Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Besucher der Galerie meine Arbeit zu Gesicht bekommen würden, und in diesem Fall sogar offiziell unter meinem Namen. Ich hatte hier meinen Beitrag geleistet. Lucian bemerkte mich, lächelte und winkte mich heran.
»Haven«, sagte er, als ich näher kam. »Hast du schon die Galerie gesehen?«
»Da war ich gerade. Das ist ja echt unglaublich. Ich hatte keine Ahnung, dass dort mein Name erwähnt würde.«
»Du hast es dir verdient.«
»Danke.« Ich spürte, wie ich rot wurde, sah deshalb lieber weg und wechselte das Thema. »Also, gleich geht die Show los.«
»Ich weiß, kaum zu fassen. Lass dich von Aurelia heute Abend nicht zu hart rannehmen. Du sollst schließlich auch ein bisschen Spaß haben.«
»Na ja, wenn du darauf bestehst …«
Er lehnte sich vor und hantierte wieder mit den Blumen herum – das Gesteck bestand aus bauchigen, orchideenartigen Blüten in Schwarz und Weiß sowie einer Art vielblättriger schwarzer Rosen. Lucian suchte eine aus, strich mir die Haare hinters Ohr und steckte dann die Blume dahinter. Ihre Blüte war so riesig, dass sie mich an der Wange kitzelte.
»Auf jeden Fall. Dann sehen wir uns also heute Abend?«
»Natürlich«, nickte ich, während er sich langsam rückwärts entfernte, mich dabei aber immer noch ansah.
»Gut.« Er grinste wieder. »Alles Liebe zum Valentinstag!«
In meinem Zimmer kam die Blume – die einzige, die mir je ein Junge geschenkt hatte – erst einmal in ein Glas Wasser, das ich auf den Nachttisch stellte. Ich hatte gerade die Nase in den Blütenblättern versenkt, um ihren fast lavendelartigen Duft in mich aufzunehmen, als an der Tür geklopft wurde. Durch den Spion entdeckte ich Dante in Küchenuniform und mit einer Pflanze in der Hand. Ich machte auf.
»Warum denn so förmlich?«, witzelte ich. Wenn nicht abgeschlossen war, klopfte er normalerweise nicht an.
»Schö-nen Valentinstag!«, grüßte er, hielt mir die Topfpflanze entgegen und marschierte herein. Dann machte er zwischen all den Chicagobüchern auf meinem Schreibtisch ein wenig Platz. »Guck mal, die hab ich im Garten entdeckt. Sie ist genauso zauberhaft wie du, und ich habe mir gedacht, dass sie dir vielleicht gefällt.«
»Die ist ja wunderschön. Dan, das ist so lieb von dir!« Ich lehnte mich vor, um daran zu schnuppern. Sie roch nach ofenwarmen Plätzchen. »Also gibt es hier auch einen Garten?«
Es schien ihn zu überraschen, dass ich das nicht wusste. »Äh, ja.«
»Wer hätte das gedacht?« Ich berührte die blutrote Blume, die sich ganz warm anfühlte. Die Blüte war fast so groß wie meine Hand, sternförmig und über fünf Zentimeter tief. »So was habe ich noch nie gesehen, ist das eine Orchidee oder so?«
»So ähnlich, das ist eine Kreuzung aus …«, er wurde langsamer, »aus … irgendwas und irgendetwas anderem.«
»Aaaah, na ja, darauf hätte ich bei einer Kreuzung auch getippt.« Ich verstummte und wartete auf eine Reaktion, Dante blickte aber nur etwas pikiert drein. »Ich mache doch nur Spaß. Die ist super, vielen Dank. Die bringt wenigstens ein bisschen Farbe ins Spiel. Und hör mal, heute ist echt mein Glückstag, das ist nämlich schon die zweite …«
Er unterbrach mich: »Oh, und die brauchst du nicht zu gießen, die ist zäh.«
»Wie, überhaupt nicht?«
»Erst mal nicht«, meinte er.
»Okay, also wie bei einem Kaktus.« Ich streichelte die Pflanze, als wäre sie ein Haustier. »Macht es denn nichts, dass es hier unten kein Sonnenlicht gibt? Wie betreibt die Kleine denn ihre Fotosynthese?«
»Sie ist hart im Nehmen.«
»Wie wir alle«, witzelte ich. »Also, setz dich. Wie läuft es so? Das ist alles ganz schön verrückt, nicht? Ich war nicht mehr oben, seit die Leute einchecken konnten – ist viel los?«
»Ja, hm, ich muss wieder los, ich habe mit Etan noch so viel zu tun … aber du solltest dich wirklich amüsieren. Wir sehen uns nachher!« Er küsste mich auf die Wange und rannte hinaus, noch bevor ich ihn aufhalten konnte. Er stand wohl wirklich unter Stress. Ich sog wieder den süßen Duft der Pflanze ein – so ein komisches Ding hatte ich noch nie gesehen.
Ich kam gerade aus der Dusche und ergötzte mich noch immer an meinen Valentinsblumen, als mein Zimmer plötzlich von einem Knistern erfüllt wurde, das gar nicht mehr aufhörte. Es war eine Art altmodisches Rauschen, wie von einem Schwarm Bienen, aber viel geräuschvoller. Nicht wie ein Feueralarm, aber laut genug, um mich wahnsinnig zu machen. Das musste ich unbedingt abstellen. Aber
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