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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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spannten sich mit einem Ruck.
    „Was ist?“, versuchte Rafiq den Wind zu übertönen.
    „Ihr seid auf dem Weg hierher?“
    „Ja.“
    Der Mann war inzwischen so nahe, dass Katzenbaum Details erkennen konnte. Es war jetzt unübersehbar, dass er verletzt war. Er hatte offenbar Mühe, sich auf den Beinen zu halten, ging aber trotzdem mit lang ausgreifenden Schritten, wie jemand, der es sehr eilig hatte.
    „Dann macht schnell“, schnappte Katzenbaum. Er wechselte die Hand am Handy und langte mit der Rechten nach der Pistole auf dem Sitz. „Er kommt nämlich direkt auf mich zu.“
    „Wer?“, keuchte Rafiq. Er rannte jetzt offensichtlich. „Fedorow?“
    „Ja.“ Katzenbaum konnte das Gesicht des Mannes erkennen und registrierte, dass Blut über seine Stirn und die rechte Gesichtshälfte lief. „Ich steige jetzt aus.“
    Er ließ das Handy fallen und packte den Türgriff.
    Nikolaj beschleunigte seine Schritte. Er wusste, dass er mit jeder Sekunde abbaute. Er taumelte, stolperte und fing sich wieder. Die Aussetzer kamen jetzt schneller. Die Konturen der Straße vor seinen Augen, die vorbeifahrenden Autos begannen sich zu überlagern. Auf einer abstrakten Ebene seines Verstandes war ihm klar, dass das eine Folge des Blutverlustes war und des abfallenden Adrenalinspiegels. Ebenso wie das Kältegefühl, das seinen Körper zu lähmen begann. Seine Muskeln zitterten. Während er die Brücke überquerte, riss er sich die Sprechfunkausrüstung vom Körper und warf sie über das Geländer ins Wasser. Er wusste nicht, ob er es noch bis zum Wagen schaffen würde. Falls ihn die Polizei aufgriff, wollte er nicht, dass sie eine Verbindung zu Carmen herstellen konnten. Danach fühlte er Erleichterung. Sie war in Sicherheit. Im Malstrom seiner Gedanken kreisten die beiden Namen. Shimon Cohen, hatte Kusowjenko gesagt.
    Das erklärte natürlich vieles. David Liberman – dieser Name sagte ihm nichts. Aber Cohen allein war schlimm genug. Nikolaj bezweifelte, dass der andere noch einen Unterschied machen würde. Er versuchte seine Augen auf die gegenüberliegende Straßenseite zu fokussieren, auf die Dorotheenstraße, die linker Hand abzweigte. Dann traf ihn mit Wucht eine Wagentür, die unmittelbar vor ihm aufgestoßen wurde. Der Aufprall ließ ihn gegen die Ufermauer taumeln, die Steine fingen seinen Sturz auf. Instinktiv packte er die Beretta, aber über ihm tauchte ein Mann auf und stieß ihm den Lauf einer Pistole gegen die Stirn. Das Gesicht wirkte vage vertraut.
    „Hände in den Nacken“, sagte der Mann.
    Nikolaj starrte ihn an. Er spürte, wie sein Bewusstsein ins Delirium abzugleiten drohte.
    „Hände in den Nacken“, wiederholte der Mann.
    Der Lauf schrammte hart gegen Nikolajs Wangenknochen. Nikolaj beobachtete den Daumen des Mannes, der sich nervös um den Abzug schmiegte. Er senkte kurz die Lider, um seine Kapitulation anzudeuten. Dann löste er seine Hände vom Körper.
    Rafiq rannte mit weiten ausgreifenden Schritten die Bodestraße hinunter, Tal dicht hinter ihm. Als er die Brücke zur Hälfte überquert hatte, konnte er erkennen, dass neben ihrem Wagen irgendetwas vorging. Ein Mann lehnte an der Ufermauer, vor ihm Katzenbaum, der ihm eine Pistole ins Gesicht drückte. Fußgänger wurden auf die Situation aufmerksam und wechselten hektisch auf die andere Straßenseite. Rafiq riss seine eigene Waffe aus dem Hosenbund und behielt sie in der rechten Hand, während er die letzten Meter hinter sich brachte. Katzenbaum blickte ihm entgegen.
    „Im Kofferraum sind Kabelbinder“, rief er ihm zu.
    Tal reagierte sofort.
    „Fesselt seine Hände“, sagte Katzenbaum.
    Rafiq stoppte dicht vor Fedorow und starrte ihn ein paar Sekunden an. Er bemerkte das Blut im Gesicht und an den Händen des Russen. Als er ihm in die Augen sah, erwiderte Nikolaj den Blick nur unstet, mit flackernden Lidern, und Rafiq begriff, dass Fedorow kurz davor stand, das Bewusstsein zu verlieren. Er nahm Tal einen der Kabelbinder aus der Hand und riss Nikolaj an der Schulter herum. Dann zerrte er ihm die Arme auf den Rücken und schnürte den Kunststoffstreifen um seine Handgelenke. Er fand die Beretta in Nikolajs Hosenbund und warf sie Tal zu. Mit einem Ruck zog er den Kabelbinder fest. Fedorow widersetzte sich nicht.
    „In den Wagen mit ihm“, befahl Katzenbaum. „Wir müssen hier weg.“
    „Warte.“ Rafiq beugte sich nahe an Nikolajs Gesicht. „Was ist mit Carmen?“
    „Was soll mit ihr sein?“, erwiderte Nikolaj mit schwerer Stimme.
    „Wo

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