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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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los. Wo steckst du?“
    „Ich ...“, seine Lippen verzerrten sich zu einem Lächeln, „ich suche mir einen Weg. Bleib wo du bist.“
    Rauschen überlagerte die Verbindung. Die Störungen wurden stärker, je weiter er sich entfernte. „Versprichst du mir, dass du da bleibst?“
    „Nik“, unterbrach sie ihn, „Nik, was ist mit dir?“
    Er hatte den letzten Container in der Reihe erreicht. Vor ihm knickte der Holzzaun im rechten Winkel ab. Auf der anderen Seite lag die Brücke, die über die Spree führte.
    „Versprich mir, dass du das verdammte Museum nicht verlässt.“ Er überquerte den offenen Bereich zur Absperrung mit ein paar schnellen Schritten und spähte durch einen Spalt im Holz. Die Brücke lag verlassen da. Auf der Uferstraße dahinter fuhren Autos. Er entdeckte auch ein paar Fußgänger, die offenbar nicht mitbekommen hatten, was sich hundert Meter weiter abspielte. Keine Polizei, dachte Nikolaj erleichtert. Er hatte befürchtet, dass sie in der Zwischenzeit vielleicht die Brücke abgesperrt hatten, aber das war nicht der Fall.
    Auf dieser Seite des Zauns brauchte er rohe Gewalt, um einen Durchschlupf zu schaffen. Durch die schmale Lücke trat er auf die andere Seite und blieb einen Augenblick stehen, den Rücken gegen die Holzwand gedrückt. Niemand stürmte auf ihn zu, ihn empfing kein Kugelhagel, wie er es fast erwartet hatte. Stattdessen bot sich ihm ein unwirklicher Eindruck von Normalität.
    „Was ist passiert?“, rauschte ihre Stimme. Obwohl er sie kaum noch verstehen konnte, hörte er, wie nervös sie war. Ihr Ton drohte in Panik überzukippen. Nikolaj löste sich von den Brettern und überquerte die freie Fläche bis zur Brücke. Er warf einen kurzen Blick hinter sich, die Bodestraße hinunter. Die Fahrbahn war wie leergefegt. Nachdem die letzten Schüsse verstummt waren, herrschte gespenstische Stille. Dann bemerkte er die Blaulichter am anderen Straßenende, Polizeiwagen, die sich von der Friedrichbrücke und der Straße unter den Linden her näherten. Seine Schritte beschleunigten sich.
    „Antworte mir!“
    Er hielt sich dicht am rechten Brückengeländer. Sein Blick war nach vorn gerichtet, scannte die Straße vor sich, die Wagen, die Menschen auf den Bürgersteigen.
    „Es ist alles okay“, sagte er halblaut.
    Lev Katzenbaum blieb im Wagen sitzen, während nicht weit entfernt die Hölle loszubrechen schien. Er telefonierte ununterbrochen und versuchte gleichzeitig, die Umgebung im Auge zu behalten. Neben ihm auf dem Fahrersitz lag die Glock. In diesem Moment hasste er seine Unbeweglichkeit, die Schwäche, die mit der immer noch frischen Verletzung einherging. Er fühlte sich alt.
    Rafiq und Tal waren irgendwo im Bereich des Alten Museums in Deckung gegangen und versuchten herauszufinden, was da eigentlich vorging. Zwei Parteien, hatte Rafiq hervorgestoßen, und eine der Gruppen war mindestens zu fünft. Die Kerle trugen Skimasken und waren mit schallgedämpften Maschinenpistolen ausgerüstet. Die anderen – keine Ahnung. Vielleicht Leute des Waffenhändlers, der jetzt tot in den Kolonnaden lag. Sie hatten Fedorow aus den Augen verloren, das war das Schlimmste. Und David Grolanik am Telefon war außer sich und mit den Nerven am Ende.
    „Können wir ...“, Katzenbaum stockte, weil Grolanik ihm ins Wort fiel. „Können wir das später besprechen?“ Unruhig spähte er in den Rückspiegel. Die Polizeisirenen, die er die ganze Zeit aus der Ferne vernommen hatte, brachen plötzlich ab.
    Grolanik hörte ihm nicht einmal zu.
    Katzenbaum versuchte dieses Mal nicht, die aufsteigende Wut zu unterdrücken. „David, verdammt“, brüllte er ins Mikrofon, „ich weiß, dass dein Arsch da mit drinhängt. Jetzt lass mich meinen Job machen.“
    Er unterbrach die Verbindung und wählte Rafiqs Nummer.
    „Ja?“, meldete sich Rafiq. Sein Atem ging schwer, wie nach einem schnellen Lauf.
    „Was Neues?“ Der Katsa machte im Rückspiegel eine Bewegung aus, eine Unregelmäßigkeit, die seine Aufmerksamkeit erregte.
    „Das ist ein verdammter Krieg“, keuchte Rafiq. Wind überlagerte seine Stimme. „Wir kommen jetzt zurück. Hier hinten macht gerade die Polizei alles dicht.“
    Katzenbaum versuchte, seinen Blick stärker auf den Mann zu fokussieren, der sich von der anderen Seite der Brücke näherte. Es war die Art, wie er sich bewegte. Als er näher kam, sah Katzenbaum, dass er eine Hand gegen die Seite gepresst hielt.
    „Warte mal“, sagte er. Sein Instinkt sprang plötzlich an, seine Sinne

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