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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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.« Sie zählte das alles weitaus tonloser auf, als ich solche Neuigkeiten verkündet hätte. »Entschuldige«, bat sie schließlich, bevor sie sich abwandte, um einem Mädchen mit superglatten schwarzen Haaren und mandelförmigen Augen etwas zuzuflüstern.
    Ich tat so, als betrachte ich fasziniert die prickelnden Champagnerperlen. Die Flammen hinter mir wärmten meinen Nacken. Diese Leute waren eine eingeschworene Truppe, hart zu knacken, aber auf ganz andere Art und Weise als die Typen bei uns in der Schule. In der Highschool ging es schlicht rau und unfreundlich zu, ohne jegliche Manieren, hier kam aber noch etwas anderes dazu, eine Gefühlskälte, die ich einfach nicht verstand. Ich wollte zu gern wissen, wo all diese Leute, die sich so seltsam ähnlich sahen, wohl herkamen. Dante tanzte mitten in einer Gruppe, aber für sich allein. Ich sah durch die Meute hindurch zu Lance hinüber. Er zuckte mitfühlend mit den Achseln – er hatte mit angesehen, wie man mir buchstäblich die kalte Schulter gezeigt hatte. Ich antwortete mit einem Kopfschütteln, und das Schamgefühl ließ langsam nach, ich war jetzt wieder ruhiger. Raphaella warf einen verführerischen Blick über ihre Schulter, hinunter auf die große Tanzfläche. Den Gedanken, uns hier noch länger weiter anzuschweigen, fand ich schlimmer, als es auf einen erneuten Versuch ankommen zu lassen. Also probierte ich es noch einmal. Immerhin kannte uns hier ja niemand, wie Dante vorhin festgestellt hatte. Ich konnte mutig sein.
    »Ihre, äh, Ihre Kette finde ich schön«, bemerkte ich also. Ich klang wie ein Kind. Aber es war wirklich ein beeindruckendes Schmuckstück: eine Kropfkette aus steifem schwarzem Samt, die mit etwas verziert war, das wie ein walnussgroßer Amethyst aussah. Ich warf noch einmal einen raschen Blick zu der jungen Frau auf der Tanzfläche, Calliope, hinüber – ja, die trug auch so eine. Auf der anderen Seite der Plattform entdeckte ich weitere an anderen schwanengleichen Hälsen. Ich stellte mir vor, wie diese Frauen alle gemeinsam shoppen gingen, in Scharen ins Einkaufszentrum am Walter Tower Place einfielen oder vielleicht diese schicken Boutiquen beim Wicker Park aufsuchten, in die Joan mich so gern locken wollte. Ich konnte geradezu vor mir sehen, wie sie mit Einkaufstaschen in der Hand die Straße entlangstolzierten, plauderten und über Insiderwitze lachten, und dabei die Blicke der Passanten nicht einmal bemerkten. Raphaella berührte den Stein mit braun lackierten Nägeln und lächelte wieder.
    »Danke.«
    Calliope, die vom Tanzen genug zu haben schien, tauchte mit einem Getränk in der Hand auf, und Raphaella rutschte rüber, um zwischen uns Platz zu machen.
    »Ich bin Calliope«, stellte sie sich vor und reichte mir die Hand. Ihre lavendelblauen Augen wirkten irgendwie lebhafter als Raphaellas. Ich erwiderte ihren festen Händedruck.
    »Hi, ich bin …«
    »Haven, natürlich«, überraschte sie mich. »Wirst du hier angeworben?«, fragte sie mit einer Ernsthaftigkeit, die ich mir nicht erklären konnte, und lehnte sich zu mir hinüber. Ich verstand die Frage nicht so ganz.
    »Oh, na ja, wir sind nur …«
    »Man kann hier so viel lernen«, erklärte Calliope freimütig. Raphaella legte ihr die Hand auf den Arm und sah sie an. Es schien ein Zeichen zu sein, ihre Unterhaltung zu beenden, von nun an sprach Calliope nämlich kein einziges Wort mehr. Sie nickte Raphaella nur mit leerem Blick zu und schaute dann über die Flammen hinweg zur Szenerie unter uns hinunter. Ich guckte ebenfalls hinab, bis ich bemerkte, wie sie ihn mit Blicken umgarnte. Er gehörte nicht zum Syndikat, sondern war einfach nur ein Typ, der mit seinen Kumpel einen draufmachte. Und dann entdeckte er sie.
    Calliope lächelte bloß, perfekt und strahlend. Sie neigte leicht den Kopf, und das reichte auch schon. Der Mann schlenderte zur Plattform hinüber und starrte hinauf. Calliope lockte ihn mit dem Finger. Dann sahen ihre Nachbarin und sie sich wissend an. Raphaella beherrschte diesen Paarungsruf vermutlich ebenso gut. Ich hatte mir immer gewünscht, eins von diesen Mädchen zu sein, die nur lächeln mussten, um alle um den Finger zu wickeln, jeden für sich zu gewinnen. Begehrt zu sein war schon die halbe Miete, oder vielleicht sogar mehr, ein großer Schritt auf dem Weg zu dem, was man sich erträumte. So ein Lächeln verhalf zu augenblicklichem Selbstvertrauen. Der Rest der Menschheit sah sich gezwungen, stattdessen Persönlichkeit zu entwickeln, was Zeit und

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