Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
leben. Blut trinken, statt zu essen. All das könnte sie meistern, solange sie bei ihm war – doch sie konnte nicht die andere Hälfte von sich aufgeben. Sie war eine Raubkatze und würde immer eine bleiben.
»Was geschieht, wenn ich mich nicht verwandele?«
Dominic zuckte mit den Schultern, als wäre das kein Thema. »Das sagte ich dir ja schon. Wir würden beide alt werden und sterben.«
»Du würdest bei mir bleiben?«
»Du bist meine Seelengefährtin, die Frau, die ich liebe. Das ist die einzige Antwort, die es darauf gibt, Solange. Und wie auch immer du dich entscheidest«, fuhr er fort und sah ihr eindringlich in die Augen, »ich würde es nie bereuen, bei dir zu bleiben.«
Solange glaubte ihm, und das änderte sofort die Situation für sie. Dominic würde alles für sie aufgeben, ohne Reue. Sie liebte und begehrte ihn und wünschte sich nichts sehnlicher, als ihm all das zurückzugeben, was er ihr geschenkt hatte. Sie fühlte sich ein bisschen hilflos, weil sie nicht wusste, wie Frauen ihre Männer erfreuten, aber das war nicht schlimm. Sie würde ihren eigenen Weg finden.
Sie nahm sich eine Scheibe Mango. »Würde mein Jaguar sterben?«
»Das kann ich dir leider nicht beantworten. Wie war es bei deiner Cousine?«
»Sie sagte, ihr Jaguar habe die Umwandlung erschwert, doch sie spürt, dass ihre Katze noch bei ihr ist, wenn auch nicht mehr auf die gleiche Weise.«
»Ist dein Blut anders als das deiner Cousine?«
Solange nickte. »Ihre Mutter war von königlichem Geblüt, doch ihr Vater nicht. Das Geschlecht ist jetzt so gut wie ausgestorben. Es gibt nur noch Brodrick und mich. Ich weiß, dass ich die letzte meiner Art bin. Ich kann unser Volk nicht retten. Mir ist das schon seit geraumer Zeit bewusst, und so traurig es auch ist, so ist es leider dennoch die Wahrheit. Unsere Zeit ist vorbei.« Solange hielt inne, um Luft zu holen. »Ich will meine Raubkatze beschützen. Sie ist ebenso sehr ein Teil von mir wie die Kriegerin und die Frau. Gibt es eine Möglichkeit, nach und nach in die Welt der Karpatianer einzutreten und zu sehen, ob meine Katze sie annimmt?«
»Sobald ich die Informationen habe, die wir brauchen, können wir einen ersten Blutaustausch versuchen, um zu sehen, wie sie reagiert. Wenn ich jetzt dein Blut nähme, würde es die restlichen Parasiten in mir töten. Ich brauche sie jedoch, um Zugang zu der Versammlung zu erlangen, die heute Nacht stattfindet.«
Solange versuchte, ruhig durchzuatmen, um ihren aufgeregten Herzschlag zu beruhigen. »Wir sollten ausprobieren, wie weit ich von dir entfernt sein muss, damit die Parasiten nicht auf meine Nähe reagieren. Ich bin eine gute Schützin und kann aus relativ großer Distanz noch treffen, doch nicht mit der Armbrust. Die brauche ich, um die Vampire zu töten.«
Er nickte. »Ich fand deine Armbrust schon immer genial.«
»Ja, und ich würde auch gern den ganzen Ruhm dafür einheimsen, aber Riordan, Juliettes Gefährte, half mir, sie zu entwickeln. Er mischte diesen großartigen Brandbeschleuniger für mich, als immer mehr Vampire in dieser Gegend aufzutauchen schienen. Wir wussten, dass Brodrick irgendeinen Pakt mit ihnen geschlossen hatte, aber es dauerte eine Weile herauszufinden, warum. Alle dachten, er würde von den Vampiren beherrscht, doch mir war klar, dass das unmöglich war. Ich wusste, dass sie ihn nicht beeinflussen konnten.«
»Es fällt mir schwer, zu verstehen, warum ein Mann an seiner gesamten Spezies Verrat begehen sollte, ohne von einem Vampir gesteuert zu werden. Brodrick muss doch wissen, dass die anderen Jaguarmänner, die nicht über seine besondere Art von Schutz verfügen, von Vampiren beeinflusst werden.«
»Weil er durch und durch schlecht ist«, sagte Solange und senkte dabei ganz unbewusst die Stimme. Noch heute erschauderte sie bei der Erinnerung an den Ausdruck in Brodricks Augen, als er ihrer sechsjährigen Freundin die Kehle durchgeschnitten hatte, weil sie sich nicht verwandeln konnte. »Er genießt seine Macht über Frauen. Meine Tante erzählte mir, wie er meine Mutter an den Haaren aus dem Haus schleifte, nachdem er ihre Eltern umgebracht hatte, und dass er sie dann monatelang gefangen hielt. Meine Mutter war sehr mitgenommen, als er sie endlich gehen ließ. Sie war damals erst siebzehn, und er war sehr, sehr grausam. Er genießt es, Frauen Schmerzen zuzufügen, und da er der Führer unseres Volkes war, übernahmen die Männer seine Einstellung. Wie Brodrick glauben sie, dass Frauen geringer sind
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