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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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große Sache. Das war ein zu dicker Brocken, als dass ich ihn einfach so locker-flockig rüberbringen konnte.
    »Nein, das geht schon. Es ist ja nicht weit, und ich bin sofort wieder zurück.«
    »Sicher?«
    Jetzt versuchte ich ganz besonders angestrengt, locker-flockig zu wirken.
    »Wir sehen uns dann nachher, wenn ich zurück bin.«
    »Okay. Schon verstanden, dir macht man besser keine Vorschriften.« Bei diesen Worten musste ich lächeln. Vor diesem Job und dem Buch hatte ich das auch mal gedacht. »Sag Bescheid, wenn du wieder da bist, okay?«
    »Klar.«
    Wir winkten zum Abschied ein wenig unbeholfen, und dann marschierte Lance weiter.
    Im Drogeriemarkt beschloss ich, am besten jeden einzelnen Gang abzulaufen und dabei die wenigen Hinweise des Buches im Hinterkopf zu behalten. Schon nach kurzer Zeit hatte ich so viele Sachen zusammengetragen, dass sie kaum in meinen Korb passten. Ein Erste-Hilfe-Set hatte ich ja längst, die medizinische Grundausstattung war also vorhanden, ich hielt mich aber bei allem anderen ran. Unter meiner Beute befanden sich unter anderem Sechserpacks Wasser und Gatorade, mehrere Schachteln Proteinsnacks, ein Mini-Feuerlöscher, ein Klappmesser, ein Feuerzeug, ein Pfefferspray, eine Taschenlampe, mehrere Packungen Batterien, Studentenfutter und ein paar Schokoriegel. (Ich hatte Hunger, das war also vielleicht nicht der beste Zeitpunkt für einen Einkauf.) Das reichte doch bestimmt. Ich wollte gerade zur Kasse, als ich doch noch beschloss, etwas zusätzlichen Verbandsmull und eine Brandsalbe für meine kribbelnden Narben mitzunehmen.
    Bis auf mich war der Laden fast leer, aber mir fiel ein Typ im Parka auf. Das war nicht einfach nur eine Winterjacke, das schwarze Ding hüllte ihn vielmehr von Kopf bis Fuß ein. Und der Kerl war riesig – mindestens 1,95 m. Er war mir zuerst im Gang mit den Snacks aufgefallen, ich hatte ihm jedoch nicht weiter Beachtung geschenkt, jetzt aber lungerte er vor dem Regal mit Pflastern und Scheren herum und schaute offensichtlich zu mir herüber. Er hatte die Kapuze aufgesetzt, also konnte ich nichts weiter sehen als seine Füße: Er trug diese superseltenen Schuhe aus schwarzem Lackleder, die Dante so toll fand. Wie die von Beckett. Das beruhigte mich. Es war doch sicher der Türsteher aus dem Club, oder? Sollte ich es vielleicht wagen, hallo zu sagen? Aber wenn er es dann doch nicht war oder nicht das geringste Interesse daran hatte, sich mit mir zu unterhalten, dann wäre das furchtbar peinlich.
    Ich konzentrierte mich also wieder auf die Mullbinden und überlegte, welche Größe ich mitnehmen sollte, als am Ende des Ganges ein Rascheln ertönte und eine Plastikverpackung aufgerissen wurde. Ich schielte durch ein paar Haarsträhnen rüber. Dann ging ich langsam in die andere Richtung weiter, behielt dabei aber das Regal mit den Scheren im Auge, die zum Zuschneiden von Verbänden benutzt wurden. Sie schwangen alle hin und her. Der Typ im Parka machte sich an irgendetwas zu schaffen, das ich nicht erkennen konnte, und schließlich fielen das Plastik und Papier einer Scherenverpackung zu Boden.
    Dann rannte er los.
    Er schoss an mir vorbei und versetzte mir dabei einen Stoß, bei dem mir die Luft wegblieb. Ich knallte mit der Stirn gegen das Regal und sah einen Moment lang Sterne. Dann sackte ich auf dem Fußboden zusammen, und Schachteln mit Pflastern, Brandsalbe und Desinfektionsmittel regneten auf mich herab. Der Inhalt meines Korbes war um mich herum verstreut. Mühsam schlug ich das rechte Auge auf. Es fühlte sich an, als ob man darüber die Haut aufgeschlitzt und einen Tennisball in die Öffnung gezwängt hätte. Ich berührte die Stelle und konnte bereits spüren, dass sich da eine Beule bildete.
    Dann ertönte der Schrei. Noch nie hatte ich etwas Vergleichbares gehört. Ein Schauer lief mir eiskalt über den Rücken; das Gefühl war so intensiv, dass es schmerzte.
    Bis ich mich wieder rühren konnte, verstrichen ein paar Minuten. Irgendwann hörte ich am Eingang des Ladens die Stimme eines Mannes: »… ja, zwischen der Einundzwanzigsten und der State Street … an der Ecke … ja, da liegt eine Frau am Boden … Kommen Sie bitte schnell … danke.«
    Ich richtete mich langsam zu einer sitzenden Position auf. Draußen zerrissen Sirenen die Nacht. Hier im Gang herrschte völliges Chaos. Ich wusste nicht, ob ich mich frei bewegen konnte, ob ich mich besser verstecken oder vielleicht sogar fliehen sollte. Wenn der Angestellte Hilfe rufen konnte, dann war

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