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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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wartet.«
    »Ich hab dich lieb, Dante, du dicker fetter Lügner.«
    »So fett bin ich doch gar nicht.« Er küsste mich auf die Stirn. »Nacht, Haven. Und versprich mir, dass du jetzt nicht länger schmollst, okay? Sein Pech!«
    Ich seufzte. »Danke. Nacht. Ich bin dir was schuldig.«
    »Keine Sorge, ich werde dich daran erinnern!«
    Ich zog mich um und schlüpfte in den alten aquamarinblauen Krankenhauskittel, den ich als Nachthemd benutzte. Dann machte ich es mir mit dem Buch im Bett bequem, das Lance mir geliehen hatte. Hoffentlich lenkte mich diese Lektüre vom enttäuschendsten Abend meines Lebens ab. Ich blätterte bis zum Kapitel über die unterirdischen Gänge vor, von dem Lance mir erzählt hatte. Angeblich hatte es irgendwann einmal ein ganzes Netz solcher Tunnel unter dem Hotel gegeben, und irgendwo mitten darin lag Capones Tresor, der mit Bargeld und ausgewählten Schätzen gefüllt werden sollte. Auch wenn ich dagegen ankämpfte, fielen mir schon nach ein paar Seiten die Augen zu. Es hatte ja doch keinen Sinn, die Müdigkeit hatte längst gewonnen.
    Aber nicht für lange.

7
    Was hat mehr Glamour und
Glanz als die Sünde?
    M itten in der Nacht wachte ich wieder auf. Ein Dröhnen durchbrach die Stille und riss mich aus dem Schlaf. Es fühlte sich an, als würde mich ein Schlag am Kopf treffen und noch lange nachhallen. Schweißüberströmt fuhr ich im Bett hoch und suchte im Dunkeln nach der Nachttischlampe. Mit pochenden Schläfen – an denen das feuchte Haar klebte – versuchte ich keuchend, wieder zu Atem zu kommen. Mir zitterten die Hände, und mein Herz klopfte wild. Meine Augen versuchten, sich an das schwache Licht zu gewöhnen, es gelang ihnen aber nicht, da ein rauchiger Dunst in der Luft hing.
    Ich hatte geträumt, dass ich im Bett lag und einen Schlag hörte, und dann ein Kratzen, als ob jemand etwas den Flur entlang schleifte. Den Schlag und das Kratzen. Immer und immer wieder. Und dann ein Bum-Bum-Bum an meiner Tür. Im Traum war ich zur Tür gegangen und hatte sie geöffnet – unvorstellbar in der Realität – hatte aber nichts entdeckt, obwohl die Schläge und das schleifende Geräusch weiterhin zu vernehmen waren. Jetzt saß ich aufrecht im Bett und konnte es noch immer hören. Mir taten die Schultern weh, und die beiden Narben auf meinem Rücken fühlten sich an, als hätte man sie mir mit einem heißen Eisen eingebrannt. Meine Wange brannte, als hätte ich eine frische Wunde, und an den Fingerspitzen spürte ich etwas Feuchtes, Klebriges. Blut!
    Ich rannte ins Bad, tupfte die Verletzung ab und säuberte sie. Unter dem verschmierten roten Fleck war es gar nicht so schlimm: Ein dünner Schnitt von drei bis vier Zentimetern zog sich über meine Wange. Als ich das Blut erst einmal abgewaschen hatte, war kaum noch etwas davon zu sehen. Ihre Form gab wenig Aufschluss darüber, was diese Wunde wohl verursacht hatte. Meine Fingernägel vielleicht? Aber die waren doch so kurz. Ich holte das Desinfektionsmittel und die Heftpflaster hervor, die Joan in mein Erste-Hilfe-Päckchen gelegt hatte – ohne das lässt eine Krankenschwester ihre Kinder niemals aus dem Haus. Ich drückte das Pflaster fest auf die Wunde und betrachtete mein Spiegelbild. Was für ein Anblick: Schmutzig und verschwitzt steckte ich in diesem alten Kittel, dazu kam die wunderschöne, aber völlig unpassende Halskette und jetzt auch noch das Pflaster auf meiner Wange.
    Ich kroch wieder ins Bett und sah auf die Uhr – es war 4.47 Uhr. Dann machte ich das Licht aus und ließ meinen angeschlagenen Kopf aufs Kissen sinken. Ich machte mich klein wie ein Fötus, rollte mich zu einem Ball zusammen, als mich plötzlich etwas Hartes, Spitzes in die Rippen stieß. Meine Hand fuhr wieder zum Lichtschalter, und dieses Mal hätte ich dabei fast die Lampe vom Nachttisch gefegt. Ich sprang auf die Füße, hockte mich dann wieder aufs Bett und zog vorsichtig die Decke zurück, so als erwartete ich, dass mich von dort etwas anspringen würde.
    Da lag das Buch mit den geöffneten Seiten nach unten.
    Nicht der Band über die Geschichte Chicagos, in dem ich gelesen hatte, sondern das leere schwarze Notizbuch mit meinem Namen darauf, das Lance entdeckt hatte. Ich griff danach und schaute es noch einmal durch. Die Seiten flatterten vorbei wie schneeweiße Flügel.
    Bis auf ein paar, die voller Kritzeleien in schwarzer Tinte waren.
    Ich schlug das Buch zu und ließ es fallen, als hätte es mich gebissen. Dann kroch ich in eine Ecke des Bettes und

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