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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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auf dem abgetretenen, matten Teppichboden. Die einzig positive Überraschung: Erstaunlicherweise war die Schwellung am Auge über Nacht zurückgegangen. Wenigstens mein Gesicht war jetzt wieder in halbwegs normalem Zustand, selbst wenn in meinem Kopf immer noch das übliche Chaos herrschte. Ich duschte, zog mich an und machte mich dann auf den Weg zu unserem allmorgendlichen Treffen in Aurelias Büro. Mit der Hand auf dem Bauch versuchte ich, meine Unruhe zu bekämpfen, weil ich nämlich immer noch an einer Ausrede dafür arbeitete, dass ich im Tresor keine Fotos gemacht hatte. Das machte mich nervös, und außerdem hatte ich Muskelkater, nach der ganzen Kletterei fiel mir jeder Schritt schwer. Den Arm zu heben, um an Aurelias Bürotür zu klopfen, erforderte schon einiges an Anstrengung.
    »Ja, herein?«, rief sie. Ich machte die Tür auf und entdeckte sie mit einigen Papieren in der Hand am Schreibtisch. »Bist du mit diesem Wandbild fertig?«
    »Nicht einmal annähernd.«
    »Gut, dann komm erst wieder, wenn das erledigt ist.«
    Ich nickte und zog die Tür wieder hinter mir zu. Glück gehabt! Sobald ich allein im dunklen Flur stand, hatte sich mein Magen auch schon wieder beruhigt, und ich stellte fest, dass ich tatsächlich Hunger hatte. Genauer gesagt war ich fast am Verhungern. Ich musste sofort was zwischen die Zähne kriegen. Dieses Wandbild konnte sicher auch noch ein paar Minuten warten.
    Lance hatte offensichtlich die gleiche Idee gehabt. Ich traf ihn in der Küche bereits an der Arbeitsplatte an, wo er sich über eine Schüssel Frühstücksflocken beugte.
    »Hey«, grüßte er.
    »Morgen«, erwiderte ich, während er mir die Schachtel Lucky Charms rüberschob. »Danke. Wir brauchen heute Energie, um unseren inneren Hieronymus Bosch zu finden.« Ich holte eine Schüssel aus dem Schrank, nahm mir einen Löffel, ließ mich neben Lance nieder und füllte die Schale.
    »Allerdings.« Nach einem kurzen Moment fragte er: »Also, was hast du gestern noch so gemacht?«
    »Ich bin eigentlich gleich schlafen gegangen. Nach, na ja, der ganzen Aufregung war ich fix und fertig.« Was ja auch nicht gelogen war, ich hatte zwischendrin nur ein paar Details ausgelassen.
    »Ich habe noch mal bei dir vorbeigeschaut, weil ich nicht schlafen konnte. Es brannte zwar Licht, aber du hast nicht aufgemacht.«
    »Da hab ich wahrscheinlich schon tief und fest geschlafen.«
    »Vermutlich.« So wie er in seiner Schale herumstocherte, stellte ihn meine Antwort anscheinend nicht zufrieden.
    »Willst du vielleicht, du weißt schon, über gestern Abend reden?«
    »Hm …«
    »Gut, kein Problem, dann lass uns eben über was anderes sprechen.«
    »Danke.« Es passte mir gar nicht, dass ich ihm so ausweichend antworten musste. Ich wäre am liebsten jetzt sofort mit allem herausgeplatzt, aber ich hatte keine Ahnung, wo ich da anfangen sollte. Nach den gestrigen Vorfällen, Beckett und der Drogerie, wollte ich mich lieber nicht noch mal selbst in Todesgefahr bringen. Das Buch hatte mich gewarnt, also hielt ich den Mund.
    Schließlich lenkte Lance ein und sprach weiter: »Also, Themenwechsel: Wer ist George Phillips?« Er klang jetzt besonders locker, so als wüsste er, dass ich ein bisschen Ablenkung gut gebrauchen konnte.
    Ich sprang auf seinen Tonfall an und stieß ein dramatisches Keuchen aus. »Ich wollte nicht, dass du es so erfährst – aber wir lieben uns! Und wir werden zusammen durchbrennen!« Ich klimperte mit den Wimpern.
    »Sehr witzig.« Er rollte mit den Augen.
    »Also bitte. Das war der Deckname von Al Capone, als er hier abgestiegen ist.«
    »Hast du schon den Teil über die Geister gelesen, die er hier angeblich gesehen hat? Seine Spießgesellen dachten, er würde langsam durchdrehen.«
    »Jap. Er fühlte sich von den Opfern des Valentinstag-Massakers verfolgt.«
    Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, empfand ich eine seltsame Verbundenheit mit Al Capone. Der arme Kerl hatte diese Narben, wurde von Visionen heimgesucht, und niemand glaubte ihm. Obwohl er das irgendwie auch verdient hatte, oder? Ich machte bei dem Ratespielchen mit: »Ich hab auch was: In welchem Stock hat er gewohnt?«
    »Im vierten. Du bist gut.«
    »Wirklich übertrumpfen können wir uns nur, wenn wir mal unterschiedliche Bücher lesen.«
    »Gute Idee.« Das gefiel ihm wohl. »Dann können wir unsere Aufzeichnungen vergleichen. Okay, wir sind jetzt offiziell eine Lerngruppe.«
    »Abgemacht.«
    Lance und ich arbeiteten bis zum Nachmittag am Wandgemälde, und

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