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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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setzte mich rasch auf einen der Stühle gegenüber.
    »Heute wirst du die Syndikat-Mitglieder, Lucian und deine Mitpraktikanten fotografieren, so wie du mich gestern porträtiert hast. Ich habe hier einen Zeitplan vorbereitet.« Sie reichte mir eine endlose Liste poetisch klingender Namen – einige kannte ich bereits vom Vortag, andere, wie Genevieve, Celine, Sebastian oder Finn, waren mir neu. Daneben waren Uhrzeiten notiert, der früheste Termin war für zehn angesetzt. »Alle werden sich bei dir fertig und vorbereitet einfinden. Deine Fotokleidung findest du auch schon vor. Schaffst du es, dein eigenes Foto zu machen, oder brauchst du dafür Hilfe?«
    Mir drängten sich so viele Fragen auf. Wir nahmen also auch an dem Projekt teil? Und was meinte sie mit »Fotokleidung«? Schließlich antwortete ich aber nur: »Sicher, die Kamera hat ja einen Selbstauslöser, und ich glaube, ich habe da auch irgendwo eine Fernbedienung gesehen.«
    »Fantastisch. Abgesehen vom Chefkoch sind alle anwesend, daher kannst du die Aufnahmen wohl heute schon abschließen.« Sie schob sich eine Strähne hinters Ohr und lehnte sich im Stuhl zurück. Wie selbstsicher sie doch war, jedes einzelne Wort wurde mit so viel Beherrschung und Bestimmtheit vorgebracht. »Die Auswahl der Fotos treffen wir dann morgen. Wenn es sonst nichts mehr gibt, kannst du jetzt gehen.« Sie schob mir eine Schlüsselkarte herüber.
    »Danke.« Als ich aufstand, schaute Aurelia bereits einen Stapel Papiere durch.
    Das Fotostudio sah beinahe genauso aus wie am Tag zuvor. Der einzige Unterschied: Auf einem Hocker lag sauber gefaltet ein weißes Feinripp-Trägerhemd, an dem man mit einer Stecknadel einen Zettel befestigt hatte. Darauf stand »Haven«. Als ich danach griff, stellte ich mit Schrecken fest, dass es einen ziemlich tiefen Ausschnitt hatte. Ich konnte schlecht sagen, wie das bei mir aussehen würde, legte das Shirt aber erst mal beiseite und verdrängte den Gedanken daran.
    Um Punkt zehn Uhr erschien Raphaella, sie musste sich lautlos hereingeschlichen haben. Irgendwann drehte ich mich um, und sie stand einfach da. »Hi«, sagte ich. »Für Sie muss das ja das reinste Kinderspiel sein, oder? Sie sind schließlich ein Profi.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, erwiderte sie. Jetzt wirkte sie viel verschlossener als am Vortag. Vielleicht konnte sie mich auch einfach nicht leiden. Sie trug heute eine dunkle, enge Jeans, die ihre Figur umschmeichelte, und auch so ein weißes Trägershirt – das bei mir allerdings nicht so toll aussehen würde. Bei ihr war es einfach spektakulär. Und diese Kette mit dem Amethyst glitzerte im Licht.
    »Sind Sie gestern Abend noch lange geblieben?«, versuchte ich es wieder. »Als ich gegangen bin, war ich ziemlich k. o.«
    »Noch ein Weilchen«, erklärte sie höflich, aber irgendwas stimmte hier trotzdem nicht. Vielleicht war das ja einfach nur die übliche Distanz zwischen Praktikanten und fest angestellten Mitarbeitern. Möglicherweise lief das in jedem Büro so. Im Krankenhaus wirkten einige der Ärzte ja manchmal auch unnahbar. Ich versuchte, es nicht persönlich zu nehmen. Raphaella ließ sich auf dem Hocker nieder, und ich beschloss, mich lieber auf meinen Job zu konzentrieren, statt noch groß herumzureden. Also knipste ich los. In kürzester Zeit hatte ich, was ich brauchte, Raphaella war zur Tür hinausspaziert, und mein nächstes Modell war eingetroffen.
    Und so fanden sie sich einer nach dem anderen ein, alle tadellos pünktlich und hartnäckig schweigsam – ein endloser Aufzug von Designerjeans, die aus der Denim-Abteilung der schicksten Läden an der Michigan Avenue stammten. Die Männer trugen alle makellos weiße T-Shirts mit V-Ausschnitt und die Frauen Trägertops. Bis auf zwei oder drei hatte hier jeder dieselbe Tätowierung, das Auge mit der Pentagrammpupille und den Flammenwimpern. Ein paar der Frauen trugen die Amethystkette, und bei etlichen Männern zierte eine dicke schwarze Ledermanschette mit gekreuzten Knochen und silbernem Totenschädel, in dessen Augenhöhlen winzige schwarze Steine glitzerten, das Handgelenk. Ich musste wirklich rausfinden, wo die einkaufen gingen. Nur bei den Tattoos war ich mir nicht so sicher – das sah bei mir bestimmt albern aus. Und Joan würde mich mit Sicherheit umbringen.
    Da auf meine Versuche, ein wenig Konversation zu betreiben, kaum jemand reagierte, gab ich es schließlich auf. Selbst Calliope, die zuvor doch so nett gewesen war, wirkte heute wesentlich

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