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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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das eher nennen.“
    „Lassen wir doch die Vergangenheit ruhen.“ Kusowjenko blieb einen Moment stehen, um seinen Zigarettenrest mit dem Absatz auszutreten. „Und kümmern uns um das, was vor uns liegt. Du willst etwas und ich will etwas,
da
?“
    Nikolaj nickte. „Gut“, sagte er. Dann, nach einer weiteren Sekunde: „Wer garantiert mir, dass dein Name echt ist?“
    „Jetzt komm“, sagte Viktor mit einer Spur Entrüstung in der Stimme, „wäre ich hier, wenn ich dich aufs Kreuz legen wollte?“ Er hob eine Augenbraue. „Also hör gut zu.“
    Sie näherten sich einem kleinen Pavillon mit kreisförmigem Grundriss, der den Schnittpunkt zwischen den beiden Säulengängen markierte.
    „David Liberman“, sagte Viktor.
    „Wer ist David Liberman?“
    „Der Mann, der für Rosenfeldts Tod bezahlt hat.“
    Nikolaj erfasste aus dem Augenwinkel eine Querbewegung auf der Bodestraße. Der Strom der Fußgänger verwirbelte entlang einer Linie. Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte. Viktor spürte die plötzliche Unruhe, er warf Nikolaj einen argwöhnischen Blick zu, blieb aber dicht neben ihm.
    „Ist er Israeli?“, fragte Nikolaj.
    „Er sitzt in der Knesset.“
    „Ein Abgeordneter?“
    Kusowjenko nickte. „Ich habe noch einen zweiten Namen für dich. Aber der wird dir nicht gefallen.“
    Nikolaj wartete.
    „Shimon Cohen.“ Genüsslich formulierte Kusowjenko die Silben. Das war Sprengstoff, und Nikolaj musste das wissen. „Zurzeit“, fügte er hinzu, „ist er Direktor beim Mossad.“
    Nikolaj blieb regungslos. Er hielt seine Maske aufrecht, während sein Verstand gleichzeitig die Information zu verarbeiten suchte.
    „Ich würde dir einen Gefallen schulden“, sagte Kusowjenko, „wenn du nach Tel Aviv fliegen und den Bastard für mich erschießen könntest.“ Leise lachte er. „Und bevor du fragst – mir passt der Ton nicht, in dem er mit mir umspringt.“
    „Was?“, fragte Nikolaj irritiert.
    „Das, und noch ein paar andere Kleinigkeiten.“ Kusowjenko wandte ihm den Kopf zu. Seine blassen Augen funkelten hinter den Brillengläsern. „Man muss manchmal loslassen können.“ Er lachte erneut. „Auch wenn wir lange Zeit gute Geschäfte miteinander gemacht haben.“
    Nikolaj schüttelte den Kopf. „Du bist ein seltsamer Mensch.“
    „Das Gleiche könnte man von dir behaupten.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Du solltest mich mal in Prag besuchen.“ Kusowjenko hob den Arm in einer gleichmütigen Geste.
    Staub und kleine Steinbrocken spritzten plötzlich von der Säule schräg vor ihnen.
    Nikolaj realisierte im Bruchteil einer Sekunde, dass jemand auf sie feuerte. Jemand, der eine Waffe mit einem Schalldämpfer benutzte. Dann kreuzte sich sein Blick mit dem Viktors und er las die gleiche Verblüffung in den Augen des anderen. Geröllsplitter flogen durch die Luft. Eine Kette von Projektilen stanzte Krater in die Steinplatten zu ihren Füßen. Es war gespenstisch, die Einschläge zu sehen und dazu nichts zu hören als ein weiches Plopp – Plopp – Plopp. Geistesgegenwärtig warf Nikolaj sich zur Seite. Kusowjenko dagegen war zu langsam. Sein Körper bäumte sich unter der Wucht der Einschläge auf. Als er den Grund berührte, war kein Leben mehr in seinen Augen.
    Nikolaj rollte sich seitlich über die Steine. Er packte die Beretta und legte den Sicherungshebel mit dem Daumen um, während er gleichzeitig herauszufinden versuchte, woher die Schüsse kamen. Der Schütze lauerte irgendwo vor ihm, Nikolaj konnte nichts sehen. Gegen eine Säule gedrückt schob er sich in eine halb sitzende Position, während rechts und links von ihm Schrapnell aus dem Sandstein platzte. In seinem Ohrmikrofon knackte es plötzlich.
    „Was ist da los?“
    Das war Carmens Stimme, ein hastiges Flüstern, verzerrt durch die Übertragung.
    „Bleib wo du bist“, keuchte er.
    Eine Kugel schlug neben ihm in den Boden, so dicht, dass er zusammenzuckte. Von irgendwoher tönten Schreie. Zivilisten. Jemand hatte bemerkt, was hier vorging. Sein Blick streifte Kusowjenkos Leichnam, hastete über die Säulen, die Bodestraße dahinter, ein paar Autos, die vor den Kolonnaden abgestellt waren. Eine Windböe fuhr durch die trockenen Blätter auf den Steinen.
    Und Carmens Atem im Mikrofon. Er hatte nicht länger damit gerechnet. Sein Herz hämmerte schmerzhaft gegen die Rippen, seine Gedanken rasten. Er war auf einen Angriff vorbereitet gewesen, aber er hatte ihn einfach früher erwartet. Und nicht auf diese Weise.
    Schüsse krachten

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