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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Ich steckte in der Falle. Endlich las ich weiter:
    Natürlich möchtest du jetzt am liebsten alles in Frage stellen. Du bist jemand, der gern analysiert, und fragst dich deshalb, warum du diesen Worten Beachtung schenken solltest. Fass dir ein Herz, Himmelsbotin!
    Was sollte das bloß heißen?
    Es gibt so vieles, was du noch nicht weißt und selbst herausfinden musst. Jeder Gedanke in diesem Buch lässt Spielraum für Interpretationen. Nur eins solltest du nicht vergessen: Gib dich nie auf, was auch immer man dir einzureden versucht!
    Also hatte das Buch schon mit meiner Skepsis gerechnet, beantwortete meine Fragen jedoch nur mit neuen Rätseln. Es würde sich wirklich was Besseres einfallen lassen müssen. Es musste sich noch beweisen. Aber im Moment stand da noch mehr:
    Deine Aufgabe für morgen: Entzieh dich in der Früh allen Verpflichtungen und leg dir stattdessen einen Notfallvorrat an. Kauf, was dich nährt, schützt, heilt und deine Sinne stärkt.
    Dann kehr zurück, um dir neue Anweisungen zu holen, und bewahre weiter über alles Stillschweigen. Man weiß nie, wem man vertrauen kann. Zum Abschied noch ein letzter Hinweis: Deine Halskette hat eine tiefere Bedeutung. Sie definiert dich und ist einmalig. Dieses Schmuckstück ist dazu bestimmt, dich stets auf deinem Weg zu begleiten. Hüte es gut und lass dich von ihm an deine Stärke erinnern.
    Ich blätterte noch ein paar Seiten weiter, aber das war alles.
    Dann glitt mir das Buch aus den Händen. Mit zitternden Fingern suchte ich auf dem Nachttisch nach dem goldenen Anhänger, den ich abgenommen hatte, bevor ich ins Bett gegangen war. Erst nach drei Versuchen bekam ich den winzigen Verschluss im Nacken zu, aber sobald die Kette um meinen Hals baumelte, schwor ich mir, sie nie wieder abzunehmen. Dann presste ich sie mir hart gegen die Brust und spürte mein Herz darunter schlagen.
    Ich ließ das Licht an, griff nach dem Buch über die Geschichte Chicagos und begann zu lesen, bis ich schließlich eindöste.
    Die Stunden verstrichen ohne Albträume, und mir stieß diese Nacht auch nichts zu, als friedlich hätte ich meinen Schlaf aber trotzdem nicht bezeichnet.

9
    Unter »Paradiso« stelle ich mir
eigentlich was anderes vor
    D as Piepen des Weckers bohrte sich um sieben Uhr in mein Hirn und weckte mich. Ich konnte nicht fassen, dass ich überhaupt ein paar Stunden die Augen zugemacht hatte, nach gestern Abend hatte ich eigentlich eine schlaflose Nacht erwartet. Anscheinend hatte mich die emotionale und körperliche Erschöpfung einfach umgehauen, und selbst die Angst hatte mich nicht mehr wach gehalten.
    Jetzt hoffte ich, dass die schockierenden Worte des Vorabends im Morgenlicht vielleicht nicht mehr ganz so bedrohlich wirkten, und griff nach dem Buch auf dem Fußboden. Zu meiner Erleichterung fand ich zumindest keine neuen Zeilen. Ich duschte, wusch mir zum ersten Mal seit Tagen die Haare und band sie noch feucht zusammen. Mir fiel auf, dass der Kratzer auf meiner Wange zu einem dünnen rosafarbenen Halm verblasst war.
    Erst in Aurelias Büro kam mir in den Sinn, dass das Buch unser morgendliches Treffen vielleicht als einen dieser Termine ansah, die ich heute nicht wahrnehmen sollte. Aber das war doch lächerlich, oder? Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie ich mich bei Aurelia rausreden sollte.
    Eins nach dem anderen betrachtete sie die Fotos, die ich ausgewählt hatte, und hielt bei jedem Bild inne – besonders bei ihrem eigenen Porträt. Ich hatte mich für die einzige Aufnahme entschieden, die bei ihr eine gewisse Verletzlichkeit erahnen ließ. Sie starrte darauf nicht direkt in die Kamera, sondern hatte das Kinn geziert an die Schulter gelehnt. Ihr Kopf war ein wenig nach links geneigt, und ihre Haltung wirkte beinahe nachlässig. Dies alles erweckte den Eindruck, dass sie ausnahmsweise mal nicht alles so perfekt unter Kontrolle hatte. Sie sah kurz vom Foto hoch, was ich für ein gutes Zeichen hielt. Die einzige weitere Reaktion zeigte sie, als sie bei meinem eigenen Porträt ganz unten im Stapel ankam und einmal kurz nickte. Dann gab sie mir die Bilder zurück.
    »In der Galerie findest du die Kontaktdaten der Agentur, die diese Aufnahmen drucken und rahmen wird. Dort hat man bereits alle Anweisungen, schick ihnen einfach die Dateien und vereinbare einen Termin für die Lieferung und Installation, aber bitte nicht später als Montag.«
    »Natürlich.«
    »Und dann mach dich auf die Suche nach

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