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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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haben. Wo hast du denn nur gesteckt?« Er hatte sich offenbar wirklich Sorgen gemacht, was mich zwar überraschte, ich aber auch irgendwie rührend fand. Das half, meine mitgenommenen Nerven etwas zu beruhigen.
    »Es tut mir leid, aber ich …«
    »Was ist das denn?«, unterbrach er mich und lehnte sich vor, um mein Gesicht genauer unter die Lupe zu nehmen.
    »Ein Andenken an … Abenteuer in der Drogerie«, seufzte ich. Seine Miene wurde finster. Ich legte los und erzählte ihm eine Kurzversion der Geschehnisse. Lance stand einfach nur in der Tür und hörte zu. »Also wurde ich zumindest stilvoll zum Hotel eskortiert«, versuchte ich nun, meinen Bericht wenigstens mit einer heiteren Note abzuschließen. Der klägliche Witz verbarg das Zittern in meiner Stimme aber so gar nicht.
    »Ist bei dir alles in Ordnung?«
    »Ja.« Ich seufzte wieder. »Ich bin nur fix und fertig.«
    »Das glaub ich gern. Na ja, jedenfalls lasse ich dich nie wieder Ausflüge nach Einbruch der Dunkelheit machen.« Er klang schuldbewusst.
    »Vermutlich steht dir jetzt ein ›Ich hab’s dir ja gesagt‹ zu.«
    »Pass nur einfach auf dich auf.«
    Ich nickte, und dann fiel mir noch etwas ein: »Sag mal, haben unsere Chefs überhaupt gemerkt, dass wir so lange weg waren?«
    »Nein. Die waren wie vom Erdboden verschluckt, als ich zurückkam.«
    »Da bin ich aber erleichtert.«
    »Ich auch.« Wir schwiegen kurz. Dieser Abend hatte mich so viel Kraft gekostet; vermutlich war mir das auch anzusehen. »Na ja, dann lass ich dich mal ein bisschen ausruhen«, sagte Lance, aber er zögerte trotzdem noch ein, zwei Sekunden, so als überlege er, ob er aussprechen sollte, was ihm durch den Kopf ging. Doch stattdessen sah er einfach nur zu Boden, schüttelte den Kopf und guckte mich dann noch einmal an. »Nacht!«
    »Nacht!«, erwiderte ich und machte die Tür zu.
    Ich schob meine Einkäufe in den Schrank, um sie aus dem Weg zu haben, und dann fiel es mir wieder ein: Ich hatte ja die Anweisung, heute Abend noch mal in das Buch zu schauen. Eine gewisse Unruhe überkam mich, wie jedes Mal, wenn ich diesen in schwarzes Leder gebundenen Mentor in die Hand nahm. Bevor ich mich darum kümmerte, hielt ich jedoch einen Waschlappen unter kaltes Wasser, wrang ihn aus und legte ihn mir einmal gefaltet als feuchten Umschlag auf die Stirn. Den Lappen auf einem Auge lag ich auf dem Rücken da und hielt das Buch hoch. Langsam blätterte ich Seite um Seite um. Tatsächlich, es war ein neuer Eintrag hinzugekommen.
    Der heutige Tag hat dir vielleicht gezeigt, dass du den Anweisungen besser genau Folge leistest, und zwar zum vorgegebenen Zeitpunkt. Es gibt einen Grund für jede Tätigkeit, die man dir aufträgt, du musst diesem Buch blind vertrauen. Wenn es dir nicht gelingt, diese Aufgaben zu erfüllen, ist es nur zu deinem eigenen Schaden. Du läufst jeden Tag Gefahr, dein Leben zu verlieren.
    Diese Zeile ließ mich erschaudern. Ich las sie dreimal, bevor ich mir den Rest des Textes ansah. Wer schrieb mir bloß so was?
    Aber wenn du auf diese Worte hörst, wird dir nichts geschehen. Es gibt so vieles, das du noch nicht weißt. Sei geduldig, und es wird dir zu gegebener Zeit enthüllt werden.
    Das musste ich erst einmal verdauen: Dieser Mann im Laden hätte mich also umbringen können, wenn er gewollt hätte. Und das Buch behauptete jetzt, dass sich dieser Vorfall ereignet hatte, weil ich meinen so banal wirkenden Einkauf nicht bereits am Morgen getätigt hatte. Gut, ich hatte also einen Vorgeschmack darauf bekommen, was passierte, wenn ich mich nicht ganz genau an die Regeln hielt. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, was geschah, wenn ich die Anweisungen exakt befolgte.
    Sieh deine Verpflichtungen für heute Abend als gestrichen an.
    Was stand denn bei mir noch auf dem Programm? Ich zermarterte mir den Kopf, und dann fiel es mir wieder ein: Aurelia wollte, dass ich im Tresor Fotos machte. Mir drehte sich der Magen um, als ich an das morgige Treffen dachte, bei dem ich mit leeren Händen vor meiner Chefin erscheinen würde, aber mir blieb wohl keine Wahl. Morgen war der Tresor ja auch noch da, und am Abend danach, und dem folgenden …
    Erkunde nun, was sich unter der Luke im Schrank befindet. Steig hinab, bis du festen Boden unter den Füßen hast. Folge danach dem Gang. Sobald er sich verzweigt, solltest du jeden Ausläufer untersuchen, bis du den Grundriss zu verstehen beginnst. Mach dich mit dieser neuen Umgebung vertraut, du wirst dort unten nämlich viel Zeit

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