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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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dass das Hotel so leer ist. Wenn wir in ein paar Wochen endlich Gäste haben, fühlt es sich vielleicht normaler an, aber hast du nicht auch den Eindruck, dass irgendwas nicht ganz koscher ist?« Er blickte wieder auf seine Schüssel und griff erneut nach dem Löffel. »Vielleicht bin ich aber auch einfach albern.«
    »Nein, als albern würde ich das nicht bezeichnen.« Vorsichtshalber drückte ich mich so unverbindlich wie möglich aus, aber seine Worte erfüllten mich mit Hoffnung. Wenigstens gab es hier noch jemanden, der die Augen offen hielt. Ich konnte ihm nicht anvertrauen, worüber ich so gerne mit ihm reden wollte, aber ich fühlte mich nicht mehr so allein.
    Wir hatten immer noch keine Ahnung, was wir eigentlich tun sollten, also machte Lance sich auf die Suche nach Lucian, während ich Aurelias Auftrag erfüllte und dabei zum ersten Mal seit Tagen meine E-Mails checkte. Ich würde die Gelegenheit nutzen und Joan schreiben. In meinem Posteingang überflog ich die neuesten Nachrichten der College-Maillisten, auf denen ich mich eingetragen hatte – von der Northwestern, U. Chicago, Princeton, Harvard, Yale, und so weiter und so weiter –, und las die Neuigkeiten von den kleinen Patienten aus der Kinderstation, denen ich rasch antwortete.
    Außerdem gab es da noch so viele Mails von Joan, dass ich kaum Zeit hatte, sie alle zu lesen. Stattdessen öffnete ich einfach ein neues Nachrichtenfeld und schrieb Hi, Joan. Ich hatte endlich Zeit, mal meine E-Mails zu checken, und wollte dir nur Bescheid sagen, dass hier alles super läuft. Ich schüttelte den Kopf. Sehr überzeugend. Wir werden ganz schön auf Trab gehalten, lernen aber so einiges. Schöne Grüße von Dante. Es ist toll, dass er hier bei mir ist. Und der andere Praktikant, Lance, ist auch ein netter Typ. Meine Chefin ist – Tja, was sollte ich dazu sagen? Dass sie der einschüchterndste Mensch war, dem ich je begegnet war, und mich aus irgendeinem Grund nicht zu mögen schien? – eine clevere Businessfrau und sieht auch noch toll aus, wie eine Seifenoper-Heldin. Darauf würde Joan total anspringen – sie liebte Soap Operas. Die nahm sie jeden Tag auf, und wir sahen sie uns dann abends zusammen an – oder sie schaute vielmehr zu, während ich im selben Raum meine Hausaufgaben machte, gelegentlich ein Aah oder Ooh einwarf und mit ihr die neuesten Entwicklungen diskutierte. Ich hoffe, dass es im Krankenhaus gut läuft – grüß alle von mir und sag ihnen, wie sehr sie mir fehlen. Alles Liebe, Haven. Dann drückte ich auf »Senden«. Wir waren erst seit ein paar Tagen hier, aber mir erschien es wie eine halbe Ewigkeit. Das Lexington Hotel schien auf seltsame Art und Weise vom Rest des Universums abgeschnitten zu sein. Vielleicht kam mir das aber auch nur so vor, weil es sich um eine ganz andere Welt handelte als die, an die ich gewöhnt war.
    Ich sah zu, wie die Minuten verstrichen, und überlegte, ob ich mich vielleicht davonschleichen und den seltsamen Auftrag des Buches erledigen sollte, als Lance schließlich mit Lucian erschien und wir drei uns zu einer Besprechung in die Galerie zurückzogen. Sie war immer noch fast leer – an den Wänden hingen nur ein paar Porträts und verträumte Landschaftsbilder. In einem Glaskasten am Eingang war über Nacht eine Maschinenpistole aufgetaucht.
    »Die gehörte angeblich Capone«, erklärte Lucian, als er bemerkte, wie interessiert ich hinübersah. Capones oder nicht, aus so unmittelbarer Nähe hatte ich jedenfalls noch keine Feuerwaffe gesehen.
    »Ist die geladen?«, wollte ich wissen.
    »Das kommt immer darauf an, wer fragt«, erwiderte Lucian spielerisch, bevor er weiter in die Galerie vordrang.
    Wir blieben vor der Rückwand stehen, die wie eine unfertige Seite in einem Malbuch aussah – wenn auch in einem ziemlich düsteren, makabren Malbuch. Ein Gemälde erstreckte sich über die ganze Breite, es war nicht fertig ausgemalt, aber komplett vorgezeichnet. Es handelte sich um eine Art Triptychon, um drei im Werden begriffene Tafeln. Wir waren erst kürzlich hier vorbeigekommen, und da war außer ein paar Bleistiftstrichen und einer Vorlage auf einem Blatt Papier noch nicht viel zu sehen gewesen. Das Ganze war quasi über Nacht entstanden.
    Lucian stand hinter uns und ließ uns Zeit, dieses Mammutwerk zu bewundern.
    »Aufgrund unerwarteter Umstände konnte die Künstlerin dieses bei ihr in Auftrag gegebene Werk leider nicht zum Abschluss bringen. Die Situation ist nicht ideal, aber da die Details

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