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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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Farbwannen, Planen und Leitern aus dem Schrank zu holen. Wir fanden dort alles, was wir brauchten, mal abgesehen natürlich vom künstlerischen Talent.
    Als endlich alles vorbereitet war – die Planen auf dem Boden lagen, wir verschmierte Kittel übergestreift und die Farbe ausgegossen hatten –, diskutierten wir darüber, wo wir am besten loslegen sollten.
    »Wir könnten oben beginnen.« Ich deutete auf den weißen Himmel, der noch schwarz werden sollte. »Und uns dann nach unten vorarbeiten.«
    Lance verschränkte die Arme und analysierte, was alles getan werden musste. »Oder wir fangen unten an«, schlug er vor.
    »So eine Art Aufwärtstrend. Find ich auch gut«, stimmte ich zu. Er sah erleichtert aus. »Im Moment würde ich wirklich nur sehr ungern auf diese Leiter steigen.«
    »Geht mir genauso«, gab er nun zu.
    Wir waren bereits ganz gut vorangekommen und hatten bestmöglich den Pinselstrich der ursprünglichen Künstlerin imitiert, als wir auf dem Marmorfußboden Absätze hörten, deren scharfes Klappern wie Pistolenschüsse klang. Das Geräusch kam näher und näher, bis wir uns schließlich umdrehten, und sie vor uns stand. Selbst ihre Schritte konnten jeden in die Knie zwingen. Den Pinsel in der Hand hielten wir beide inne.
    Aurelia nahm unter die Lupe, was wir bis jetzt zustande gebracht hatten, schüttelte den Kopf und schloss für eine Sekunde die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, sah sie nur mich an, und ein Lächeln – das kühlste, das ich je gesehen hatte – umspielte ihre Lippen.
    »Kunst ist der kürzeste Weg zur Seele«, erklärte sie, den Blick auf mich geheftet. »Sie soll Emotionen wecken. Warum nutzt du die Macht der Gefühle nicht, wo bleibt da die Leidenschaft?«
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich gedacht, dass wir hier ganz passable Arbeit ablieferten.
    »Tut mir leid«, erwiderte ich reflexartig, auch wenn es mich ärgerte, wie dürftig das klang. »Fotografieren kann ich eben besser als malen. Ehrlich gesagt hab ich es damit überhaupt nicht so.« Ich fummelte am Pinsel herum und spürte, wie mir die Farbe leise auf die Turnschuhe tropfte.
    »Wir tun hier unser Bestes«, brachte Lance hervor, murmelte dann etwas Unverständliches und rückte seine Brille zurecht. Dabei landete ein Klecks grauer Farbe auf seiner Wange.
    »Zeigt niemals Angst oder Unsicherheit. Das ärgert mich mehr als der Mangel an Feuer in eurer Arbeit.«
    Sie sah weiterhin nur mich an. Dazu hatte ich nichts zu sagen, es erschien mir jetzt sicherer, den Mund zu halten.
    »Ihr beiden, ihr werdet dem Art Institute einen Besuch abstatten. Wisst ihr, wer Hieronymus Bosch ist?«
    »Ein deutscher Maler«, platzte es aus Lance heraus.
    »Ein holländischer Maler«, korrigierte ich sanft.
    »Ein holländischer Maler, geboren als Jeroen Athoniszoon van Aken«, versuchte er mit leiser Stimme, seinen Schnitzer wiedergutzumachen. Ich blickte ihn aus dem Augenwinkel an.
    »Schaut euch seinen Garten der Lüste und Die sieben Todsünden an. Die sind im Moment als Leihgabe des Prados dort ausgestellt. Deren Hölle will ich hier auch sehen.« Sie deutete auf die Wand. Ihre Standpauke ging mir noch mehr zu Herzen, weil ihre Stimme dabei so ruhig und ernst war. Wenn überhaupt, lag genauso viel Sehnen und Enttäuschung darin wie Wut.
    Wieder hörten wir Schritte näher kommen: Lucian.
    »Hast du eine Minute Zeit?«, flüsterte er Aurelia zu und berührte sie dabei leicht am Ellbogen. Sie nickte, und die beiden entfernten sich gemeinsam.
    Lance und ich warfen uns verunsicherte Blicke zu und machten uns dann wieder an die Arbeit. Mein Mitpraktikant schüttete die Farbe von den Wannen zurück in die Dose, während ich die Pinsel einsammelte und mich damit auf den Weg zum Schrank machte, in dem sich auch ein Waschbecken verbarg. Als ich gerade den Hahn aufdrehen wollte, vernahm ich leises Murmeln. Ich hielt den Atem an. Das kam durch einen Lüftungsschlitz – der Schrank stand genau an der Wand zu meinem kleinen Büro. Und es war Lucian, der da sprach, seine honigsüße Stimme hatte jedoch plötzlich einen harten Unterton, wie ein Faden, an dem man zu fest zog.
    »Wenn es dir nicht passt, dass jemand anders an dem Bild arbeitet, dann hättest du Calliope eben verschonen sollen.«
    Ich dachte an das verrückte Gekritzel unter dem Wandbild. Ich würde noch mal genau hinsehen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich richtiglag: Das war Calliopes Signatur. Also hatte sie dieses Bild begonnen. Warum führte sie es dann

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