Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Dicke hingen wie riesige Dolche oder feingliedrige Klauen von der Decke. Am äußeren Rand waren Tische und Bänke in die Wand eingelassen und glühten im rubinroten Licht.
Aber all das war nichts im Vergleich zu dem explosiven Zentrum des Raumes. Dort erhob sich eine runde Plattform mit hüfthoher Umrandung mindestens drei Meter in die Luft. Sie ruhte auf einer weiteren felsbrockenartigen Formation und war groß genug für eine Bar und eine Tanzfläche in der Mitte. Dieser Bereich wimmelte nur so von Syndikat-Vertretern. Denen konnte man einfach stundenlang dabei zusehen, wie sie tanzten, tranken und sich gegenseitig auf dem Schoß ihrer Kollegen drapierten. Und als ob das noch nicht reichte, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Bühne zu lenken, gab es da noch etwas anderes, das mir erst nach den Syndikat-Leuten auffiel: Rund um diesen Bereich brannte ein niedriger Flammenkreis.
»So sieht es vermutlich in der Hölle aus. Und das ist jetzt gar nicht negativ gemeint«, verkündete Dante schließlich, nachdem wir viel länger schweigend verharrt hatten, als mir bewusst gewesen war. Wir hatten dagestanden, als würden wir darauf warten, im Sportunterricht in eine Mannschaft gewählt zu werden.
»Ja, man schaut direkt gerne mal vorbei«, nickte ich.
»Aber würdest du auch hier leben wollen?«, wandte Lance ein.
»Das kommt darauf an, was die Nacht noch mit sich bringt«, grinste ich.
Dante versetzte mir einen Stoß mit dem Ellbogen. »Und so etwas von dem Mädchen, das doch eigentlich gar nicht ausgehen wollte.«
»Ich weiß, ich weiß.« Ich schüttelte den Kopf. Das war ja alles nur Gerede.
»Also … was nun?«, fragte Lance, der die Hände in den Taschen vergraben hatte, als wäre das hier nur ein weiterer Arbeitstag.
»Ich weiß schon«, verkündete Dante. Er klang ganz aufgeregt. Ich wandte mich von dem wirbelnden Taumel vor uns ab und sah ihn an, folgte seinem Blick.
»Nein, Dan, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
Er starrte direkt zu der Syndikat-Plattform hinüber.
5
Willkommen im Feuerring
D ann wollen mir mal sehen, ob die uns da rauflassen!«, schlug Dante vor. Er wartete unsere Antwort gar nicht erst ab, sondern schoss wie eine Kugel direkt in die Mitte des Raumes davon. Lance hatte seine Brille abgenommen und putzte sie mit seinem Cubs-Shirt. Er konnte nur in die grobe Richtung blinzeln, in die Dante verschwunden war.
»Sollen wir?«, fragte ich.
Er zuckte mit den Achseln und lächelte.
Wellen von Partygästen umfingen mich mit Gläsern in der Hand, strömten um mich herum, während ich mich zwischen ihnen hindurchschob und beinahe in einen Laufschritt verfiel, um Dante einzuholen. Ich blickte über die Schulter zurück und entdeckte Lance, der seine Brille jetzt wieder trug und fast alle im Raum überragte. Er behielt sein eigenes, lockeres Tempo bei, schaute sich in aller Ruhe um, nahm das Ganze in sich auf. Dante war schon zur Hälfte die Wendeltreppe hi naufgestiegen, die zwischen Felsmassen verborgen zur Plattform hinaufführte.
»Hey!«, brüllte ich ihm von unten hinterher.
»Worauf wartest du noch? Komm rauf!«, rief er zurück. Er grinste breit, und seine perfekten weißen Zähne leuchteten im Licht ganz pink.
Ich stieg die gewundene Treppe hinauf und packte ihn am Arm, als ich nahe genug dran war, um ihn aufzuhalten. Ungeduldig blickte er auf mich herab.
»Ich weiß ja, dass du mich für eine Spielverderberin hältst, aber glaubst du wirklich, dass sie uns da oben reinlassen?«
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Er strahlte. »Komm schon, wo bleibt deine Abenteuerlust? Im Ernst, Haven, sie können höchstens nein sagen.« Er stürmte weiter voran, und ich ließ ihn los.
Er hatte recht – ich machte eine viel zu große Sache daraus. Wir hatten es doch schon in den Club geschafft, also schien unsere Anwesenheit hier niemanden groß zu stören. Ich folgte ihm Runde um Runde. Unten entdeckte ich Lance, der kurz lächelnd zu mir heraufsah.
Als ich nur noch ein paar Stufen von der Plattform entfernt war, entdeckte ich Dante bereits auf einer mit schwarzem Samt bezogenen Bank, die den ganzen Kreis umgab. Die Syndikat-Vertreter, die wir vorher gesehen hatten, tanzten in der Mitte oder schauten zur großen Tanzfläche hinunter, wo sie mit einigen der Gäste Blickkontakt aufnahmen. Dante winkte mich heran und klopfte auf ein winziges freies Plätzchen auf der Bank zwischen ihm und einem Tisch, auf dem alle möglichen halbleeren Flaschen standen.
»Sieht so
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