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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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dem T-Shirt trug, und schlang sie mir gerade um die Hüfte, als ich in einer Sackgasse an einer zugenagelten Wand landete. Dahinter konnte ich das Dröhnen und Pochen gedämpfter Musik hören, sie klang wie die knisternden Töne eines Plattenspielers.
    Ich berührte die Bretter, und es gelang mir, eines davon ächzend zur Seite zu schieben. Dann schlüpfte ich hinein und musste mich dahinter zwischen freistehenden Regalen durchzwängen – offensichtlich wussten die Besitzer dieses Lokals nichts von dem Gang. Jetzt ertönte die Musik in voller Lautstärke, Blasinstrumente, ein Bass, Schlagzeug und Klavier, außerdem konnte ich Stimmengemurmel und das Klirren von Gläsern und Flaschen hören. Dieser Raum war kaum größer als mein eigenes Zimmer und vom Boden bis zur Decke mit Kisten verschiedener Alkoholfabrikanten vollgepackt, neben Regalen voller Schachteln mit Lebensmitteln – hier gab es Chips und Erdnüsse in Großmarktmengen. In einer Ecke stand ein Kühlschrank. Eine wackelige hölzerne Treppe führte hinauf zum Ursprung der Musik. Ich ging nur ein paar Stufen hinauf, weit genug, um Gläser in einem niedrigen Regal hinter einer Theke erkennen zu können. Als ich direkt neben der Treppenöffnung ein paar Füße in Turnschuhen entdeckte, machte ich schnell die Taschenlampe aus und schlich wieder zurück. Auf dem Weg zur L waren Lance und ich vorhin an ein paar üblen Spelunken vorbeigekommen; ich fragte mich, ob das wohl eine davon war. Noch konnte ich mich aber nicht gut genug orientieren, um das Lokal einordnen zu können, diese Gänge hier unten waren viel zu labyrinthisch. Ich verließ den Lagerraum und verschloss die Lücke hinter mir wieder mit dem Brett.
    Und dann hörte ich es: ein sanftes Rascheln, Tritte, die als Echo zurückgeworfen wurden und in meiner Brust wie Kanonenschüsse widerhallten. Ich konnte nicht einmal sagen, woher sie kamen. Die Akustik hier unten führte dazu, dass jeder einzelne Schritt aus einer anderen Richtung zu kommen schien.
    Ich war wie erstarrt, und meine Nerven standen unter Hochspannung. Schließlich riss ich mich aber zusammen und trat hastig den Rückweg an. Als ich mich dem Raum mit der roten Tür näherte, wurden die Schritte lauter. Ich hockte mich hin, hielt den Kopf gesenkt und kroch auf die Wand mit den fehlenden Brocken zu. Meine Knie schienen gegen den schweren Beton zu klappern. Die Hitze und die Angst machten mich ganz schwindelig, und es kam mir auf einmal vor, als hätte ich Fieber. Jetzt verstummten die Schritte: Die Person stand offensichtlich in dem heruntergekommenen Raum.
    Hinter der halbverfallenen Wand schaute ich mit angehaltenem Atem zwischen den morschen Balken hervor und entdeckte Beckett, der im Profil zu mir stand. Er wählte gerade einen Schlüssel vom klimpernden Bund in seiner Hand, wandte sich dann ab und öffnete zuerst den stählernen Riegel, dann die Tür selbst. Er zog sie mit beiden Händen auf, und ein Dröhnen erklang, der donnernde Zorn von Wind oder Feuer. Ich sah ein rotes Leuchten und spürte zugleich Hitze, so große Hitze, dass sie meine Haut austrocknete, die augenblicklich zu spannen begann. Beckett wandte sich einen Moment ab und schaute dabei in meine Richtung. Und da sah ich es, konnte einen kurzen Blick darauf erhaschen: Sein rechtes Auge war geschwollen, das Lid gebläht wie ein rosafarbenes Kissen. Mein Blick wanderte unwillkürlich zu seinen Schuhen: Ja, sie waren schwarz, glänzend und nur allzu vertraut. In mir stieg Übelkeit auf, was nur bestätigte, dass dies kein Zufall sein konnte. Nachdem er sich an die Hitze gewöhnt hatte, ging Beckett wieder ein paar Schritte auf die Tür zu, schützte sich aber mit dem Arm vor der Glut und dem blendenden Licht. Ich bemerkte, dass er in der anderen Hand ein glitzerndes, schwingendes Pendel hielt, welches das Licht auffing. Es sah aus wie eine von diesen Amethysthalsketten. Er holte aus und warf sie hinein, dann machte er die Tür mit vollem Körpereinsatz wieder zu, schob den Riegel vor und rüttelte einmal daran, um sicherzugehen, dass alles gut verschlossen war.
    Er drehte sich um.
    Ich duckte mich.
    Gerade noch rechtzeitig. Die Chancen, dass er jetzt auf mich zukam, standen fifty-fifty, und im Fall eines Zusammentreffens hatte ich keine Ahnung, was ich tun oder sagen sollte. Mein Herz schlug so heftig, als wolle es aus seinem Gefängnis unter den Rippen ausbrechen, und ich befürchtete, hier und jetzt umzukippen. Wenn er meine Richtung einschlug und mir genug Zeit blieb,

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