.« In ihrer Stimme fehlte heute etwas von der Lebenskraft und Autorität, die sie sonst ausstrahlte. So nervös hatte ich die Hotelchefin noch nie gesehen. Die ersten Risse in der Fassade, die ich gestern entdeckt hatte,
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