Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
umfingen mich. Es kam mir so vor, als würde ich aus jeder Pore strahlen, und meine Haut glühte, fühlte sich aber gleichzeitig hellwach an. Was man von meinem Kopf nicht sagen konnte. Obwohl mir die Musik durch Mark und Bein ging, lullte sie mich auch ein, die blitzenden Flammen und das hektische Treiben um mich herum trugen mich davon. Mir mussten wohl kurz die Augen zugefallen sein, zumindest konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was die letzten paar Minuten so alles passiert war.
»Die Blonde da drüben redet schon eine ganze Weile auf Lance ein, dabei hockt der einfach nur da. Ich glaube, ihr braucht wirklich mal ein bisschen Nachhilfe im Flirten«, knurrte Dante.
»Sicher«, nickte ich. Inzwischen waren meine Augen auf jeden Fall zu. Und ich bekam sie einfach nicht mehr auf.
»Oh-oh, stürzt da etwa jemand ab?«
»Wer denn?«, hörte ich mich lallen.
Als ich mit Dantes und Lance’ Hilfe endlich mein Zimmer erreichte, war es schon nach zwei. Ich erinnerte mich nur noch dunkel daran, was zwischen meiner Unterhaltung mit Dante im Feuerring und dem Moment, als sie mich ins Bett steckten, eigentlich passiert war. Auf unserem Weg durch die Lobby war mir jedoch aufgefallen, dass der Kronleuchter in der majestätischen Eingangshalle nachts sogar noch besser aussah als tagsüber. Die weißen Lämpchen, die Lance gezählt hatte, wurden vom Oberlicht reflektiert, so dass noch mehr Sterne am Himmel zu stehen schienen. Allerdings konnte es auch sein, dass einige dieser glühenden Punkte nur meiner wirren, unsteten Fantasie entsprungen waren. Kurz vor unserem Aufbruch im Club hatte auf einmal alles angefangen, sich zu drehen, und aus dem Augenwinkel hatte ich Lichter blitzen sehen, die für alle anderen unsichtbar waren.
Dante brachte mich mit meiner kompletten Partykluft ins Bett und machte das große Licht aus. Seine Worte drangen nur gedämpft an mein Ohr, aber es hörte sich wie das Versprechen an, am Morgen nach mir zu sehen. Mein Kopf ruhte schwer wie Blei auf dem Kissen, und mein Körper versuchte gar nicht erst, sich zur Wehr zu setzen. Mir taten alle Knochen weh, und der Schweiß lief mir jetzt in Strömen herunter. Jeder Muskel schmerzte, als würde er gezerrt und zöge sich zusammen, verdrehe sich wie ein Lappen, der ausgewrungen wurde. Mein Magen gluckste und brodelte, und ich fürchtete, mich gleich übergeben zu müssen. Ich war jedoch viel zu erschöpft, um noch einmal aufzustehen, und versuchte deshalb einfach, die Übelkeit zu ignorieren. Mit geschlossenen Augen konnte ich noch immer spüren, wie sich alles drehte – es fühlte sich an, als würde ich in diesem Karussell auf der Sommerkirmes, dem Scrambler, herumgeschleudert. Langsam döste ich ein. Am nächsten Morgen musste es mir doch einfach besser gehen.
6
Das wird vermutlich ganz grässlich
A ls ich aufwachte, wusste ich erst gar nicht, wo ich eigentlich war. Ich ließ den Blick durch den Raum wandern, und dann fiel es mir langsam wieder ein: das Lexington! Ich bewegte mich versuchsweise, veränderte vorsichtig meine Position und rollte mich auf die Seite. Au, überall au, aber vor allem im Kopf. Ich berührte vorsichtig eine Stelle an der rechten Schläfe – wieder au – die sich ein wenig matschig anfühlte, wie eine braune Banane. Was war denn bloß los mit mir? Ich ging die letzte Nacht noch einmal durch: der sich drehende Raum, der Club, Lucian und dieser Drink – der Drink! War das etwa mein erster Kater? Konnte es denn sein, dass in dem Kelch noch genug Alkohol gewesen war, um mir das hier anzutun? Langsam kehrte die Erinnerung an den gestrigen Tag zurück. Ich hatte mich gar nicht bei Joan gemeldet, oder? Wie konnte ich das nur vergessen? War es für einen Anruf jetzt noch zu früh?
Die Nachttischlampe war noch immer an und blendete mich. Das Ziffernblatt der Uhr sah mich an, und die Zeiger wiesen drängend auf die Zeit hin. Das konnte doch gar nicht sein, oder? Vor Sekunden war es doch noch zwei Uhr morgens gewesen! Ich zog den Wecker näher heran. Er zeigte tatsächlich 7.45 Uhr an.
Auf diese Schrecksekunde folgte die kürzeste Dusche der Welt, bei der ich mir nicht einmal die Haare wusch. Ich zog meine gute graue Hose und einen Pullover an, rannte zum Lift rüber, fuhr zur Lobby hinauf und sprintete zur Ottomane, die unter dem Oberlicht wie eine Sonnenuhr aussah. Meine Armbanduhr zeigte 8.02 Uhr an. Ich war allein. Mit einem Seufzer atmete ich auf.
Ich ließ mich auf das riesige Sofa sinken und tankte Kraft für den
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