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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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dafür musste ich erst einmal herausfinden, woher es stammte. Es kam aus dem hinteren Bereich des Raumes, von dort, wo sich das Fenster befunden hätte, wenn wir nicht im Keller wären. Ich griff nach dem Vorhang und zog ihn mit einer raschen Bewegung zurück. Und tatsächlich, da war sie: eine kleine silberfarbene Box, die mich irgendwie an die 1950er erinnerte. Sie hatte ein paar Knöpfe und einen runden Lautsprecher. Wieso hatte ich denn nicht gewusst, dass es in meinem Zimmer eine Gegensprechanlage gab? Ich drückte den Sprechen-Knopf.
    »Hallo?«
    »Haven, Haven, Haven.« Lucians harmonische Stimme ertönte, erfüllte den Raum, erhob sich über das Rauschen und versetzte mich augenblicklich in verträumte Stimmung. Gedankenverloren begann ich an meiner Kette herumzuspielen und wickelte mich fester in das Handtuch ein, so als befände sich Lucian tatsächlich hier im Raum.
    »Hi … Lucian, äh … wie geht’s?«
    »Ich bin schon richtig aufgeregt wegen heute Abend und natürlich supergestresst.« Das brachte er mit so seelenruhiger Stimme vor, als wollte er jemanden in den Schlaf wiegen. »Ich wollte dir nur eine Nachricht übermitteln: Aurelia«, er sprach ihren Namen gedehnt aus, so dass ich genug Zeit hatte, ganz nervös zu werden, »würde dich gern sehen. Sie ist in ihrer Dachwohnung – Penthouse eins.«
    »Oh, klar, ich mache mich sofort auf den Weg.« Im Geiste ging ich rasch durch, was ich noch erledigen musste, um halbwegs vorzeigbar zu sein. »Hm, ist alles …«
    »Klar, alles in Ordnung, versprochen.« Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. »Sie hat da was für dich. Für heute Abend. Mach dir also wegen der Klamotten keine Sorgen. Geh einfach so, wie du jetzt bist, das ist perfekt.« Mein Blick wanderte durch den Raum, aber nein, das war doch verrückt. Ich meine, er konnte mich auf keinen Fall sehen. Wenn mir jemand wirklich gefiel, dann hatte ich manchmal das Gefühl, dass er mich ständig beobachtete und mich sehen konnte, selbst wenn ich ganz allein war. Ich glaube, so was passiert, wenn man jemandem in seinem Kopf zu viel Platz einräumt. Dann war er eben fast immer in meinen Gedanken zugegen, und ich hielt nach ihm Ausschau und versuchte, mich mit seinen Augen zu sehen. Das war anstrengend, aber es machte mich glücklich. Die Spannung, das Kribbeln unter der Haut, die Schmetterlinge im Bauch und im Herzen, das alles kann einen schon durch den Tag bringen.
    »Hm, okay, wenn du es sagst.«
    »Tu ich.«
    »Dann bin ich so gut wie unterwegs.«
    Das war’s. Das Knistern und Lucian waren verschwunden.

13
    Schönheit ist Genialität
    D ie Aufregung und das Feuer, das Lucians Stimme in mir entfacht hatte, ebbten schnell ab und verwandelten sich in Angst. Plötzlich glühte ich vor Stress. So würde ich mich natürlich nicht auf den Weg zu Aurelias Penthouse machen. Was sie wohl für mich hatte? Ich zog meine Uniform an, trocknete mir so schnell wie möglich die Haare und steckte sie so gut es ging zu einem Knoten – oder vielmehr »Chignon«, vielen Dank – hoch und versuchte dabei, Dantes Handgriffe nachzuahmen.
    In Rekordzeit eilte ich zur Tür hinaus und nahm den Lastenaufzug in den obersten Stock, den ich bisher nur auf unserer Tour am ersten Tag gesehen hatte. So nah am Oberlicht handelte es sich quasi um ein ganz anderes Hotel, und ich musste jetzt bei Einbruch der Dunkelheit einfach mal stehen bleiben und hochsehen. Von diesem Punkt aus war klar, welche der Lichter von den Sternen stammten und welche nur Spiegelungen des Kronleuchters waren – wie viele Lämpchen hatte Lance da noch mal gezählt? Aber sie funkelten alle, um mir zu versichern, dass dies ein magischer Ort war.
    Der Teppichboden auf dem Gang fühlte sich weich und üppig an, hatte aber einen gewissen Treibsandeffekt und verlangsamte meine Schritte auf dem Weg zu Penthouse eins. Irgendwann kam ich dann doch endlich an, klopfte und wartete. Die Tür öffnete sich knarrend.
    »Hallo, Haven«, hauchte Aurelia mit rauer Stimme.
    »Hallo …« Eigentlich wollte ich ihr ja mit »Sie sehen toll aus« ein Kompliment machen, aber da sie im Moment noch einen Frisiermantel aus schwarzem Satin trug, verkniff ich mir die Bemerkung, und auf die Schnelle fiel mir auch nichts Neues ein. Vom Hals aufwärts war sie jedoch bereits fertig. Ihre Haare hatte sie zu einer loseren, lockigeren Version dessen festgesteckt, was ich bei mir eigentlich im Sinn gehabt hatte, aber seitlich statt im Nacken. Es sah sexy und perfekt aus, ein paar

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