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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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erschlaffte. Nikolaj stand auf und wandte sich zu Carmen um, die sich nicht bewegt hatte. Ihm wurde bewusst, dass die ganze Konfrontation nicht länger als zwei Minuten gedauert hatte.
    Rasch lief er zurück zu der Stelle, an der er die Pistole verloren hatte. Er suchte sekundenlang, bis er sie zwischen Gras und Ginsterbüschen fand. Dann beugte er sich zu einem der Männer herunter, die er erschossen hatte und riss ihm die Skimaske vom Kopf.
    Die Gesichtszüge sagten ihm nichts. Mit raschen Handgriffen untersuchte er den leblosen Körper, fand aber nicht viel. Der Mann war in einen schwarzen Kampfanzug gehüllt. An seinem Unterschenkel steckte ein Dolch in einer Kydex-Scheide. Nikolaj zog die Waffe heraus und betrachtete den Uzi-Schriftzug auf der geschwärzten Klinge.
    Mit einer beiläufigen Bewegung rammte er die Klinge in den Boden, dann erhob er sich und ging zu dem zweiten Toten. Auch die Durchsuchung dieses Mannes brachte nichts Interessantes zutage, bis auf die Erkenntnis, dass beide Kombattanten identisch ausgerüstet gewesen waren. Was Nikolaj in seiner Vermutung bestärkte, dass sie zu einer Spezialeinheit gehörten.
    Als er aufstand, streifte sein Blick den Arm des Mannes und blieb an einem Detail hängen. Er ließ sich wieder in die Knie sinken und streifte den Stoff hoch, bis er den Unterarm freigelegt hatte. Mehrere Sekunden betrachtete er die verblasste Tätowierung unterhalb der Armbeuge. Ein Schwert, flankiert von zwei ausgebreiteten Flügeln und darunter eine Nummer.
    „Einheit 269“, sagte er. „Sayeret Mat’kal.“
    „Was?“ Carmens Stimme klang dünn und belegt.
    „Bist du sicher, dass deine Leute dich zurückhaben wollen?“ Er drehte sich um und sah sie an. Ihr Gesicht zeigte Unverständnis. „Du hast keine Ahnung, wovon ich rede, nicht wahr?“ Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern packte sie am Ellbogen. „Wir müssen hier verschwinden.“ Sein Ton wurde einen Hauch schärfer, als sie nicht reagierte. „Die Typen wollten dich umlegen. Willst du vielleicht auf ihre Freunde warten?“
    Er beobachtete, wie ihr Blick unstet wurde und dann abschweifte, endlich an Rafiq hängen blieb, der regungslos am Boden lag. Nikolaj verstärkte seinen Griff um ihren Arm und zog sie mit sich.
    Stolpernd setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie erreichten die obere Abbruchkante; Nikolaj blieb stehen und betrachtete das Gelände, das sich flach vor ihnen ausbreitete. Inzwischen dämmerte blau der Morgen herauf. Olivenbäume und Steineichen säumten einen kurzenWeg, der sich nach einigen Metern zu einer Art Sandplatz verbreiterte. Durch die Baumkronen konnte er Fahrzeuge erkennen, sah aber keinerlei Bewegung. Er verließ den regulären Pfad und drang ein Stück ins Unterholz ein, ohne Carmens Arm loszulassen.
    Sie näherten sich dem Rand des Parkplatzes. Nikolaj zählte nur zwei Fahrzeuge, einen Suzuki Geländewagen und einen neuen Renault Megane mit rotem Kennzeichen, das ihn als Mietwagen markierte. Ein einzelner Mann stand dort und rauchte. Und dann hörte er von irgendwoher Stimmen. Entfernte Wortfetzen.
    „Scheiße.“
    Mit einem Ruck zog er Carmen mit und rannte los. Er riss die Beretta hoch; im Laufen feuerte er auf den Mann, der mit einem überraschten Aufschrei zu Boden ging. Carmen begann plötzlich und unerwartet, Widerstand zu leisten. Unwillig verstärkte Nikolaj seinen Griff um ihren Arm und zerrte sie hinter sich her. Er warf einen Blick in den Renault und sah, dass der Schlüssel steckte. Rasch gab er zwei Schüsse auf die Reifen des Geländewagens ab, dann stieß er Carmen in den Renault und stieg auf der Fahrerseite ein. Ruppig legte er den Vorwärtsgang ein und fuhr los. Im Rückspiegel beobachtete er, wie der Mann versuchte, sich aufzurichten. Nach ein paar Metern erreichten sie die Landstraße und bogen ab in Richtung Limassol.
    „Wer war das?“, fragte er Carmen nach ein paar Minuten.
    „Wer?“
    „Der Kerl gerade am Wagen.“
    „Den du niedergeschossen hast?“
    „Er wird’s überleben.“
    „Lev Katzenbaum“, sagte sie. Ihre Stimme klang rissig.
    „Du kennst ihn?“
    „Er ist unser Verbindungsoffizier beim Dienst.“
    „Leitet er diese verdammte Operation?“
    „Ja.“
    „Vielleicht hätte ich ihn doch umlegen sollen“, erwiderte Nikolaj. Er bereute es sofort, als er einen Blick zur Seite in Carmens Gesicht warf.
    Sie schwiegen eine Zeitlang. In ihrem Rücken ging langsam die Sonne auf; die Straße vor ihnen lag verlassen. Die Digitaluhr im Cockpit zeigte

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