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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Verzweiflungsblick zu, der keinen Zweifel daran ließ, wie sehr ich gerade seine Geduld auf die Probe stellte. Dann deutete er auf das Schrankkabuff und schnipste mit den Fingern.
    »Okay, okay, okay«, lenkte ich ein. Ich verschwand hinter der Tür des begehbaren Kleiderschranks und zog an der Schnur, um die kahle Glühbirne einzuschalten.
    »Danke. Du weißt ja, ich lebe dafür, von Zeit zu Zeit den Stylisten für dich zu spielen. Außerdem war da ein gewisser Jemand mit meiner Arbeit auch immer äußerst zufrieden.«
    »Ich weiß, ich weiß. Also, wohin willst du mich überhaupt entführen?«, rief ich zu ihm hinaus, schlüpfte aus Hose und Hemd und streifte die Jeans über – natürlich hatte er sich für die allerengste entschieden. Ich zog das T-Shirt an und steckte es in den Hosenbund. »Werde ich damit nicht frieren? Nach Einbruch der Dunkelheit ist es draußen bestimmt ganz schön kalt. Ich glaube, da brauche ich noch …«
    »Wir gehen gar nicht raus«, entgegnete er und schnitt mir damit das Wort ab. »Wir feiern nämlich … im Tresor.«
    Ich stürmte aus dem Schrank. Dante lag zusammengerollt auf dem Bett und spielte mit einem Paar Socken herum, das ich wohl übersehen hatte, hielt aber inne, um mich von oben bis unten zu begutachten. »Süß«, urteilte er, offensichtlich, um mich abzulenken. Mein Blick verriet ihm trotzdem, dass ich drauf und dran war, eine seiner brillanten Ideen zu boykottieren – oder einfach die Flucht zu ergreifen.
    »Ich bin 16, nicht 21«, gab ich zu bedenken.
    Mit einer Geste brachte er mich zum Schweigen. »Also bitte, ich ja wohl auch, komm drüber weg. Insgeheim wünschst du dir das auch. Das machen die coolen Kids auch alle«, zog er mich auf. Dieser Spruch fiel bei uns oft, vor allem bei Tätigkeiten, die die coolen Kids nicht einmal in Erwägung ziehen würden. »Jetzt komm schon, mal im Ernst, die haben doch gesagt, dass wir da reindürfen, also lass es uns austesten.« Er lehnte sich vor, zog mir das Shirt wieder aus der Hose und ließ nur vorn einen Zipfel im Hosenbund stecken. »Schluderschick, gefällt mir.«
    Ich bekam es kaum mit. Mit verschränkten Armen ging ich die Sache in Gedanken durch. Eigentlich war es traurig, dass ich zu so etwas überhaupt überredet werden musste, das war mir schon klar. Und dann überraschte ich mich selbst.
    »Okay«, begann ich vorsichtig. »Nehmen wir mal an, dass ich mir ganz hypothetisch vielleicht schon ansehen möchte, worum es bei dieser ganzen Tresor-Geschichte geht …«
    »Echt?! Wow, da hätte ich jetzt mit mehr Widerstand gerechnet. Das ist ja wirklich fantas …«
    Ich hob eine Hand, um ihn zu bremsen.
    »Stopp! Nehmen wir mal an, ich sage ja. Dann musst du mir aber versprechen, dass du nicht einfach abhaust und mich alleinlässt, wenn es dich erst mal gepackt hat.«
    Bei den wenigen Partys, auf denen wir bisher gewesen waren, hatte irgendwann Dantes ADS eingesetzt, und dann hatte ich plötzlich allein dagestanden und mich nach ihm auf die Suche machen müssen. Ich hatte ihn dann meistens beim einsamen Abrocken auf der Tanzfläche entdeckt oder noch häufiger bei einer von ihm angeleierten Pokerrunde, bei der er den armen, nichtsahnenden Partygästen auch den letzten Penny von Mamis und Papis Geld aus der Tasche gezogen hatte. Ein Mathe-Ass zu sein hatte auch seine Vorteile, pflegte er gern zu sagen. Wie auch immer, ich hatte keine Lust, mich heute Abend allein durchzuschlagen.
    Er ließ sich meine Bedingung nicht eine Sekunde durch den Kopf gehen.
    »Abgemacht!«
    Ich betrachtete mich im bodenlangen Schrankspiegel.
    »Also, meinst du wirklich, das ist okay?«
    »Ja, wir haben hier ganz klar das Beste aus deiner Garderobe rausgeholt. Und ich hab da noch einen Gürtel, der wäre dafür perfekt. Aber mal im Ernst, wenn wir jetzt jeden Abend im Tresor abhängen wollen, müssen wir dir wirklich ein paar neue Klamotten besorgen.«
    »Wir werden sehen.« Ich ließ mich neben ihm nieder.
    »Und wo wir gerade dabei sind … ooooh, was ist denn das?« Er streckte die Hand aus und griff nach dem Anhänger meiner Kette, den er nun von allen Seiten betrachtete. »Gefällt mir. Der passt gar nicht zu dir, aber irgendwie dann wieder doch.« Er lehnte sich zurück und ließ den Gesamteindruck auf sich wirken.
    »Ja, gut, nicht? Der ist von Joan. Ein Geburtstagsgeschenk.« Ich ließ die Finger über die sanften Rillen des Flügels wandern. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, was Joan wohl zu meinen Nachtclubplänen sagen

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